53 Was sind die Eigenschaften der dortigen Grubenwässer und wie verlaufen die Versuche mit Metallen?, fragte der Jesuit und barocke Universalgelehrte Athanasius Kircher (1602–1680) zu Beginn seines Fragebogens über Herrengrund (slowakisch: Špania Dolina, ungarisch: Úrvölgy) im ikonischen und visuell ansprechenden Werk Mundus subterraneus (erstmals veröffentlicht 1665, Abb. 1). Johann Schapelmann, der örtliche Bergwerksmeister, antwortete: In unserer Stadt Neusohl ist es das Zementwasser, in dem Eisen in Kupfer umgewandelt wird.1 Kirchers umfangreiche Publikation Mundus subterraneus ist der Erklärung der universellen Ordnung der Welt unter der Erde gewidmet, dem Verständnis ihrer inneren Energien oder der unvorhersehbaren Bewegungen in ihrem Herzen. Dabei ist es einem wissenschaftlichen Korrespondenten Kirchers zur Zeit der Abfassung des Werkes, dem Jesuiten Andreas Schaffer (1612–1674), zu verdanken, dass darin ganz selbstverständlich auch die heute mittelslowakischen Bergstädte auf mehreren Seiten behandelt sind. Einerseits arbeitete Schaffer bei der Fertigstellung des wissenschaftlichen Quaestionariums intensiv mit lokalen Bergbauexperten zusammen, insbesondere mit Johann Schapelmann in Herrengrund, und andererseits stand er in regem Austausch mit Athanasius Kircher.2 Ihr gemeinsames Bemühen, ein Bild der damaligen ungarischen Bergwerke zu vermitteln, führte zu Informationen über Mineral- oder Grundwasser, über verschiedene besonders wichtige oder BARBARA HODÁSOVÁ Wo sich Eisen in Kupfer verwandelt Idee und Bedeutung der Herrengrunder Gefäße und der barocken Handsteine aus den mittelslowakischen Bergstädten einzigartige lokale Mineralien, Bergbaumaschinen und -technologien sowie über lokale Bäder oder Kuriositäten im Sinne zeitgenössischer »Wunder« der Natur, insbesondere in Schemnitz (slowakisch: Banská Štiavnica, ungarisch: Selmecbánya) und Herrengrund. Dort wurde im 17. Jahrhundert mit der Nutzung von natürlichem sogenanntem Zementwasser begonnen, das durch die Oxidation von Sulfidmineralien und ihre Umwandlung in Sulfate entstand, die im Wasser, das zu ihnen durchsickerte, leicht löslich waren. Dabei handelte es sich um eine Lösung von Blaustein (CuSO4 · 5 H2O), aus welcher Kupfer durch metallisches Eisen in Form von Schlamm ausgefällt werden konnte. Der chemische Prozess kam durch Oxidation von Kupferkies oder Chalkopyrit in Gang. Die Entdeckung von natürlichem Zementwasser ist durch Quellen aus dem Jahr 1605 belegt, seitdem wurde es in Herrengrund und Sandberg (slowakisch: Piesky) auch wirtschaftlich genutzt. Dies wird durch den folgenden Text im Goldenen Bergbuch von 1764 bestätigt: Außer den Erzvorkommen gibt es im Feld Nr. 3 und Nr. 8, im mittleren Kammerfeld, im Feld Nr. 5 und im Neuen Feld Zementwasser, das die Eigenschaft hat, aus Eisen Kupfer zu machen, oder besser gesagt, die Kupferteilchen, die das Wasser enthält, lagern sich auf dem ins Wasser gelegten Eisen ab. Auf diese Weise zerfrisst das Wasser das Eisen.3 Dieses Wasser wurde in speziellen Behältern gesammelt, in denen sich verschiedene alte und neue Eisenstücke befanden. Das
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