In Bernstein eingeschlossene Lebewesen werden erstmals bei Plinius, Martial und Tacitus ab dem 1. Jh. n. Chr. beschrieben. Neben den erwähnten, sicherlich authentischen Insekteneinschlüssen, finden sich dort auch schon Hinweise auf Wirbeltiere (Eidechsen und Schlangen), die sich eingeschlossen in Bernstein befunden haben sollen. Über die Authentizität dieser Objekte lässt sich nur spekulieren, bereits der Mediziner Philipp Jakob Hartmann zweifelte an der Echtheit solcher Stücke und kann sich die Herstellung kunstfertiger Fälschungen auch bereits für jene Zeit vorstellen.1 Völlig ausschließen, dass diese Inklusen echt gewesen sein könnten, lässt es sich jedoch nicht, zumal inzwischen ein ganzes Dutzend Belege für Eidechsen sowie ein Gecko aus Baltischem Bernstein nachgewiesen sind.2 Sammlungsgut barocker Kunst- und Wunderkammern Insbesondere waren es in Bernstein eingeschlossene Tiere und Pflanzen, die in der Blütezeit der Kuriositätenkabinette und Kunst- und Wunderkammern in Renaissance und Barock sehr beliebte Sammelobjekte darstellten (Abb. 1). Hier galt selbstverständlich, je größer und seltener ein Einschluss war, desto wertvoller war dieser für seine Besitzer als exklusives Repräsentationsobjekt. Bei Bernsteinobjekten zählten insbesondere Einschlüsse von Wirbeltieren, meist Eidechsen, Fische und Frösche zu solchen exklusiven Raritäten. Erste Hinweise auf Froscheinschlüsse in Bernstein finden sich ab der Mitte des 16. Jahrhunderts. Auf einige davon geht unter anderem Friedrich Samuel Bock in seiner Naturgeschichte des preußischen Bernsteins ein.3 Erhalten über einen Danziger Kaufmann soll sich um 1550 in der Kunst- und Wunderkammer der Herzöge von Mantua ein Bernsteinfrosch sowie eine in Bernstein eingeschlossene Eidechse befunden haben, denen der Humanist und Dichter Daniel Hermann eine eigene kleine Schrift widmet.4 Johann Göbel, Kammermeister des Herzogs von Preußen, soll einen Laubfrosch in Bernstein besessen haben, der so gut erhalten war, dass er fast noch lebendig wirkte.5 Ende des 16. Jahrhunderts befand sich ein weiterer Froscheinschluss in der Sammlung des Universalgelehrten Michele Mercati in Rom. Eine Abbildung hiervon im posthum erschienenen Sammlungskatalog scheint ein adultes Tier der Familie Ranidae zu zeigen,6 dass das Einschlussmedium nahezu platzfüllend einnimmt. Ob es sich hierbei um eine authentische Wiedergabe des Objekts oder mehr um eine von künstlerischer Freiheit und Fantasie geprägte Darstellung, vielleicht in Gedanken an die lebenden Vertreter heimischer Gewässer, handelt, lässt sich schwerlich sagen. Athanasius Kircher erwähnt einen Frosch, den er in der Sammlung des Kardinals Francesco Barberini sah, sowie für das Kabinett des Manfredo Settala in Mailand ein Stück mit gleich zwei eingeschlossenen Fröschen, letzteres bildet er in seinem Werk auch ab.7 Hier handelt es sich um ein größeres Stück Bernstein, in dessen einer Hälfte zwei unterschiedlich große Frösche eingeschlossen sind. Bei Bente Gundestrup findet sich der Hinweis auf einen großen Bernstein mit Froschinkluse, der sich mindestens seit 1701 in der königlichen Kunstkammer in Kopenhagen befunden hat.8 Im Allgemeinen geht man davon aus, dass es sich bei all diesen Stücken um mal mehr, mal weniger gut gemachte Fälschungen handelte, überprüfen lässt sich das nicht mehr, da sie alle nicht bis heute überdauert haben. Für die Bernsteinsammlung August des Starken in Dresden erwähnt Sendel zwei Bernsteinfrösche, wobei der Autor die Stücke bereits als Falsifikate in einem eigenen Kapitel zu Inklusenfälschungen behandelt und abbildet.9 Eines dieser kunstfertig hergestellten Stücke hat eine faustkeilartige Form mit floralen Randverzierungen und enthält im oberen Drittel neben einem Frosch eine geflügelte Ameise. Das zweite Stück ist herzförmig geschliffen, mit mittig sitzender Froschinkluse. 473
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