Der Maler 190 Holger Birkholz CASPAR DAVID FRIEDRICH UND DIE ALTEN MEISTER In einem Brief, den Caspar David Friedrich 1816 an König Friedrich August I. von Sachsen im Rahmen seiner Berufung zum Mitglied der Akademie schrieb, betonte der Künstler, dass die »trefflichsten Kunstschätze«1 einer der Gründe seien, weshalb er 1798 nach Dresden kam. Schon früh wurde das Werk Friedrichs im Zusammenhang der bedeutenden Vertreter der Landschaftsmalerei vor ihm betrachtet. Die Künstler, die dabei immer wieder genannt wurden, waren Jacob van Ruisdael, Salvator Rosa und Claude Lorrain.2 Neben diesen kunsttheoretischen Diskursen lassen sich konkrete Bezüge zwischen Friedrichs Werken und denjenigen der Alten Meister, die er in der Dresdner Gemäldegalerie sehen konnte, nachweisen. Er übernahm Motive, wie Sonnenuntergänge oder das Friedhofsthema, orientierte sich zum Teil an Kompositionsschemata und skizzierte Staffagefiguren, aber auch Felsformationen aus einigen Landschaftsbildern. Der Blick auf die Alten Meister und das Kopieren ihrer Werke gehörten zur künstlerischen Grundausbildung der Zeit. Während seines Zeichenunterrichts bei Johann Gottfried Quistorp in Greifswald hatte Friedrich nach grafischen Vorlagen3 gezeichnet, und auch während seiner Ausbildung an der Kopenhagener Kunstakademie bestand das Lehrprogramm zum großen Teil im Zeichnen nach grafischen Vorlagen oder nach Gipsen.4 Das führte dazu, dass Friedrich dem Kopieren sehr skeptisch gegenüberstand. So bemerkte er später um 1830 prägnant: »Wer selber Geist hat kopirt nicht andere.«5 Zudem forderte er von Studierenden eine hohe Form von Eigenständigkeit, die er sich selbst erst nach seinem Studium erarbeiten musste.6 Als Friedrich 1798 in Dresden ankam, sah er sich mit der Haltung Adrian Zinggs konfrontiert, der auf ein entschiedenes Naturstudium setzte und das Studium der Alten Meister ablehnte. Friedrich berichtete seinem Kopenhagener Studienfreund Lund, Johann Carl August Richter hätte ihm gesagt, er habe »noch nicht die Gallerie gesehen und auch nicht das KupferstichKabinett, die Ursache war, der alte Zing fand, es war unnötig«.7 Friedrich sah das offenbar anders. Er ist selbst regelmäßig in der Galerie gewesen. Das zeigt sich in einigen Spuren, die Gemälde aus der Sammlung in seinem Werk hinterlassen haben. 1 | 2 Caspar David Friedrich Figurenstudien. Nachzeichnungen nach der Staffage niederländischer Gemälde der Dresdner Galerie um 1800 | KAT 30
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1