Leseprobe

Der Zeichner 136 7 Caspar David Friedrich Kleine Landschaft im Rund um 1794 | KAT 2 8 Caspar David Friedrich Landschaft mit einem Steg um 1801 | KAT 62 9 Caspar David Friedrich Landschaft mit Herrenhaus 12. Oktober 1799 | KAT 27 Vergleicht man Friedrichs Sepiablatt mit Zinggs Darstellung des Zscherregrunds,21 wo hinter dem Felsendurchgang eine Hirtenidylle zu erblicken ist, so erweist sich erst recht der Kontrast zwischen dem mächtigen, lastenden Gestein und den winzigen menschlichen Figuren bei Friedrich. Diese Zuspitzung der Größenverhältnisse im Plauenschen Grund griff keiner der zahlreichen nachfolgenden Künstler wie Carus, Hammer oder Johan Christian Dahl in Zeichnung oder Druckgrafik auf. Friedrichs Schüler August Heinrich trieb die Konsequenz jedoch malerisch in eine andere Richtung, als er in seinem Gemälde des Uttewalder Grundes gleichsam jedes einzelne Blatt des sonnenbeschienenen Grundes mit höchster Differenzierung wiedergab.22 LANDSCHAFTSRADIERUNGEN UND -STUDIEN UM 1800 Wie Günther griff auch Friedrich selbst zur Radiernadel. Schon als Schüler hatte er winzige Landschaften mit Bäumen im Rund radiert (Abb. 7).23 »Die meisten Radierungen Friedrichs reflektieren die Parktheorie des Sentimentalismus«, so fasste Werner Sumowski den konventionellen Kontext der Radierungen Friedrichs aus seinen ersten Dresdner Jahren zusammen, in dem er auf Christian Cai Lorenz Hirschfelds Theorie der Gartenkunst und Radierfolgen wie Johann Adolph Darnstedts Ansichten aus dem Seifersdorfer Tal von 1793 als parallele Erscheinung verwies und »die stilistische Abhängigkeit der Radierungen Friedrichs von Hackerts Rügenlandschaften und von den Veduten Veiths«24 herausstellte (Abb. 8). Damit erprobte der junge Künstler eine Technik, die mit Samuel Bottschild, Johann Alexander Thiele, Charles François Hutin, Bernardo Bellotto, Adam Friedrich Oeser, Adrian Zingg, Johann Christian Klengel und Christoph Nathe in Sachsen eine große Tradition hatte. Schon Thiele oder Bellotto radierten ganze Folgen.25 Christian Ludwig von Hagedorn dilettierte in dieser Technik; Dietrich, Klengel und Nathe hinterließen jeweils umfangreiche Radierwerke.26 Für Landschaftsradierungen boten ihnen die Meister des vorangegangenen Jahrhunderts wie Rembrandt, Allaert van Everdingen, Jacob van Ruisdael, Herman van Swanevelt, Anthonie Waterloo oder Jan Both Orientierung. Klengels radierte Landschaften wurden in ihrer technischen Versiertheit und künstlerischen Freiheit ihrerseits für nachfolgende Malerradierer:innen maßgeblich. Mit Zinggs Technik der lavierten Umrissradierung sorgte schließlich eine ganze Werkstatt für einen breiten Bilderstrom,27 unter anderem bis hin zu Carl August und Ludwig Richters 70 Mahlerische[n] An- und Aussichten der Umgegend von Dresden in einem Kreise von sechs bis acht Meilen28 von 1820 und 30 An- und Aussichten zu dem Taschenbuch für den Besuch der 9 7 8

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