Leseprobe

Der Zeichner 134 kunst die Aufmerksamkeit.7 Die Schrift war illustriert mit Kupferstichen von Johann Adolph Darnstedt nach Vorlagen von Klengel.8 Noch vor Plauen, Potschappel und Rabenau war Tharandt mit den Resten der mittelalterlichen Burg ein Wanderziel. Das Ensemble aus Ruine, Kirche und Häusern wurde von Adrian Zingg9 und Klengel dargestellt sowie von Radierern und Kupferstechern wie Philipp Veith oder Carl August Richter und Johann Friedrich Wizani, die das Motiv druckgrafisch vervielfachten. Auch Anton Graff, Carl Gustav Carus, Christian Gottlob Hammer, Karl Gottfried Traugott Faber oder Ludwig Richter fanden hier ihre Motive. Friedrich stellte die Ruine mehrfach dar (Abb. 1), unter anderem in seinem Berliner Blatt aus einem Blickwinkel, den – unter anderen Lichtverhältnissen – auch Klengel für ein Gemälde gewählt hatte.10 Wahrscheinlich kannte Friedrich dieses Werk zumindest in einer der drei druckgrafischen Reproduktionen,11 von denen ein Kupferstich Beckers erwähntes Buch illus3 Johann Georg Wagner Hügellandschaft mit Felsblock, Bauernhütten und einer Schafherde auf der Straße Tempera, 203 × 242 mm Albertina Museum Wien, Grafische Sammlung, Inv. 4752 1 Caspar David Friedrich Burgruine in Tharandt, Baumstudie 1./2. Mai 1800 | KAT 40 2 Caspar David Friedrich Ruine, Kirche und Häuser in Tharandt um 1799 | KAT 21 trierte.12 Im Jahr 1799 zeichnete er die Ruine Tharandt mit der Feder über einer sich darunter fortsetzenden Bleistiftzeichnung (Abb. 2). Dabei deutete er die baumbestandene Böschung über der Uferlinie des Sees nur mit Bleistift an, während er sie in einer zweiten Zeichnung in Feder ausführte, die Ruine aber nicht.13 Er konzentrierte sich also jeweils auf einen anderen Teil eines imaginären Gesamtbildes, das dem Vorbild von Klengel nahekommt. Doch stellte Friedrich mit der Glashütte, der Königsmühle, Neumühle und der Pulvermühle auch jene unspektakulären Gebäude im Plauenschen Grund dar, mit denen sich dessen Verwandlung in ein Industriegebiet anbahnte (Abb. 7, S. 152).14 Mit Mittel- und Hintergrund sowie seitlich platzierten Bäumen und Felsen sind diese Deckfarbenblätter vergleichsweise traditionell komponiert; und tatsächlich gab es mit Carl Gottfried Nestlers Kupferstichfolge Prospecte des Plauschen Grundes bey Dresden15 oder mit Folgen von Ansichten

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