193 gleichmäßig über die ganze Fläche seines Skizzenbuchblattes. Seine Anordnung wirkt analytisch, als wollte er einen Katalog möglicher menschlicher Haltungen sammeln.19 Damit löste er sie aus dem ursprünglichen Verbund der Komposition, in der sie in Analogie zur Horizontlinie nebeneinander aufgereiht ihren Ort fanden.20 Auf einem Blatt findet sich der Name »Bout« verzeichnet,21 wohl später von fremder Hand hinzugefügt, der auf die Herkunft einiger dort gezeichneter Figuren aus Gemälden der Dresdner Galerie verweist. Sie wurden von Peeter Bout zur Belebung der Szenerie in die Landschaften Adriaen Fransz. Boudewijns gemalt. Von den ursprünglich acht Gemälden, die aus der Zusammenarbeit dieser beiden niederländischen Maler des 17. Jahrhunderts entstanden sind, verwahrt die Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister 6 Caspar David Friedrich Gebirgslandschaft mit Regenbogen um 1809/10 | KAT 101 heute noch fünf.22 Auf ihnen finden sich einige der von Friedrich skizzierten Figuren.23 Er hat sich durch sie anregen lassen, und so greift er sie deutlich verändert viele Jahre später in einigen seiner Gemälde auf. Der sich auf einen Stock stützende Bettler in der Menschenmenge am Hafen aus einem Gemälde von Boudewijns und Bout (Abb. 3, 4) wurde für das Skizzenbuchblatt (Abb. 5) aus seinem Umfeld herausgelöst. Friedrich interessierte sich für diese Figur wohl auch, weil sie ihn an Wanderer erinnerte, denen er auf seinen Reisen begegnet war und die er auf seinen Zeichnungen festgehalten hatte.24 Auch in seinen Gemälden findet sich diese Figur, am deutlichsten wohl in der Gebirgslandschaft mit Regenbogen von 1809/10 (Abb. 6). Der Bettler aus Boudewijns Gemälde und Friedrichs Wanderer nehmen eine Wie nicht selten in Friedrichs Werk lassen sich von einer frühen Zeichnung, die für sich genommen eher unscheinbar erscheint17 und deutlichen Studiencharakter trägt, Linien ziehen, die oft auf deutlich spätere Schaffensphasen verweisen. Auf den vier Seiten eines Skizzenbuches seiner Dresdner Anfangszeit um 1800 (Abb. 2) erscheinen Menschendarstellungen in einfachen Umrissen gezeichnet, in denen schon Werner Sumowski Figuren aus Gemälden der Dresdner Galerie wiederfinden konnte.18 Es handelt sich um Staffagefiguren vor allem aus niederländischen Landschaftsbildern des 17. Jahrhunderts, die ihren Sujets entsprechend, zumeist Hafenszenen, eine vielfigurige Lebendigkeit aufweisen. Aus dieser Ansammlung von Menschen in unterschiedlichen Posen und mit verschiedenstem Ausdruck wählte Friedrich einige. Er streute sie
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1