Leseprobe

16 1933 – 1945 VORBEMERKUNGEN Die systematische Ausbeutung von Arbeitskraft hatte für das NS-Regime eine herausragende Bedeutung. Sie diente den Nationalsozialisten zunächst als Mittel zur Bestrafung und Wiedergutmachung, zur Durchsetzung von Infrastruktur- und Prestigeobjekten und nach Ausbruch des Krieges war sie notwendig, um die Rüstungswirtschaft und Versorgung am Laufen zu halten. Es entwickelte sich ein weit verzweigtes und komplexes System an Lagern und Haftstätten. Die Gefängnisse gehörten dazu, waren integraler Bestandteil, sind aber bislang in der Forschung und öffentlichen Wahrnehmung des NS-Unrechtssystems nur am Rande wahrgenommen worden. Der vorliegende Beitrag widmet sich der Zwangsarbeit von Gefangenen in den Bautzener Haftanstalten. Auch hier ist kaum etwas bekannt, was zunächst an der Überlieferungslage liegt. Die im Männerstrafgefängnis Bautzen I geführten Gefangenenpersonal-, unteren Personal- und Verwaltungsakten sind zum allergrößten Teil während der Evakuierung der Bautzener Gefängnisse im Februar 1945 sowie bei der nachfolgenden Nutzung von Bautzen I als sowjetisches Speziallager vernichtet worden. Lediglich eine einstellige Anzahl Gefangenenpersonalakten in Bautzen I bzw. ca. 250 Gefangenenpersonalakten von aus Bautzen wegverlegten Gefangenen konnten bislang im Sächsischen Staatsarchiv aufgefunden werden. Zu dem vor allem als Untersuchungshaftanstalt genutzten Gefängnis Bautzen II existiert ein eigener Bestand im Hauptstaatsarchiv Dresden. Dort lagern auch einige wenige Personalakten von Gefängnisbediensteten und Bestände von Unternehmen, die Bautzener Häftlinge für sich arbeiten ließen. Einzelfälle wie Staatsanwaltschafts- oder Gerichtsakten von Gefangenen befinden sich zudem in einigen anderen Landesarchiven. Nicht nur die Überlieferung zu Insassen und Personal ist sehr spärlich. Auch was die Organisation von Haftarbeit und deren Bedeutung anbelangt, finden sich nur noch verstreute Hinweise. Zur vorgesetzten Behörde, dem sächsischen Ministerium der Justiz bzw. ab der Justizreform 1935 der Verwaltungsabteilung des Oberlandesgerichts (OLG) Jan-Henrik Peters GEFANGENENZWANGSARBEIT IM NATIONALSOZIALISMUS – DAS BEISPIEL BAUTZEN

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