Caspar David Friedrich-Weg in Krippen 109 Caspar David Friedrich in Krippen Im Jahr 1813 ging die Herrschaft Napoleons über Europa zu Ende. Die letzten Schlachten wurden bei Bautzen, in Dresden, an der sächsisch-böhmischen Grenze und schließlich in Leipzig geschlagen. Die traurigen Reste des sächsischen Heeres, das Napoleon 1812 in den Rußlandfeldzug gefolgt war, kamen im März 1813 in Dresden an. Die Stadt bereitete sich auf die Verteidigung gegen die anrückenden Russen vor. Mitte März befanden sich 11 000 Mann fremde Truppen in Dresden. Es herrschte Not. Krankheiten und Seuchen wüteten in der Stadt. Obwohl die Augustusbrücke gesprengt worden war, rückten am 27. März 2000 Russen in die Dresdner Altstadt ein. Im April befanden sich der russische Zar Alexander I. und der preußische König Friedrich Wilhelm III. in Dresden. Im Mai wiederum schlug Napoleon sein Hauptquartier in Dresden auf. Für Friedrich war die Situation in Dresden unerträglich geworden, so dass er sich im März nach Krippen in der Sächsischen Schweiz zurückzog. Er wohnte bei Verwandten seines Dresdner Freundes, des Münzmeisters Friedrich Gotthelf Kummer. Das Haus ist nicht mehr auffindbar. Krippen war damals ein kleines Fischerdorf an der Elbe und hatte »56 Häuser mit 347 Konsumenten, darunter 15 Wirte, oder Begüterte.«22 Im Ort gab es zwei Mühlen, eine Kirche und eine Schule. Er schrieb ein paar Briefe, die einen Einblick in seinen Seelenzustand gaben. Brief an Dr. Ludwig Puttrich (Rechtsanwalt und Kunsthistoriker) in Leipzig: »Krippen, Schandau / gegenüber an der Elbe, / den 31t März 1813 – [...] Ich habe schon seit länger als 14 Tagen Drd. verlassen und lebe hier in einer sehr angenehmen Gegend. Der hiesige Aufenthalt könnte für mich sehr nützlich sein, wenn nicht die Ereignisse der Zeit mein Gemüth so ganz verstimt hätten und mich unfähig machten etwas zu beginnen [...].«23 Brief an Frederik Christian Sibbern, dänischer Philosoph: »Krippen den 30t Mai 1813 Ich lebe seit 14 Tage auf dem Lande, Schandau gegen über an der Elbe. Warum ich Dresden verlassen, können sie sich leicht denken. Der Mangel an Lebensmittel war so groß, das wirklich Menschen sollen verhungert seyn. Jetzt ist die Not nicht mehr so groß, aber ich finde noch immer Ursach genug nicht wieder zurück zu kehren; vielleicht sind auch meine Zimmer mit Verwundete angefüllt [...].«24 Ein weiterer Brief an Sibbern lässt vermuten, dass dieser Friedrichs Schreiben vom 30. Mai nicht erhalten hat. Friedrich hatte Sibbern wohl im Zusammenhang mit dem Norweger Henrik Steffens, auch einem Naturphilosophen, der in der Befreiungsbewegung gegen Napoleon aktiv tätig war, kennengelernt. Friedrich hatte sich förmlich in Krippen verkrochen und war, wie er schrieb, von den »Ereignissen der Zeit« so angegriffen, dass er nicht fähig war zu arbeiten. Erst am 1. Juni griff er wieder zum Skizzenbuch und notierte neben einer Zeichnung von Nadelbäumen »nach langer Zeit das erste gezeichnete«. Friedrich beobachtete genau, was geschah und
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