39 (PK) und des Stellvertreters Operativ aus. Im Falle Reschkes aber wurde am 27. März 1950 dem Gefängnisleiter eine vierteljährige Bewährungsfrist zugestanden.18 Allerdings verhängten der Chef der Deutschen Volkspolizei (DVP) Kurt Fischer und sein Stellvertreter Heinrich Hoffmann am 29. März 1950 für ihn einen strengen Verweis.19 Unter diesen Vorzeichen wiederholten sich am 30. März 1950 die bereits zuvor am 13. März schon einmal ausgebrochenen Proteste der ehemaligen Speziallagerhäftlinge in heftigerer Form: Sie protestierten gegen eine gegenüber der sowjetischen Regie noch einmal schlechtere Ernährungssituation. Durch Schreien an den Fenstern und Zeigen von Transparenten versuchten tausende Gefangene, die Aufmerksamkeit der Bautzener Bevölkerung zu erlangen. Reschke gab Gustav Schulze, seinem Stellvertreter Operativ in Bautzen I, von dem noch ausführlich zu berichten sein wird, den Befehl, die Rebellion niederzuschlagen. Reschke schrieb in seinem Bericht über die Revolte: »Die Strafgefangenen ließen sich nicht belehren, sondern setzten ihre Demonstration in Sprechchören mit nachfolgenden Worten fort: ›Wir verlangen das Rote Kreuz, Hunger – Hunger, wir wollen nicht verrecken, lasst uns raus, ihr Verbrecher, Hilfe – Hilfe‹ usw. Da diese Demonstration [...] in allen Sälen der Anstalt stattfand, sah ich mich gezwungen, aus der Devensive [sic] herauszugehen. Durch Herbeifordern der Bereitschaft und Gebrauch der Gummiknüppel wurde die Ruhe wieder hergestellt.«20 5 Vgl. Strafhaft-Karteikarte von Erich Reschke, in: Staatsarchiv Hamburg, Bestand 242-1 II Gefängnisverwaltung II Ablieferung 13, jüngere Kartei Männer sowie U-Haftkarteikarte Erich Reschke, in: ebd., Karteikasten Nr. 30317. 6 Lebenslauf vom 6. 1. 1946 [sic., es muss mindestens das Jahr 1950 sein, da im Fließtext Ereignisse bis zum 31.12.1949 Erwähnung finden] in der MdI-Personalakte von Erich Reschke, in: BArch, Bestand DO 1 Ministerium des Innern, Nr. 100300, o.Pag. 7 Zu den Umständen von Reschkes Funktion im KZ Buchenwald und zu seiner Biografie allgemein: Lutz Niethammer (Hrsg.), Der »gesäuberte« Antifaschismus. Die SED und die roten Kapos von Buchenwald, Berlin 1994, insbesondere S. 108 ff. Auf allzu ausführliche Ausführungen soll hier verzichtet werden. 8 Lebenslauf Reschke. 9 Ebd. 10 Undatierter Personalbogen Erich Reschke, MdI-Personalakte, BArch, a. a. O. 11 Lebenslauf Reschke sowie Schreiben des stellvertretenden Vorsitzenden der ZKK vom 30. 6. 1949 an den Leiter der HA Personalfragen und Schulung, Arthur Pieck zu Reschke, MdI-Personalakte, a. a. O. 12 Schreiben Fritz Lange an Walter Ulbricht vom 8.4.1949. Vgl. Akte des ZK der SED über Erich Reschke, in: BArch, Bestand DY/30 Sozialistische Einheitspartei Deutschlands, Nr. 90532, Bl. 51. Reschke war Kader des ZK der SED. Eine ähnliche Einschätzung findet sich bei Thomas Horstmann: »Erich Reschke wurde nach Meinung Fritz Langes ZKK-Mitglied, ›ohne die geringsten Qualitäten für eine solche Funktion‹ zu haben.«, Thomas Hostmann, Logik der Willkür. Die Zentrale Kommission für Staatliche Kontrolle in der SBZ/DDR von 1948 bis 1958, in: Bernhard Diestelkamp/Jörn Eckert/Philippo Raieri/Rainer Schröder (Hrsg.), Arbeiten zur Geschichte des Rechts in der DDR, Bd. 3, Köln/Weimar/Wien 2002, S. 73. 13 Undatierte Aktennotiz vom Rathmann betr. Gen. Reschke, in: Akte des ZK der SED, Bl. 49. 14 Lebenslauf Erich Reschkes vom 6.1.1946. 15 Schreiben des Hauptamtes Verwaltung und Personalabteilung des MdI [zu jener Zeit für alle Personalfragen höherer Staatsangestellter verantwortlich] vom 1. 11. 1949 an Erich Keney vom Dienstgebäude Invalidenstraße, MdI-Personalakte. 16 Schreiben des Personalleiters Rathmann des Außenministeriums an die HA Personal des MdI vom 12.1.1950 sowie undatierte Vorlage Rathmanns an die HA Personal des MdI zur Entscheidung eingegangen am 18.1.1950, MdI-Personalakte. 17 Schreiben Rathmanns an die HA Personal beim MdI zur Versetzung/Entlassung von Erich Reschke vom 6.2.1950, MdI-Personalakte. 18 Bericht vom 26.3.1950 von VP-Kommandeur Eichhorn, VP-Inspekteur Rothe und Chef-Inspekteur Strieder, in: BArch, DO 1 Ministerium des Innern, Nr. 28513 bzw. Film 75391, Bild 19ff. 19 Bundesministerium des Innern, Personalakte Erich Reschke Nr. 1228 (Angabe aus dem Jahr 1994), zitiert nach Niethammer, Antifaschismus, S. 111. 20 Bericht über die Vorfälle vom 13. 3. und 31. 3. 1950 von Anstaltsleiter Reschke an die HA Strafvollzug der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei vom 11. 4. 1950, in: BArch, Bestand DO 1 MdI, Nr. 28559, Bl. 6–7 bzw. Film 75395.
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