Leseprobe

9 Diese Veröffentlichung ganz zu Ehren der Post. Keine der Adressen in Versform, die hier abgedruckt sind, hat ihren Empfänger verfehlt. Der Dichter fügt hinzu, dass ihm die Idee wegen des offensichtlichen Bezugs zwischen dem Format von Briefumschlägen und der Form eines Vierzeilers gekommen ist – rein aus ästhetischem Gefühl. Er vervielfachte sie auf Wunsch seines Bekanntenkreises. – DER AUTOR.* * Vorwort zu einer Auswahl von Vierzeilern, vom Autor veröffentlicht in einer amerikanischen Zeitschrift, The Chap-Book, aus Chicago, im Jahr 1894; es handelte sich dabei nur um den Auszug aus einem längeren Vorwort, das dafür bestimmt war, in einer Broschüre, zusammen mit einigen schmückenden Zeichnungen von Madame Whistler, die Gesamtheit der Adressvierzeiler zu präsentieren.1 Hier nun in extenso, es wurde mit »die Herausgeber« unterzeichnet: »Diese kleine Veröffentlichung ganz zu Ehren der Post. Keine der hier gesammelten Adressen in Versform hat ihren Empfänger verfehlt. Außerdem wird es den Unternehmungsgeist jener fördern, die sich ihrerseits demselben Spiel hingeben möchten. Mit Eifer haben wir nach und nach die Gesamtheit dieser besonderen und kurzen Gedichte wiedergefunden, die der Autor schon verloren glaubte. Den Druck autorisierend, erwähnte Herr Stéphane Mallarmé, dass ihm die Idee wegen des offensichtlichen Bezugs zwischen dem gewöhnlichen Format von Briefumschlägen und der Form eines Vierzeilers kam; und dass er dies rein aus ästhetischem Gefühl tat. Auch wurde bei der Präsentation dieser wertvollen Nichtigkeiten nichts ausgespart. Man findet hier, mit dem einem Dichter eigenen Zeitvertreib, ein Pariser typografisches Juwel von außerordentlichstem Geschmack.« 1 Durch die Vermittlung von James McNeill Whistler sollten die Adressgedichte ursprünglich 1893 in dem Londoner Verlagshaus James R. Osgood, McIlvaine & Co. unter dem Titel »Récréations Postales« (»Postalische Zerstreuungen«) erscheinen. Mallarmé bereitete ein Manuskript mit 89 Adressgedichten vor, doch die Edition kam nie zustande. Für The Chap Book wählte Mallarmé 27 dieser Gedichte aus und überarbeitete sie. Sie wurden am 15. Dezember 1894 als »Les Loisirs de la Poste« (»Die Vergnügen der Post«) veröffentlicht. Die Buchausgabe der Vers de circonstance übernimmt die Gedichte in der Fassung des Chap Book, ergänzt um die restlichen »Récréations Postales« und um weitere bisher unveröffentlichte Adressvierzeiler.

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