Leseprobe

SB Bei den Objekten von David Torres handelt es sich um Großplastiken, die ja in der Geschichte von Meissen schon früh eine Rolle gespielt haben und die bis heute ein wichtiges Beispiel für das Meissener Können sind. Bei den Büsten von Torres kamen beim Atelieraufenthalt die junge Idee und die Manufakturerfahrung in idealer Weise zusammen. BP Alle drei haben kontinuierlich auf ihr Ziel zugearbeitet. Sie wussten von Anfang an, was sie machen wollten, und sind dann die Manufakturschritte Schritt für Schritt gegangen, wie beispielsweise David Torres mit seinem Projekt, das er vom Modell bis zur Malerei stetig verfolgt hat. Er ist ein Handwerker durch und durch und wir müssen versuchen, ihn so einzusetzen, dass wir diese Befruchtung von außen für Meissen als Bereicherung einbringen. Hier kommt noch seine Vita hinzu, als Südamerikaner hat er einen ganz anderen Erfahrungshorizont und seine Kenntnis der dortigen Lebensumstände, aber auch der Fauna und Flora des Kontinents, das könnte uns in der Entwicklung der Figuren bereichern. Für das Torres-Projekt haben wir eine Form gebaut, wie sie große Figuren brauchen. Die beiden anderen haben schon bei der Masse unikativ gearbeitet. Philsoo Heo formte Porzellanmasse direkt. Bei Helena Sekot war es noch mal etwas anders. Sie arbeitet trotz ihrer Jugend schon mit einer deutlichen Handschrift, sehr grazil, sehr feingliedrig. Das hatte mich schon bei der Jury-Auswahl zum Bampi-Preis begeistert. Während ihres Atelieraufenthalts hat sie ihre Grundformen aus gegossener Masse gearbeitet. Dabei war sie sehr zielstrebig, hat nur hin und wieder praktisch nachgefragt und wir haben dann Hinweise gegeben, dass sie zum Beispiel etwas unterlegen kann, damit es gut aus dem Brand kommt. Ein Objekt wartet noch auf die Montage. Die »Rakete«, wie sie die Manufakturisten getauft haben. SB Sie meinen das Objekt »Artefakt aus vergangener Zukunft«. Spitznamen für bestimmte Objekte gibt es immer mal in der Manufaktur. Dass im Fall von Helena Sekots Projekt der Spitzname bereits vor der Fertigstellung vergeben wurde, lässt sich auf den wohlwollenden Umgang der Manufakturisten mit ihren Ateliergästen zurückführen. BP Aber auch die Arbeit von Philsoo Heo hat mich beeindruckt. Jedes Mal, wenn ich bei Philsoo Heo im Atelier war, war wieder ein großes [zeigt mit dem Armen] Objekt entstanden. Ein unglaublicher Output. Und ich habe mich immer gefragt, wie soll man so jemanden in seinem Flow stoppen? Der Aufenthalt war ja begrenzt. Großartig, was er da gemacht hat. Bei der Arbeit mit dem Unterglasurblau habe ich ihn gewarnt, dass er das vorsichtig einsetzt, damit es nicht zu dunkel, also eigentlich zu dick wird, und dann im Brand aufkocht. Dafür haben wir Proben gemacht. Dabei unterstützt hat ihn Gundula Dahnke aus dem Bereich der Unterglasurmalerei. Ich hatte Sorge, dass die 80

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