Leseprobe

38 1945 – 1956 Die Freiheitsstrafe verbüßte er im Zuchthaus Rendsburg5 sowie in den Strafgefangenenlagern Aschendorfermoor und Esterwegen. Anschließend deportierte ihn die Gestapo im Juli 1938 in das Konzentrationslager (KZ) Buchenwald.6 In Buchenwald gehörte Erich Reschke zur sogenannten Lagerselbstverwaltung, zeitweise war er sogar Lagerältester und zählte damit zu den herausgehobenen und privilegierten Funktionshäftlingen.7 Ende 1944 wurde er über Weimar ins Gefängnis Ichtershausen überführt, wo er am 13. April 1945 während eines Gefangenentransports fliehen konnte. Am 3. Juni 1945 zunächst nach Buchenwald zurückgekehrt, um seine Papiere zu holen,8 berief man ihn kurze Zeit später zum Leiter des Wohnungsamts in Erfurt und am 26. September 1945 als Polizeipräsident für Thüringen. Ein weiterer Karrieresprung erfolgte im Juli 1946: Erich Reschke wurde zum Präsidenten der Deutschen Verwaltung des Innern der SBZ berufen,9 eine Funktion, die er bis Juli 1948 ausübte und welche ihm für damalige Verhältnisse sehr beachtliche 2 200 Reichsmark monatlich einbrachte.10 Er war damit Polizeichef in der SBZ. Am 11. Juli 1948 abberufen und durch Kurt Fischer ersetzt, war er von Juli 1948 an Mitglied der Zentralen Kontrollkommission bei der Wirtschaftskommission für die sowjetische Besatzungszone (ZKK), wo er Ende Juni 1949 von seiner Tätigkeit beurlaubt wurde.11 Bereits im April 1949 schrieb der Vorsitzende der ZKK Fritz Lange an Walter Ulbricht: »Bei der Zentralen Kontrollkommission ist Gen. Reschke völlig fehl am Platze, was er auch selbst ohne weiteres einsieht.«12 Zu diesem Zeitpunkt wollte der mittlerweile arbeitslose Reschke im Schiffbau eine leitende Funktion übernehmen, schreckte dann jedoch davor zurück, diese Rolle in einem Großbetrieb auszufüllen.13 Schließlich übernahm er vom 1. Oktober 1949 bis zum 31. Dezember gleichen Jahres14 für das Hauptamt Verwaltung die Hausleitung der Dienstgebäude Invaliden- und Scharnhorststraße.15 Danach wurde Reschke zum Leiter der Verschlusssachenabteilung im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten gemacht. In diesem Zusammenhang ist folgende Einschätzung Reschkes überliefert: »Aus dem Fragebogen ist ersichtlich, welche großen und verantwortungsvollen Funktionen Herrn Reschke in den zurückliegenden Jahren übertragen wurden. Es hat sich in der Zwischenzeit herausgestellt, dass er solchen Aufgaben auf die Dauer nicht gewachsen war. Wir sind aber der Meinung, dass Herr R. durchaus in der Lage ist, die Leitung der Abteilung Verschlusssachen zu übernehmen, da er die notwendigen Voraussetzungen für eine derartige Vertrauensstellung mitbringen dürfte.«16 Doch das Ministerium des Innern (MdI) hatte eigene Pläne mit ihm: Er sollte in der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei und hier im Strafvollzug Verwendung finden, denn die sowjetische Besatzungsmacht hatte beschlossen, die Speziallager aufzulösen und deren Gefangene an die DDR zu übergeben. So schied er am 31. Januar 1950 beim Außenministerium aus.17 Am 24. Januar gleichen Jahres fuhr Reschke im offiziellen Auftrag der Verwaltung Strafvollzug nach Bautzen, um die Übernahme von Bautzen I, dem sogenannten »Gelben Elend«, in die Wege zu leiten. Doch schon am 24. März 1950 geriet seine Position als Gefängnisleiter ins Wanken, denn zwei Häftlingen war die Flucht gelungen. Eine Untersuchungskommission der Hauptverwaltung der Deutschen Volkspolizei sprach sich am 26. März 1950 zunächst für die Abberufung des Leiters, des Stellvertreters Polit-Kultur

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