283 3 Caspar David Friedrich Das Kreuz im Gebirge | 1807/08 Gemälderückseite mit originalem Keilrahmen. 13 Werken sind undoubliert, das heißt ohne flächige Leinwandhinterklebung, überkommen. Das undoublierte Kreuz im Gebirge (Abb. 1, S. 239) war bisher nur einmal 1965 vom originalen Keilrahmen abgespannt, während das Große Gehege (Abb. 13, S. 274), abgesehen von den Ecken, noch in seiner ursprünglichen Aufspannung erhalten ist.12 Gerade diese seltenen, authentischen Erhaltungszustände, die es möglichst lange zu bewahren gilt, bedingen jedoch eine besondere Fragilität der Kunstwerke. Da der Umfang von Retuschen bei den meisten untersuchten Bildern sehr gering ausfällt, ist die herausragende malerische Qualität Friedrichs gut ablesbar. Die Gemäldeoberflächen sind jedoch durch spätere Firnisüberzüge geprägt, sodass Aussagen zum ursprünglichen Material dort schwer zu treffen sind. Dass Caspar David Friedrich gerade fertiggestellte Ölgemälde vor der öffentlichen Präsentation zunächst mit temporärem Eiklarüberzug bestrich, das Abwaschen desselben und das Neufirnissen nach Jahresfrist mit Mastixharzlösungen zumeist den neuen Besitzern überließ, ist seinen Briefen zu entnehmen.13 Die Befunde an den bisher entnommenen Querschliffen liefern nur für Ausblick ins Elbtal (Abb. 24, S. 143) Hinweise auf Reste eines Eiklarüberzugs. KEILRAHMEN UND GEWEBE Fünf originale Keilrahmen der Dresdner Gemälde besitzen als Eckverbindung eine einteilige verdeckte Schlitz-Zapfen-Verbindung, die eine separate Vergrößerung in Höhe und Breite zulässt. Dieser aus Nadelholz gefertigte und oft mit Hartholzkeilen bestückte Keilrahmentyp dominiert im Werk Friedrichs. Zwei weitere wohl ebenfalls entstehungszeitliche Keilrahmen weisen bildseitig einen Gehrungsschnitt auf und scheinen eine Variante des ersten Typs zu sein. Mit Sicherheit eine Einzelanfertigung nach Friedrichs Vorgaben ist der ebenfalls keilbare Spannrahmen mit bogenförmigem Abschluss und Mittelkreuz, auf den die Leinwand für das Kreuz im Gebirge gespannt und auch bemalt wurde (Abb. 3).14 Friedrich bevorzugte als Bildträger für seine Ölgemälde einteilige Leinwände. Es gibt auch bei größeren Formaten wie zum Beispiel dem Friedhof (Abb. 8, S. 224) keine miteinander vernähten Teilstücke.15 Hergestellt wurden sie aus heimischen Flachsfasern16 an Handwebstühlen in einfacher Leinwandbindung. Tendenziell bevorzugte er im Spätwerk dichtere und feinere Gewebe als zu Beginn seiner malerischen Tätigkeit.17 Näher charakterisieren lassen sich diese Gewebe heutzutage durch textiltechnische Analysen und mittels einer Spezialsoftware, die anhand der Röntgenbilder auch sogenannte Matches erkennt. Darunter versteht man textile Bildträger, die ursprünglich aus ein und derselben Gewebebahn stammen.18 Im Laufe der Dresdner Untersuchungen konnten bisher vier Leinwand-Matches gefunden werden, die auch im Hinblick auf die kunsthistorische Einordnung der Werke von Interesse sind.19 So stammen die Bildträger des Dresdner Gemäldes Zwei Männer in Betrachtung des Mondes (Abb. 3, S. 252) und die Berliner Variante Mann und Frau in Betrachtung des Mondes sehr wahrscheinlich von einer Gewebebahn. Die Dresdner Schiffe im Hafen am Abend und das in der Alten Nationalgalerie Berlin befindliche Meeresküste bei Mondschein bilden ebenfalls ein Match. Weiterhin gibt es ein Dreier-Match zwischen den als Pendants geltenden Bildern Böhmische Landschaft mit dem Milleschauer und der Stuttgarter Böhmischen Landschaft sowie dem formatgleichen Gemälde Böhmische Landschaft aus Weimar (Abb. 1, S. 175).20 Dass Friedrich Pendants jedoch nicht zwingend auf Bildträgern derselben Geweberolle ausführte, wird am Beispiel des kleinen Dresdner Bildes Gebüsch im Schnee (Abb. 3, S. 259) und dessen in München befindlichen Gegenstücks Fichtendickicht im Schnee deutlich.
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