q 144 Was die Signa-Listen über Klöster verraten Neben den üblichen Essensportionen konnte im Refektorium auch die sogenannte pitancia gereicht werden, für die es in den Listen ein eigenes Zeichen gibt. Es handelt sich um eine Zugabe zum normalen Essen. In Vyšší Brod (Hohenfurth) gab es solche pitancia an großen kirchlichen Feiertagen. Aus dem dortigen Urbar erfährt man auch, was dann serviert wurde: Der Abt stellte einige Tabletts mit Fischen, Backwaren und Rührei zur Verfügung, manchmal kamen noch Feigen, Mandeln oder Wein dazu. Zu Ostern standen auch Lachs oder Hecht (esox) auf der Liste.525 Auch an Todestagen der Klosterdonatoren wurde eine pitancia serviert. So bestimmte zum Beispiel Peter I. von Rosenberg (tsch.: Petr I. z Rožmberka) eine Zusatzspeise und Wein als pitancia, ein anderes Mal gab es sogar zwei Zusatzspeisen.526 In den normativen Quellen wird auch das sogenannte mixtum erwähnt, eine zwischen den üblichen Essenszeiten eingenommen Speise für junge, kranke oder alte Mönche oder für Konversen. Meist handelte es sich dabei (in südlichen Landstrichen) um Brot und Wein oder Wasser.527 Als Generalzeichen für Speisen finden sich in den zisterziensischen Listen: pulmentum528 und pitancia,529 in Le Jardinet gab es auch ein Zeichen für einen Weinanteil: etiusta.530 Mittels Zeichen konnte man aber auch auf das Essen verzichten (freiwillig oder unfreiwillig), dafür gab es das Zeichen für Fasten.531 Das Essen in mittelalterlichen Klöstern war eine kohlenhydratreiche Kombination aus Brot, Gemüse und Wein sowie proteinhaltigen tierischen Produkten.532 Kohlenhydrate sind die wichtigste Energiequelle, dazu zählen Saccharide, Stärke und Ballaststoffe. Doch die Ernährung hing naturgemäß von den Jahreszeiten, den liturgischen Zeiten und der geografischen Lage ab. In Cluny gehörten zu einer Standardmahlzeit zwei Gefäße mit gekochten Bohnen und Gemüse sowie ein Gefäß mit rohem Obst und Gemüse. Dazu gab es ein Pfund Brot (etwa 0,454 kg). Zum Trinken gab es meist, wie Benedikt schreibt, Mischwein, der schon in der Antike üblich war. Außer zum gemeinsamen Speisen kamen die Mönche auch zum Trinken im Refektorium zusammen. Im Sommer zwischen zwei Mahlzeiten und im Winter abends statt der zweiten Mahlzeit. Vor allem im Winter spielte dieses Trinken eine besondere Rolle und der Begriff caritas ergänzt, dass es noch ein bisschen mehr war als in der Benediktsregel. In Ländern, wo es winters deutlich kälter ist als in Italien, war häufigeres Trinken definitiv angebracht.533 Doch welche konkreten Speisen und Getränke lassen sich aus den Signa-Listen herauslesen? EO 76, 18; 118, 49. Das war kein Vergleich mit den fünfzig Präbenden, die zur Zeit des Abtes Petrus in Cluny für die Armen vorgesehen waren, vgl.: Berger 1993, 297–298. Die Armen an der Klosterpforte hatten noch eine weitere Möglichkeit, um Essen zu bekommen, das sog. Tricenarium, eine dreißigtätige Totenfeier nach dem Tod eines Bruders, während der auch die Armen immer etwas abbekamen. Ein ähnliches Tricenarium wurde auch am letzten Tag des Generalkapitels, ab dem Tag des hl. Lambertus (17. September), gehalten. Mehr zum Tricenarium: Müller 1911, 91–92. 525 Das Urbar des Klosters Vyšší Brod: Pangerl 1856, 221–228, hier 226–227. 526 Schmidt 1901, N. 19, 438. 527 Vgl.: RB 35,12; 37,2; 38,10; EO 73,9; UC 15. 528 Pulmentum (Cist-abc 340, Jar 161, Alc-218 67). In den cluniazensischen Listen gibt es auch ein Zeichen für eine Gemüsespeise bzw. einen Gemüsegang (Clun 7, Wilh 36, 37). 529 Pitancia (Siquis 128, Cist-abc 347, Ars 104, Vad 116, Alc-218 68, Alc-91 65). 530 Etiusta (Jar 8). 531 Ieiunium (Siquis 166 a, Vad 132) oder als Verb ieiunare (Ars 99, Cist-abc 224). 532 Bruce 2007 a, 80. 533 Bruce 2007 a, 80.
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