SB Wie funktionieren eigentlich Atelieraufenthalte in der Meissener Manufaktur? Die Manufakturisten sind hochspezialisiert und können auf diese Expertise und ihre Erfahrung aufbauen. Was passiert, wenn die jungen Kunstschaffenden von außen mit ihren Ideen zum Atelieraufenthalt kommen? Gab es besondere Herausforderungen? Welche Themen haben die Manufakturisten bewegt? BP Es war eine super Chance für beide Seiten. Alle waren sehr offen. Der eine ist langsamer unterwegs, der andere schneller. Der eine ist im Ausführen seiner Arbeiten relativ praktisch, der andere graziler. Ich habe vor allen dreien eine große Achtung, sich auf das Porzellan so einlassen zu können. In dem Alter, in dem sie sind, haben sie schon sehr viel bewegt. Helena Sekot hatte schon vorher sehr grazile Materialverbindungen. Aber mit Meissener Porzellan in dieser Größenordnung zu arbeiten, war für alle eine neue Erfahrung. Sie haben sich aber ehrfürchtig auf das Material eingelassen. Ich fand die Zeit spannend, auch wenn ich nicht immer die Zeit hatte, die ich mir gewünscht hätte. Aber wir haben die drei gut untergebracht in den jeweiligen Bereichen. Sie haben sich sehr gut integriert und gut mit den Kollegen zusammengearbeitet. Und sie haben auch für uns Neues gebracht, beispielsweise beim Modellbau. Die Zeit mit ihnen war sehr bereichernd und man sollte wieder viel öfter solche Projekte machen. Früher haben sich externe Kunstschaffende in anderen Größenordnungen in der Manufaktur aufgehalten. Dieses Mal waren es die drei Preisträger, die mit dem Preis auch den Aufenthalt in Meissen gewonnen haben. Sie waren nicht immer zeitgleich da, haben sich aber immer als Einheit gesehen, für den Bampi-Preis geehrt worden zu sein. Sie wussten das sehr zu schätzen. SH Die Wertschätzung haben wir auch gespürt. Alle drei waren sehr neugierig und haben sich für die Arbeit des jeweils anderen interessiert. Betreut habe ich in der Bossiererei vor allem David Torres. Ich habe ihn ein Stück beim Modellbau begleitet. Interessant dabei war das Material, das er für das Modell benutzt hat, ein sehr bildsamer Kunststoff. BP Ja, stimmt. Mit dem Material hatte David Torres schon gute Erfahrungen gemacht. Für unsere Modelleure und die Formenhersteller war es neu. SH Der Gips reagierte anders auf dieses Material als auf den bei Meissen sonst üblichen Ton. Aber sie haben die Formen trotzdem gut hinbekommen. Und dabei hat David Torres auch großartig unterstützt, hat zum Beispiel auch selbst gegossen. BP Er war immer dabei. TL Im Prinzip waren es drei Gewinner. David Torres und Philsoo Heo hatte ich schon einmal kurz bei uns herumgeführt und beide waren sehr neugierig. Sie kamen aus dem plastischen Bereich, waren sehr interessiert und haben gestaunt, was handwerklich möglich ist. Dann kam David Torres mit seinem Projekt. Mit seinen zwei Riesen. Er erzählte, dass er sie vom Modell an gemacht hat und dass er großen Respekt vor der Manufaktur und der Herstellung der beiden hatte und dass er stolz war, dass die Großplastiken gut aus dem Brand gekommen sind. Vor der Staffage hatte er auch Respekt, aber in dem Sinn, weil er das noch nicht gemacht hat. Er kannte, glaube ich, Unterglasur- und Goldmalerei, aber keine Aufglasurmalerei. 79
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1