Leseprobe

77 3 Caspar David Friedrich Vom Blitz getroffene Weide | 19. März 1812 Bleistift, laviert und aquarelliert, auf Velin, 260 × 355 mm | Nationalgalerie Prag, Inv. DK 463 (G 660) 4 Caspar David Friedrich Gebirgslandschaft mit Figur (Schmiedeberger Kamm) | 13. Juli 1810 Bleistift, 260 × 360 mm Kunsthalle Mannheim, Inv. G 445 (G 622) 5 Caspar David Friedrich Landschaftsstudien 9./12. Mai 1808 Dresdner Skizzenbuch 1807–1812, Bl. 10 | KAT 97 (G 564) in welchem die Vertical=Linie mit der Horizont= Linie zusammen trifft, wird in der Perspective der Augpunkt genannt.«7 Angesichts von Friedrichs Zeichnungen fragt man sich, was genau die früh bei ihm ebenfalls zu findende Grundlinie, nicht selten begleitet vom Wort »Vorgrund«, das sich auch bei Valenciennes in der Übersetzung findet, eigentlich markieren soll (Abb. 3).8 Im Fall von Valenciennes gewinnt sie an Wichtigkeit, weil sich von hier aus die Entfernung zu darzustellenden Gebäuden bemisst. Dabei soll die Entfernung die dreifache Breite der Gebäude ausmachen, erst dann erschienen sie perspektivisch richtig.9 Bei Friedrich verhält es sich etwas anders, hat allerdings auch bei ihm mit Entfernung zu tun. Die Grundlinie bezeichnet die Linie, von der aus der Künstler die Gegenstände der Zeichnung aufgenommen hat, das war bei Valenciennes nicht anders, doch Friedrich entwarf von hier aus ein Entfernungssystem, das er brauchte, da seine Zeichnungen aus reinen Umrisslinien bestehen. Insbesondere, wenn er in eine bergige Ferne mit hintereinander gestaffelten Höhenzügen schaut, wird durch Überschneidungen zwar deutlich, was sich vor und was sich hinter der jeweiligen Bergsilhouette befindet, doch nicht, in welchem Entfernungsverhältnis die einzelnen Höhenzüge zueinanderstehen. Friedrich markierte ihr Verhältnis durch von vorne nach hinten abnehmende Zahlen (Abb. 4, 5).10 3 4 5

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