449 Chemie, Metallurgie und Pharmazie an der Universität Uppsala hatte im Jahr 1747 seine erste Mineralsystematik in schwedischer Sprache publiziert.2 Hier wie auch in der zweiten Auflage aus dem Jahr 1772 3 sprach er als sein Publikum den »geneigten Leser und Bergmann« an. Diese Auflage wurde zwischen 1781 und 1783 vom Leipziger Professor Nathanael Gottfried Leske und von Ernst Benjamin Gottlieb Hebenstreit ins Deutsche übersetzt und bildete die Grundlage für den Index Musaei Linckiani von 1786.4 Bis heute wird die mineralogische Sammlung in Waldenburg in dieser Ordnung ausgestellt, wodurch sie nicht nur einen Einblick in die Mineralsystematik des 18. Jahrhunderts gewährt, sondern zugleich einen einzigartigen Beleg für die Wissenschaftsgeschichte der Mineralogie darstellt (Abb. 1). Die Mineralsystematik des Wallerius Wallerius’ Mineralsysematik gehörte zu den modernen Mineralklassifikationen, in der der chemischen Komponente eine größere Bedeutung zugemessen wurde. Die chemische Charakterisierung wurde zu Zeiten von Wallerius und Linck noch mit einfachen chemischen Methoden durchgeführt, die mit der chemischen Analytik der heutigen Zeit nicht zu vergleichen sind. Bei der Untersuchung mit der Lampe oder dem Lötrohr, die zu Wallerius’ Zeit üblich war, konnte man erkennen, ob ein Mineral schmelzbar ist oder nicht und welche Veränderungen es in der Hitze erfährt. Desgleichen beobachtete man das Verhalten der Mineralien in Säuren, insbesondere deren Löslichkeit und die Ausfällungsprodukte nach Zugabe von alkalischen Laugen. Wallerius kombinierte nun die mittels der einfachen chemischen Analytik bestimmten »chemischen Kennzeichen« mit den äußeren Kennzeichen, wie Aussehen, Form und Härte. Er sagt selbst dazu: »Daher kann meine Methode als eine gemischte angesehen werden, die mir [...] die übrigen zu übertreffen scheint.« Aus praktischen Erwägungen gliederte Wallerius sein System in vier Klassen: 1. Erden: »Körper, die sich durchs Wasser erweichen lassen«, 2. Steine: »deren Zusammenhang fester ist«, die also weder mit dem Finger zerrieben noch mit dem Messer geschnitten und die nicht durch Wasser erweicht werden können, 3. Erze: »Erden oder Steine mit Salzen, Schwefel, Erdharzen, oder metallischen Körpern vermischt« und 4. Steinwüchse: »Unter diese Klasse gehören alle Mineralien, die zu den vorigen nicht gerechnet werden können, und entweder aus Trümmern anderer Mineralien zusammengesetzt sind, oder durch ungewöhnliche Gestalt und Aufenthalt sich von den übrigen unterscheiden«. Die Systematik von Wallerius fällt in eine Zeit des Übergangs von der mehr beobachtenden und beschreibenden zur exakt definierenden und bestimmenden Methode der Mineralidentifizierung, die an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert noch einmal gewaltige Fortschritte machen sollte. In Europa fand Wallerius’ Mineralsystematik dennoch weite Verbreitung, wovon allein zwei Übersetzungen ins Deutsche5 sowie weitere ins Französische und ins Russische zeugen.6 Die Mineraliensammlung im Linckschen Naturalienkabinett Im Vergleich zum System von Wallerius hat Linck nur wenige Änderungen in der Aufstellung seiner Sammlung vorgenommen und teilt seine Sammlung in dieselben Klassen ein. Die erste Klasse sind die Erden, die nochmals unterteilt werden in magere, fette und harte Erden – je nach dem Gefühl beim Anfassen. Der Chemismus spielt eine untergeordnete Rolle. Unter den herausragenden Stücken ist die »Sächsische weisse Porcellanerde«7
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