36 1945 – 1956 Jan-Henrik Peters DAS FÜHRUNGSPERSONAL VON BAUTZEN I NACH DER ÜBERNAHME DES SOWJETISCHEN SPEZIALLAGERS Die Stadt Bautzen mit ihren Gefängnissen war nach Kriegsende ein berüchtigter Haftort. Die sowjetische Geheimpolizei richtete im Gefängnis Bautzen I ein Internierungslager ein, Bautzen II diente zeitweilig als Untersuchungsgefängnis der sowjetischen Geheimpolizei. Nach Gründung der DDR gab die sowjetische Besatzungsmacht ihre Lager in Ostdeutschland auf: Ein Teil der Gefangenen wurde entlassen, andere aber an die DDR- Behörden überstellt. Der junge SED-Staat sah sich damit vor die Aufgabe gestellt, diese Haftanstalten zu verwalten und für die sichere Verwahrung der verbliebenen Gefangenen zu sorgen, die zuvor unter der Kontrolle der sowjetischen Geheimpolizei gestanden hatten. Parallel zur Übergabe der Lagerinsassen wurde das Gefängniswesen von der Justizverwaltung an das Innenressort übergeben. Das Innenministerium brauchte also dringend Kader, um nun auch die Haftanstalten verwalten zu können. Insofern lohnt ein Blick auf das Führungspersonal des »Gelben Elends«, dem diese Aufgabe in den Bautzener Haftanstalten anvertraut wurde. Der folgende Artikel soll das Führungspersonal in der Zeit kurz nach Auflösung des sowjetischen Speziallagers in den Blick nehmen. Das betriff die Gefängnisleiter sowie deren Stellvertreter und unmittelbaren Vorgesetzten des Wachpersonals, den sogenannten Stellvertreter Operativ. Die Forschung zu diesen Akteuren ist ein Desiderat. Gefragt wird nach Gemeinsamkeiten biografischer Prägung und deren denkbare Rückwirkungen auf den Haftvollzug. ERICH RESCHKE Erich Reschke wurde am 14. März 1902 in Bochum geboren. Sein Vater war Schlosser, seine Mutter Hausfrau. In Hamburg besuchte er die Volksschule bis 1916 und begann eine Lehre zum Schiffbauer, die er aber aufgrund finanzieller Nöte – die Eltern hatten weitere sieben Geschwister zu versorgen – nicht beenden konnte. In Hamburg arbeitete er auf den Werften Blohm & Voss, Deutsche Werft und Vulcan Weft1 als Nieter und trat 1919 der Gewerkschaft Deutscher Metallarbeiterverein bei. Es folgten 1922 der Eintritt in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) und 1925 in den Rotfrontkämpferbund
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1