6 Wandern mit Caspar David Friedrich. Eine Einführung Caspar David Friedrich ist der bedeutendste Landschaftsmaler der deutschen Frühromantik. Nach seinem Studium in Kopenhagen ging er nach Dresden, wo er bis an sein Lebensende lebte. Im Atelier am Altstädter Elbufer schuf er seine bekanntesten Werke. Immer wieder brach er zu großen Wanderungen auf, bei denen er über eintausend Naturstudien zeichnete. Seine engen Beziehungen zur Sächsischen Schweiz lassen sich noch heute anhand vieler Skizzen und einiger Gemälde nachweisen. Er wanderte mehrfach auf dem heute so genannten historischen Malerweg. Anregungen erhielt er von Adrian Zingg und Johann Philipp Veith. Allerdings fühlte er sich nicht der Vedutenmalerei verpflichtet, sondern ging völlig andere Wege. Seine Naturstudien verwendete er, nachdem er seinen unverwechselbaren Stil gefunden hatte, in frei komponierten Landschaftsgemälden, die realen Landschaften zwar zu entsprechen scheinen, jedoch als eigene Erfindungen meist Sinnbilder für seelische Zustände sind. Unter den Gemälden, die die Felsenlandschaft der Sächsischen Schweiz thematisieren, ragen der berühmte Wanderer über dem Nebelmeer und Zwei Männer in Betrachtung des Mondes heraus. Ihre Spuren kann man in der Sächsischen Schweiz erwandern und entdecken. Für Friedrich hatte das kleine Fischerdorf Krippen eine besondere Bedeutung. 1813, in der bedrückenden Kriegszeit, fand er von März bis etwa November dort eine Unterkunft bei Verwandten eines Dresdner Freundes. 25 Zeichnungen enthielt das Skizzenbuch, das Friedrich bei diesem Aufenthalt verwendete. Heute ist es aufgelöst und die Blätter befinden sich in verschiedenen Sammlungen. Um Friedrichs frühe Spuren in seiner sächsischen Wahlheimat zu verfolgen, werfen wir auch den Blick auf die Orte, die er in den ersten beiden Dresdner Jahren besucht hat: Tharandt mit dem Plauenschen Grund, Meißen, Nossen, Hainichen und Kriebstein, um nur die wichtigsten zu nennen. Wenn Friedrich auch dorthin zu Fuß unterwegs war, so wird heute wohl niemand mehr auf die Idee kommen, diese Orte per Fuß zu erwandern. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Da dieser Kunstführer Friedrichs sächsischen Landschaften gewidmet ist, werden seine Ostseereisen und die Wanderungen in Nordböhmen und im Riesengebirge nicht behandelt. Wobei allerdings die frühen Rügenwanderungen höchst bedeutend sind, denn hier fand Friedrich seinen auf das Wesentliche zielenden Zeichenstil, der reduziert erscheint und doch alles erfasst, worauf es ihm ankam. Dieser Kunstführer, der anlässlich Friedrichs 250. Geburtstag erarbeitet wurde, soll anregen, auf seinen Spuren zu wandern und seine Motive zu entdecken. Dabei werden wir feststellen, dass die Landschaft uns heute noch ebenso faszinieren kann, wie den Maler in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts – trotz aller Veränderungen, die die Landschaft und Orte erfahren haben. Sein Blick auf die Natur kann uns Einblicke eröffnen, die uns zum Kern unseres Selbst führen. Wenn wir wissen, dass seine Gemälde in aller Regel Erfindungen sind, in die er seine Studien von Bäumen, Steinen, Felsen und sogar Gebäuden hineinsetzt, scheinbar willkürlich und ohne jede Beschränkung, dann stellt sich die Frage, nach dem Wahrheitsgehalt seiner Studien.
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