22 mit dem Ministerium konnten einheitliche Richtlinien für die Bildstellenarbeit im Land entwickelt und umgesetzt werden. Nicht zuletzt wuchsen die Sammlungen der Bildstelle stetig an: 1928 umfasste das Negativarchiv rund 12 000 Aufnahmen, die Lichtbildsammlung über 25 000 Dias in 1 300 Lichtbildreihen, darüber hinaus standen 120 Filme mit einer Gesamtlänge von über 90 000 Metern aus den unterschiedlichsten Wissensgebieten zur Verfügung.17 Neben der ursprünglichen Klientel der Pädagog:innen hatte sich die Kundschaft längst um Wissenschaftler:innen, Behörden, interessierte Laien und neuerdings auch Verlage erweitert, sodass die Aufnahmen der Landesbildstelle nun zunehmend auch für Publikationen angefragt wurden.18 Mit der Erweiterung der Räumlichkeiten in der Zirkusstraße ging 1929 auch die Einrichtung eines Vortrags- und Vorführsaals einher, der regelmäßige Veranstaltungen erlaubte.19 Zudem trat sie mit Ausstellungen und eigenen Buchprojekten an die Öffentlichkeit.20 1929 war sie Gastgeberin und Mitorganisatorin der 10. Deutschen Bildwoche, dem maßgeblichen landesweiten Kongress der Lichtbildbewegung, mit der auch die Ausstellung Fotografie der Gegenwart, eine Zusammenstellung des Museum Folkwang Essen zu aktuellen fotografischen Entwicklungen, im Lichthof des Dresdner Rathauses verbunden war.21 Die äußerst öffentlichkeitswirksame Durchführung der Bildwoche zählte sicher zu den bedeutendsten Ereignissen der ersten Jahre. Trotz dieses Erfolgs gestalteten sich die Rahmenbedingungen infolge der Weltwirtschaftskrise seit Anfang der 1930erJahre zunehmend schwieriger. Die staatliche finanzielle Unterstützung geriet immer mehr ins Wanken, zudem zwang der jederzeit kündbare Vertrag zwischen Landesverband und Ministerium in dieser Lage zum Handeln.22 Fritz Schimmer trieb daher vehement Gespräche mit den Entscheidungsträgern voran. Die von ihm und dem Verein ins Auge gefasste endgültige Verstaatlichung konnte jedoch nicht erreicht werden. Vielmehr wurden diverse Optionen diskutiert, von Gründung einer GmbH bis hin zur Anbindung der Landesbildstelle an die Stadt Dresden. Schließlich kristallisierte sich die Gründung einer Stiftung durch das Ministerium »als zweckmäßige, den ursprünglichen Absichten des Staates [...] und des Verbandes (Ziel der Verstaatlichung 1924) nahekommende Organisationsform«23 heraus. Zum 1. April 1931 wurde der Verein aufgelöst und »das bewegliche, aus Sammlungen, Ausstattungsstücken, Maschinen, Geräten usw. bestehende Eigentum [...] der rechtsfähigen Stiftung ›Sächsische Landesbildstelle‹« übergeben.24 Ihre Satzung regelte in Anlehnung an die früheren Regelungen die Aufgaben der Landesbildstelle und verankerte in Paragraf 3 die für das weitere Bestehen zentrale Verpflichtung des Ministeriums zur BereitBlick in die von der Sächsischen Landesbildstelle organisierte Ausstellung Fotografie der Gegenwart im Lichthof des Neuen Rathauses, Dresden, 1929 (Foto: Sächsische Landesbildstelle)
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