101 4 Bildnis eines Mädchens, um 1920/21, Öl auf Leinwand, Maße und Verbleib unbekannt mann-Juan zur Seite, dessen annähernd zeitgleich entstandenes Bildnis des Tenors Richard Tauber (Abb. 2) ähnliche Bildelemente aufweist.2 In eine ganz andere Richtung sind zwei verschollene Mädchenporträts (Abb. 3 u. 4) und ein Selbstbildnis (Kat. 5) gestaltet, die aus der Zeit um 1920/21 stammen. Hier sind die Bildausschnitte enger gefasst, die Figuren sind als Bruststücke wiedergegeben und treten so dem Betrachter unmittelbarer gegenüber. Von der distanzierten Darstellung menschlicher Individualität, die als charakteristisch für das Porträt der Neuen Sachlichkeit angesehen wird, ist nichts zu spüren. Die Malerei wirkt haptisch, den Hintergründen geben breite Pinselstriche Struktur. Die Blicke der Dargestellten gehen am Betrachter vorbei oder wenden sich ihm über die Schulter wie zufällig entgegen. Zimmerpflanzenarrangements geben den Kompositionen einen intimen Charakter – keinesfalls handelt es sich hier um Auftragswerke für Personen, die der Künstlerin nicht nahestanden. Das »Mädchen im Kimono« könnte möglicherweise ein erstes Bildnis der mit ihr bekannten Elisabeth Charlotte Kierdorf sein, von der Irena Rabinowicz wenige Jahre später noch zwei weitere Porträts schuf. Sicher sind das Bildnis Mittermaiers und die beiden Mädchenporträts nicht die einzigen verschollenen Werke aus dieser Zeit. 1922, im Jahr der Geburt ihres Sohnes Peter, finden sich auch reproduzierte Porträtzeichnungen von Irena Rabinowicz als Abbildungen in der Kulturzeitschrift Dresdner Woche. Dies legt die Vermutung nahe, dass die Künstlerin schon zu dieser Zeit häufig und mit einiger Routine porträtiert hat. Zu den auf den 4. Januar 1922 datierten beiden Porträts des Sängers Friedrich Brodersen existiert noch eine vorbereitende Skizze (Abb. 5), welche ihn als Dreiviertelfigur zeigt und bis auf die noch unschlüssig ausformulierten Arme dem reproduzierten Porträt sehr ähnlich ist. Die andere Zeichnung in der Dresdner Woche gibt etwas mehr von der Bühnensituation wieder – links im Bild sind der Flügel und die den Sänger begleitende Pianistin zu sehen. (Abb. 6) Diese skizzenhaften Zeichnungen erinnern an Robert Sterls ›Porträts in Aktion‹, wie sie dieser während Opern- und Konzertaufführungen angefertigt hat. Auch
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