178 1990 – heute Ab dem 4./5. Dezember 1989 schlossen sich 112 Häftlinge der StVE II, die wegen »Spionage«, »unerlaubten Grenzübertritts« und »Menschenhandel« (Fluchthilfe) dort einsaßen, den Forderungen der Mitgefangenen der StVE I an und bildeten einen eigenen »Gefangenenrat«.11 Zudem erwarteten sie das Einsetzen einer unabhängigen Untersuchungskommission, die die Rechtmäßigkeit der Strafverfahren, der Strafmaße und der jeweiligen Haftbedingungen überprüfen sollte. Des Weiteren wurde mit dem Leiter der StVE II, Oberstleutnant Horst Alex, eine »Sicherheitspartnerschaft« vereinbart,12 um eine Eskalation von Gewalt zu vermeiden.13 »Die Isolationsbereiche der Anstalt wurden geöffnet. [...] als Reaktion auf diese Ereignisse wurde die Verbindungstür zur [benachbarten, C.S.R.] Kreisdienststelle des MfS zugeschweißt«,14 beschreibt Fricke die Ereignisse des 4. Dezember in der StVE II. Am 6. Dezember 1989 betraten erstmals Vertreter der Kirche, der Presse und Mitglieder des Neuen Forums15 sowie der CDU-Volkskammerabgeordnete Böhm die StVE II, um sich ein Bild von »Mielkes Privatknast« zu machen und um die dort Streikenden in ihrem Protest zu unterstützen. Unter diesen Vertretern war auch Uwe Hörenz, der sich später für die Gründung eines Bautzen- Komitees und die historische Aufarbeitung der Bautzener Gefängnisgeschichte einsetzte. Die Begehung endete mit einer Pressekonferenz, sodass die Medien in den Folgetagen berichteten.16 Der Filmemacher Klaus Schwagrzinna filmt Häftlinge des Gefängnisses Bautzen II, 9. Dezember 1989 StSG/Gedenkstätte Bautzen, Fotos Gedenkstätte Bautzen, Nr. 873, Fotograf: Bernd Fulk
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