Leseprobe

381 2 | Detail Klara von Lindern KANONBILDUNG BEI HANS JOACHIM NEIDHARDT FORSCHUNG ZUR MALEREI DER DRESDNER ROMANTIK Vor rund 50 Jahren fanden anlässlich des 200. Geburtstags zwischen 1972 und 1975 (und damit rund um das Jubiläumsjahr 1974 selbst) drei große Jubiläumsausstellungen in London, Hamburg und Dresden statt.1 Ein näherer Blick auf Titel und Konzept der Londoner und Dresdner Ausstellung zeigt die inhaltlich-thematische Verwandtschaft dieser beiden Schauen: Caspar David Friedrich 1774–1840. Romantic Landscape Painting in Dresden sowie Caspar David Friedrich und sein Kreis. Neben einer weitgehend chronologisch geordneten Übersicht über das Gesamtœuvre des Künstlers enthielten beide Ausstellungen eine Sektion mit Arbeiten des künstlerischen Umkreises. In der Tate Gallery umfasste diese rund 13 Gemälde und Zeichnungen, im Dresdner Albertinum wuchs die Sektion auf insgesamt 35 Werke auf Leinwand und Papier an.2 Während nach aktuellem Kenntnisstand keine Fotografien der entsprechenden Sektion der Londoner Schau überliefert sind, existieren diverse Aufnahmen aus der Ausstellung im Albertinum von 1974/75, die einen guten Überblick über die im Mosaiksaal ausgestellten Arbeiten von Friedrichs künstlerischem Umkreis in Dresden bieten (Abb. 1).3 Auch hier handelte es sich zum einen um groß angelegte Jubiläumsausstellungen mit dem Ziel einer kritischen Aktualisierung und Fruchtbarmachung Friedrichs und seiner Werke für die Gegenwart der 1970er Jahre, zum anderen aber auch um den Blick auf Dresden als wichtiges Zentrum romantischer (Landschafts-)Malerei. Die Ausstellung zum 250. Geburtstag mit Blicken auf altmeisterliche Vorbilder sowie unter Hinzunahme von Leihgaben aus zahlreichen bundesweiten und internationalen Sammlungen erweitert diesen allerdings noch einmal deutlich. Es ist kein Zufall, dass die beiden Retrospektiven der 1970er Jahre miteinander thematisch und konzeptuell verwandt sind.4 So war der hauptverantwortliche Kurator der Dresdner Ausstellung, Hans Joachim Neidhardt, ebenfalls Teil des Londoner Kuratoren-Teams. Er ist zudem in beiden Katalogen mit Aufsätzen vertreten: 1972 zunächst zum Verhältnis zwischen Ernst Ferdi-

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