Leseprobe

Zeichen für Getränke 145 q Zeichen für Getränke Die Siquis-Liste beinhaltet neben ganz konkreten Zeichen auch das allgemeine für Getränk.534 Weiter werden genannt: Wasser, Milch, Bier und Wein.535 Wasser wurde naturgemäß nicht nur zum Trinken oder in der Küche gebraucht, auch der Cellerarius konnte die Zeichen für Getränke gebrauchen, wenn er den Keller füllte etc. Allerdings bieten die zisterziensischen Listen keine so breite Auswahl wie die cluniazensischen: Hier gab es noch: potio melle et absintio oder potio pigmentata, vermutlich Gewürzwein, und in Fleury wurde auch ein bitteres Getränk aus Weißwein und der Pflanze aloigne gereicht.536 In anderen Listen wird diese Pflanze nicht erwähnt, es handelte sich also um eine lokale Spezialität. In Hirsau kannte man außerdem Met, der auch in der entsprechenden Liste auftaucht.537 In anderen zisterziensischen Listen aus dem 15. Jahrhundert tauchen außer den in Siquis erwähnten Getränken noch Met und Weißwein auf.538 Zeichen für Fleisch vierfüßiger Tiere und Fische Obwohl Fleisch nicht unbedingt auf die Speisekarte der Mönche gehörte, war das Thema sehr präsent und wurde in den Quellen oft erwähnt, vor allem in den normativen Quellen und Visitationsberichten, in denen Fleischkonsum verboten wird (damit ist das Fleisch von Vierfüßern gemeint, nicht Fisch). Auch viele Theologen sprachen über Fleisch, wenn sie das Konsumvebot begründeten. Im Idealfall kam Fleisch nie auf den Tisch der Mönche. »Auf den Verzehr von Fleisch vierfüßiger Tiere aber sollen alle gänzlich verzichten, ausgenommen die ganz schwachen Kranken.« (RB 39, 11) Auf dem Tisch des Abtes sah es schon etwas anders aus. Da aber die Mönche um die Bedeutung des Fleisches für den menschlichen Körper wussten, war es kranken und älteren, also schwächeren Brüdern zur Stärkung erlaubt. Fleisch wurde im Infirmarium serviert. Das Fleischverbot hing mit den kirchlichen Gewohnheiten zusammen, an die sich Mönche zu halten hatten. Der Fleischkonsum galt als schlecht, da Fleischessen als Ausdruck einer verletzten Weltordnung wahrgenommen wurde. Erst nach der Sintflut erlaubte Gott Noah, Tiere zu töten und sich von deren Fleisch zu ernähren. Es handelt sich also um ein Zugeständnis gegenüber der natürlichen Neigung des Menschen zur Sünde, während Fleischverzicht eine Erneuerung des ursprünglichen paradiesischen Zustandes bedeutet.539 534 Potus (Siquis 15). 535 Aqua (Alc-218 64, Alc-91 79, Ars 63, Cist-abc 28, Jar 16 und 83, LocLat 6, Sion 100, Siquis 76, Siquis-Gr 36, Vad 105), lac, lacte (Alc-218 71, Alc-91 68, Ars 119, Cist-abc 251, Jar 69, LocLat 69, Sion 116, Siquis 117, Vad 76), cervisia (Ars 126, Cistabc 93, Jar 120, LocLat 23, Siquis 75, Siquis-Gr 176, Vad 36), vinum, vinho (Alc-218 63, Alc-91 74, Ars 62, Cist-abc 458, Jar 15 und 119, LocLat 139, Sion 94, Siquis 36, Siquis-Gr 129, Vad 147). Milch wurde allerdings nicht als Getränk betrachtet, denn sie wurde vordergründig für Teigmischungen gebraucht und zählte daher als Essen. Bier und Wein zählen zu den häufigsten Zeichen und fehlen in keiner Liste. 536 Potio melle et absintio (bspw. Clun 29), Potio pigmentata (bspw. Clun 28). 537 Medo (Clun 26–29; Wilh 86–96; Flor 36–44). Zu geografischen Unterschieden: Davril 1982, 70–74; Bruce 2007 a, 105–106. Vergleich aller Zeichen der cluniazensischen Zeichen: Jarecki 1981, 67–80. 538 Medo (Jar 123), vinho brãco, vino blanco (Alc-91 75, Sion 95). Die Hirsauer Liste unterscheidet zwei Weinsorten: vinum clarum (Wilh 96) und vinum rubeum (Wilh 95). 539 Schreiner 1980, 105–109. Zum Fleischverbot mit Ausnahme für Schwache und Kranke: Neumann 1926, N. 18, 128. Allgemein zu den Regelungen rund um den Fleischkonsum: Müller 1906, mit Verweisen auf normative Quellen, inklu-

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1