18 1933 – 1945 sie »Landesgefangenenanstalt Bautzen«,3 bis Oktober 1939 hieß sie »Straf-, Untersuchungs- und Jugendgefängnis Bautzen«, nach Auflösung des Jugendstrafvollzugs nur »Vollzugsanstalten Bautzen«.4 Ab März 1941 war ihr Name dann »Strafgefängnis und Untersuchungshaftanstalt Bautzen«.5 Ab 1. Mai 1944 lautete sie mit Wiederaufnahme des Jugendstrafvollzugs »Strafgefängnis, Jugendgefängnis und Untersuchungshaftanstalt Bautzen«.6 Geleitet wurden sie während der gesamten NS-Zeit von Rudolf Plischke. Der karriereorientierte Justizbeamte vertrat ursprünglich Reformideen für den Strafvollzug, wie den Stufenstrafvollzug. Kurz nachdem die Nationalsozialisten die Macht an sich gerissen hatten, wurde er auf den Direktorenposten in Bautzen berufen. Plischke setzte dann deren Vorstellungen für den Strafvollzug ohne Zögern um und trat 1937 der NSDAP bei. Kurz vor Kriegsende mit einem Teil der Häftlinge nach Leipzig evakuiert, wurde er im August 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht für Befragungen zu den Umständen des Todes von Ernst Thälmann nach Bautzen verbracht. Er starb dort in der ersten Nacht in einer Zelle (wohl in Bautzen II) nach offizieller Darstellung an einer »alten Erkrankung innerer Organe«7 bzw. an einer Überdosis unreifen Mohns, welcher auf die Gastritis von Plischke eingewirkt hatte.8 Ab 1933 vollzogen sich die Veränderungen im Strafvollzug schleichend: So blieb in Sachsen der dem Reformstrafvollzug zuzurechnende Stufenstrafvollzug, wo Häftlinge durch Wohlverhalten zu etwas angenehmeren Vollzugsformen aufsteigen konnten, noch einige Jahre erhalten. Allerdings wurden im Laufe der Zeit auch in allen sächsischen Gefängnissen militärische Umgangsformen eingeführt, während des Krieges Essensrationen gekürzt und die Anstalten mehr und mehr überbelegt. Abschreckung und Vergeltung galten nun als Hauptziele des Strafvollzugs. Die Häftlingsgesellschaft veränderte sich; zunehmend wurden Gegner des Nationalsozialismus eingesperrt. 9 GEFANGENENARBEIT IM NS-STAAT Die Arbeitspflicht für Gefangene war keine Erfindung der Nationalsozialisten. Neben Kosteneinsparungen bzw. der Erzielung von Erlösen für den Strafvollzug sollte die Haftarbeit vor 1933 auch der Disziplinierung und Besserung der Häftlinge dienen. Der Bau von Gefängnissen, ihr Betrieb und ihre Versorgung mit Lebensmitteln geschahen zu unterschiedlichen Anteilen durch die Arbeitsleistungen der Gefangenen. Darüber hinaus bemühten sich die Gefängnisverwaltungen um Auftragsfertigungen für Unternehmen. In der Zeit der zu Ende gehenden Weltwirtschaftskrise mit ihren hohen Arbeitslosenzahlen gestaltete es sich aber für die Haftanstalten in der Realität sehr schwierig, für genügend Arbeit zur Beschäftigung ihrer Gefangenen zu sorgen. So blieb Anfang der 1930er-Jahre eine große Anzahl auch der Bautzener Häftlinge ungeachtet der Arbeitspflicht unbeschäftigt. Doch die zunehmende Konjunktur ab der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre, die Aufrüstung und vor allem der Krieg veränderten die Situation grundlegend, denn Arbeitskräfte wurden zusehends knapper.
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