Leseprobe

131 Nach den Blau- und Grüntönen gefragt: Die sind auch alle gemischt, manchmal mit einer Winzigkeit, eben wie es das Bild von mir verlangt. Mittlerweile nehme ich auch für Hintergründe, wenn es gewollt ist und der Hintergrund noch sichtbar bleiben soll, die gleiche Farbe, und diese kommt auf dem Glas ganz anders als auf einer Pappe. Das ist logisch und mir soll’s recht sein! Das soll aber nicht heißen, dass ich mich nicht irren kann. Schon so manche Scheibe wurde wieder und wieder abgewaschen. Das Blau und Grün, beides überschlagen gemischt, soll Ruhe ausdrücken. Türkis nehme ich hingegen gern, um Kälte rüberzubringen, das ist ja kein Geheimnis. Gold und Silber sind mir auch lieb, um, wenn es sein soll, die Rahmung zu unterstützen, oder aber, um das Ganze aufzuwerten, ja, um dem Bilde noch den gewissen Glanz zu geben. Wie sagte Jean-Henri Fabre so trefflich: »Ich glaube nicht an Gott – ich sehe ihn …« Ganz sicher hat er damit auch die Farbigkeit in der Natur gemeint, von der ich mir eine Winzigkeit für meine Bilder nehme. Ganz einfach, denke ich, – für mich … Ja, Fabre und Farbe spielen für mich eine wichtige Rolle! GK Die sehr spezifische Farbigkeit hat natürlich auch mit deinem Bildträger zu tun. Du verwendest seit vielen Jahren Glas als Bildgrund. Einerseits eine jahrhundertealte Tradition aus der Lausitz, andererseits von dir in eine neue eigenwillige Form überführt. Was hat es also auf sich mit der Bedeutung von Licht, Farbigkeit und Hinterglasmalerei? BH Die Farben leuchten anders und besonders, wenn ich auf Glas male, und ich bin beim Umdrehen der Scheibe immer wieder überrascht. Es kommt natürlich auch darauf an, wie und wo die Bilder ihren Platz finden. Es ist einfach traumhaft, sie im Licht der aufgehenden oder auch untergehenden Sonne zu sehen. Oft ist es nur ein Moment, und den finde ich auch ausreichend und gut so. Besonders denke ich dabei an die kleinen Folienteile oder auch an metallische Farben. Es gibt Leute, die mir darin einen Hang zum Kitsch nahelegen. Na, wenn schon! Schließlich versuche ich jenen Kitsch mit meinen Motiven zu brechen und zwar mitunter radikal. Der schöne pinkfarben glänzende Hirsch auf dem Bunkerdach … – das meine ich. GK Samtschönes Blau, rubinrote Katze, schwefelgelbe Wolken, ebenholzschwarze Miniaturen, die Beschreibung deiner ganz persönlichen Farbenlehre ist so assoziativ und poetisch wie die Figuren und Wesen, denen du Zutritt zu deinen Bildräumen gewährst. Welche Winzigkeiten schöpfst du für sie aus der Natur, beziehungsweise welche anderen Quellen zapfst du für dein Bildpersonal an? BH Wie gesagt, die Natur ist auch für mich, neben der Fantasie, ganz ausschlaggebend. Ich genieße die Jahreszeiten, das trifft zum Beispiel auch für den nasskalten November zu, dem ich eine ganz andere Art von Charme entlocken kann. Meine Geschichten kommen aus mir, aus eigenen Erlebnissen, aber auch die Inspiration durch Filme und Fotografien erfahre ich gern. Oft sind es nur Schnipsel daraus, die ich mir nehme und diese in eigene Geschichten verwandle. Meine Vorliebe gilt dabei eher den bescheideneren Motiven. In der Lyrik würde man diese in zwei bis drei Zeilen abhandeln. Ich liebe die japanische Kunst des Haiku-Schreibens! Du merkst, ich bin nicht die Vielerzählerin, das Nachdenken über meine Bildinhalte überlasse ich lieber den Betrachtenden … Freilich habe ich beim Malen über vieles nachzugrübeln, aber das behalte ich lieber für mich. Dies betrifft sicher auch die »Quellen«, die ich mir so oder auch so erobere. Und ich bin überzeugt, dass das die bessere Herangehensweise ist, die mittlerweile für mich zur Methode geworden ist.

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