Freimund Leberecht Gottwald Edlich war als ein ab 1860 in Dresden wirkender Landschaftsmaler, Fotograf und Botaniker bekannt, wobei nur wenige biografische Daten zu ihm überliefert sind. Geboren wurde er 1836 in Klipphausen- Miltitz. Wohl ab 1862/63 war er Leiter des Photographischen Ateliers von Ferdinand Hecker in Dresden. In die Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis in Dresden wurde er 1868 aufgenommen. Im selben Jahr erschien im 34. Band der Verhandlungen der Kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher Edlichs bereits 1866 an die Akademie übergebene Abhandlung Ueber die Bildung der Farrenwedel, illustriert mit fünf Farblithografien. 1869 wurde er Mitglied der Akademie in der Sektion Botanik. Zwischen 1863 und 1891 war Freimund Edlich als Fotograf unter verschiedenen Adressen verzeichnet, so zum Beispiel 1868 in der Poliergasse 11, zuletzt in der Falkenstraße 20. Auf Etiketten firmierte er auch als »Photo und Verlag«. Nach seinem Tod 1891 in Dresden führte die Witwe Ida Auguste Edlich das Fotografengeschäft am letzten Standort weiter. Zeitlich parallel und inhaltlich verwandt mit Hermann Krone und August Kotzsch betätigte sich Freimund Edlich als Fotograf vor allem in den Bereichen Stadtdokumentation und Landschaftsfotografie. Der Großteil des bislang bekannten Werkes entstand in den 1880er-Jahren. In Dresden fotografierte Edlich zentrale Bauwerke und Plätze wie den Zwinger, das Residenzschloss, die Oper, die Sophienkirche oder den Altmarkt. Neben erzählerischen Veduten, die den »Canalettoblick« aufgreifen, finden sich auch eher dokumentarische Aufnahmen, die auf die detaillierte Erfassung von Architektur zielen. Edlichs besondere Stärke aber lag in der Landschaftsfotografie, für die er auf die Bildsprache der ausgehenden Romantik zurückgriff. Regionale Schwerpunkte sind die Sächsische und die Böhmische Schweiz sowie das Osterzgebirge. Dramatische Sandsteinfelsformationen, enge Schluchten und Gründe, aber ebenso sanfte Täler und Wiesen waren seine bevorzugten Sujets. Neben mitunter nicht lokalisierbaren Naturmotiven befinden sich viele bekannte Orte in Edlichs Portfolio. Die Menschen auf der Aussichtsplattform auf der Bastei oder die Gastwirtschaft unterhalb des Prebischtors zeugen von der touristischen Erschließung und Nutzung dieser Sehenswürdigkeiten, und an Besucher:innen der Region waren Edlichs Fotografien als Souvenirs sicherlich adressiert. Eine typografische Beschriftung eines Untersatzkartons mit »Sächs.-Böhmische Schweiz« und der Angabe »Phot. & Verlag v. Freimund Edlich, Dresden« deutet darauf hin, dass er seine Motive als Serien vertrieb. Mediengeschichtlich interessant sind wahrscheinlich mittels Negativmontage hergestellte Nachtaufnahmen, bei denen eine Landschaft oder eine Ansicht des Dresdner Stallhofs mit einem von einem Wolkenschleier verdeckten Mond kombiniert wird, um eine geheimnisvoll anmutende Stimmung zu erzeugen. In einigen Naturstudien aber weist Edlichs Bildsprache – manchmal in frappanter Ähnlichkeit zu August Kotzsch – auf die stilistischen Tendenzen der 1920er-Jahre voraus. Wenn er leicht schräg und in Draufsicht die Wurzeln einer Buche in den Fokus rückt oder drei schlanke Fichtenstämme als strenge Vertikalen fotografiert, klingt formal an, was sich im Neuen Sehen im frühen 20. Jahrhundert ausdifferenzieren wird. AM 456 FREIMUND EDLICH Eingerüstete Annenkirche, Dresden, 1894, Albuminpapier, 29,3 × 24,8 cm Im Stallhof des Dresdner Residenzschlosses, um 1880, Albuminpapier, 31,1 × 24,9 cm Felsen in einem Fluss, 1887, Albuminpapier, 30,5 × 24,5 cm Naturstudie mit drei Fichtenstämmen, 1870–1891, Albuminpapier, 29,7× 23 cm Naturstudie mit Wurzeln einer Rotbuche, 1870–1891, Albuminpapier, 29 × 22,8 cm
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