Leseprobe

135 4 Caspar David Friedrich Gesteinsstudien und Detail einer gotischen Kirche 3. September 1800 (links) Felsentor im Uttewalder Grund 28. August 1800 (rechts) | KAT 43 6 Christian August Günther Das Felsentor im Uttewalder Grund nördlich von Wehlen in der Sächsischen Schweiz | 1800 Blatt aus Johann Jakob Brückners Pitoreskische Reisen durch Sachsen, Radierung, 93 × 61 mm (Darstellung), 161×101 mm (Blatt) | Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inv. A 1995-6773 5 Caspar David Friedrich Felsentor im Uttewalder Grund um 1801 | KAT 44 nach Klengels lavierten Federzeichnungen Vorbilder für diese vedutenartige Auffassung.16 Auch von Friedrichs Ansichten selbst wurde eine als Vorlage für eine kolorierte Umrissradierung verwendet.17 Zum Vedutencharakter kam bei Friedrich ein koloristisches Feingefühl hinzu, das diesen Blättern ihre malerische Anmutung verlieh, noch ehe er zur Ölmalerei wechselte. Für die Verwendung der Deckfarben gab es neben Künstlern wie Jakob Philipp Hackert auch in Sachsen Vorbilder, die – wie Christian Wilhelm Ernst Dietrich (gen. Dietricy), Johann Georg Wagner, Carl Gottlob Ehrlich und Johann Friedrich Nagel – im Umfeld der Porzellanmanufaktur Meißen wirkten. Wagner war trotz seines frühen Todes 1767 unter Künstlerkolleg:innen und Kunstsammler:innen bekannt; seine Gouachen stehen kompositorisch unter dem Einfluss seines Onkels und Lehrers Dietrich, sind von lockerer Pinselführung und farblich sehr differenziert (Abb. 3), gleichsam Gemälde auf Papier. DAS TOR ZUM UTTEWALDER GRUND IN DER SÄCHSISCHEN SCHWEIZ Als Friedrich ab 1799 seine ersten Wanderungen unternahm, beflügelten Karl August Engelhardts illustrierte Malerische Reise durch Sachsen18 mit Kupferstichen von Philipp Veith oder Johann Jakob Brückners Pitoreskische Reisen durch Sachsen oder Naturschönheiten sächsischer Gegenden auf einer gesellschaftlichen Reise gesammelt mit Radierungen von Christian August Günther das Interesse an Dresdens weiterer landschaftlicher Umgebung.19 Veith und Günther, beide ZinggSchüler, gaben jeweils markante Landschaftsausschnitte im Lineament der Druckgrafik bildmäßig komponiert wieder. Als Friedrich am 28. August 1800 das Tor zum Uttewalder Grund zeichnete (Abb. 4),20 konnte er Günthers Darstellung desselben Motivs kennen. Dies legt zumindest seine nach der Skizze ausgeführte Sepiazeichnung (Abb. 5) mit zwei Figuren nahe, die wie in Günthers Radierung mit erhobenen Armen zeigend auf das aus Felsen gebildete Tor reagieren (Abb. 6).

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