Leseprobe

249 VATERLÄNDISCHE ANGELEGENHEITEN Wie sehr die politischen Verhältnisse in der Zeit der Napoleonischen Kriege Friedrich auch in seiner Gesundheit belasteten, zeigt sich aus einem Brief seines Malerfreundes Friedrich August von Klinkowström an Philipp Otto Runge vom 18. Juni 1806, in dem dieser mitteilt: »Friedrich hat mir nach seiner Krankheit geschrieben, welche er, wie ich glaube, sich durch Aerger über die vaterländischen Angelegenheiten zugezogen.«5 Im Dezember 1805 hatte die Schlacht bei Austerlitz im Zuge der Waffenstillstandsverhandlungen zur Auflösung des Heiligen Römische Reichs Deutscher Nation geführt. Friedrich weilte zu dieser Zeit auf Rügen, wo er sich zunehmend für die vor1 Caspar David Friedrich Hünengrab im Schnee 1807 | KAT 95 christliche Geschichte interessierte. Er zeichnete Überreste der Megalithkultur.6 Bei seiner Rückkehr nach Dresden entstand so die große Sepiazeichnung Hünengrab am Meer (Abb. 8, S. 102). Dabei kombinierte er das Motiv einer steinzeitlichen Anlage7 mit Zeichnungen von drei Eichen, die an anderen Orten entstanden waren,8 und verstärkte so den Eindruck einer vaterländischen Thematik, die in der Kriegssituation 1806 die heroische Vergangenheit heraufbeschwört.9 In einer Besprechung dieser Sepia 1807 nannte vermutlich Carl Bertuch die Bäume »drei große unerschütterliche Helden Charaktere«.10 Kurze Zeit später verlegte Friedrich diese Szene in einem seiner ersten Ölbilder, dem Hünen­

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