q 14 Zeichensprache als Forschungsgegenstand der Geschichts- und Sprachwissenschaft er auch die frühenglische Monasteriales indicia mit ein. Zu den Rezipienten der cluniazensischen Klostergebräuche zählt er auch die Zisterzienser. Bruces Interesse für die Zeichensprache hielt auch nach dem Abschluss seiner Dissertation noch an, er forscht weiterhin zu diesem Thema. Für die Zisterzienser ist seine kurze, jedoch informationsreiche Studie The Origin of Cistercian Sign Language7 von entscheidender Bedeutung. Der dritte bedeutende Autor ist der Kunsthistoriker Jens Rüffer, dessen Texte dank seines breiten Wissensspektrums auch ästhetische und philosophische Themen einschließen. Aus seiner Feder stammt eine ganze Reihe hervorragender Werke, in denen er, ähnlich wie Bruce, nach dem Sinn und Stellenwert der Zeichensprache in den mittelalterlichen Gemeinschaften fragt. Grundlegend ist hier seine Studie »Multum loqui non amare.« Die Zeichensprache bei den Zisterziensern.8 Der Erforschung der Zeichen und ihrer möglichen Aussagekraft steht er allerdings ziemlich kritisch gegenüber, denn nach seiner Auffassung sei in keiner Quelle der Wandel der Zeichensprache im Laufe der Zeit abgebildet, sprich: wie diese tagtäglich verwendet wurde. Außerdem zeigen sich in den wenigen erhaltenen Quellen enorme landesspezifische und zeitliche Unterschiede, die einen Vergleich sehr schwierig (wenngleich nicht unmöglich) machen. Allerdings weist er auf eine entscheidende Tatsache hin, die die meisten Forscher nicht berücksichtigen – darauf, dass die Anzahl der in den Listen erhaltenen Wörter keinesfalls die Bandbreite der in dem jeweiligen Kloster tatsächlich verwendeten Zeichen abbildet. Rüffer wiederholt also das, was bereits Bruce in seiner Arbeit andeutete, und zwar, dass die Listen für Novizen bestimmt waren, die nicht alles auf einmal lernen sollten, sondern zuerst nur die Basiszeichen. Seiner anderen These über die fehlende Kontinuität in der Verwendung der Zeichen bis in die heutige Zeit muss allerdings widersprochen werden. Denn beispielsweise verwenden die Trappisten die Zeichensprache noch heute, und es handelt sich dabei um die Zeichen, die sie von den Zisterziensern übernommen haben. Durch die jahrhundertelange Verwendung haben sich die Zeichen naturgemäß weiterentwickelt und wurden angepasst. Ähnlich unverzichtbar wie Jareckis Edition für die Erforschung der cluniazensischen Zeichen ist für die Erforschung der Zeichen der Zisterzienser die Edition einer der beiden wichtigsten Listen von Bruno Griesser: Ungedruckte Texte zur Zeichensprache in den Klöstern von 1947.9 Der Herausgeber dieses qualitativ hochwertigen und immer noch nützlichen Textes hatte leider keine so hohen Ansprüche wie seinerzeit Jarecki. Doch er veröffentlichte in der Edition auch die Ergänzung zu einem Manuskript mit einem klaren Hinweis auf den Unterschied zwischen den aufgelisteten Zeichen und der Gesamtzahl der tatsächlich verwendeten. Leider wurde diese Information in der Fachliteratur bis jetzt nicht besonders reflektiert. Nicht nur eine, sondern mehr als zwanzig Einzelstudien und Editionen versammelten die Herausgeber Jean Umiker-Sebeok und Thomas A. Sebeok in ihrem Kompendium Monastic Sign Language10 mit zahlreichen Reprints grundlegender Studien und Editionen der Signa-Listen. Ein großes Verdienst 7 Bruce 2001. Daneben veröffentlichte Bruce noch weitere Studien zur Zeichensprache, vor allem im Zusammenhang mit den cluniazensischen Regeln und Disziplin: Bruce 2005; Bruce 2007 b. 8 Rüffer 2009. Auch in anderen Publikationen beschäftigt er sich zum Teil mit der Zeichensprache (siehe: Rüffer 1999, 202–213). 9 Griesser 1947. 10 Umiker-Sebeok/Sebeok 1987.
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