Leseprobe

47 | Detail 8 | Detail »Versehen mit Bleistift und Papier / Es GummiElastikums nicht vergessend«, das erfährt man in zwei Zeilen eines längeren um 1802/03 verfassten »Briefes in Versen« darüber, wie Friedrich zum Zeichnen in der Natur aufbrach.1 Diese Minimalausstattung dürfte ihm auf den meisten seiner Streifzüge genügt haben.2 Das Papier hatte er in der Regel als Skizzenbuch gebunden dabei.3 Christina Grummt ordnet in ihrem Werkverzeichnis 404 der 1014 Caspar David Friedrich zugeschriebenen Blätter insgesamt 17 Skizzenbüchern zu.4 Viele der Blätter sind doppelseitig verwendet, sodass ungefähr die Hälfte von Friedrichs heute bekanntem zeichnerischen Werk mit Sicherheit aus Skizzenbüchern stammt. Nur sechs sind noch in gebundenem Zustand erhalten, die übrigen wurden aufgelöst.5 In sein erstes in der Dresdner Zeit entstandenes Skizzenbuch von 1799, das nicht mehr gebunden vorliegende, jedoch im Berliner Kupferstichkabinett bewahrte Berliner Skizzenbuch I, zeichnete er mit dem Bleistift das Laubwerk zweier Kiefern, in den Konturen mit kleinen Strichelchen und Häkchen offen eingefasst, wie man sie aus vielen seiner späteren Zeichnungen kennt. Die Bäume stehen »in der Ferne«, was er jeweils sorgfältig neben dem Stamm anmerkte (Abb. 1). So von Weitem gesehen, findet man den linken der Bäume 1807 wieder links am Rand in dem Gemälde Ausblick ins Elbtal (Abb. 24, S. 143). Neben den Bäumen als typischen Studienmotiven beobachtete Friedrich mit dem Zeichenstift gelegentlich auch einfache Alltagsgegenstände, hier drei auf einer Wäscheleine angeklammerte Tücher und darunter, nur mit dünnen Umrisslinien skizziert, ein zum Trocknen aufgehängtes Hemd. In lockeren, aber klar gesetzten Strichlagen notierte er den Faltenfall. Noch von seiner Schiffsüberfahrt aus Kopenhagen sind als Rudiment drei zwischen dem 5. und dem 7. Mai 1799 datierte Blätter des Kopenhagener Skizzenbuches erhalten, in denen er Mitreisende in verschiedenen Haltungen – stehend, liegend, sitzend – übungshalber und aus Petra Kuhlmann-Hodick | Johanna Ziegler BEOBACHTUNGEN ZU FRIEDRICHS NATURSTUDIEN UND ENTWURFSZEICHNUNGEN

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1