Leseprobe

In seidiger Nacktheit, mit einem milden Lächeln auf dem Gesicht präsentiert sich dem Betrachter eine kleine Anatomie aus Holz, die im Folgenden als Waldenburger Venus bezeichnet werden soll (Abb. 1). Sanft schimmert das glatt polierte Holz und verleiht den weiblichen Rundungen eine verführerische Wärme. Das Tuch, auf dem die Figur gebettet ist, findet sich im Turban wieder, der ihren Kopf ziert. Bis in die letzte Fingerspitze ist diese Figur gestaltet, jedes Detail ist liebevoll ausgearbeitet. Nackt wie die römische Liebesgöttin selbst, verführt sie die Betrachtenden mit ihren weiblichen Reizen. Doch ihre Schönheit täuscht nur für einen Moment über ihre Funktion hinweg, die sich nach Entfernung der Bauchdecke in der Darstellung der menschlichen Anatomie offenbart, zu der auch ein aus Elfenbein gefertigter Fötus gehört. Hinter der idealisierten Schönheit steht das anatomische Modell als lehrreiches Objekt. Die Waldenburger Venus Ein einzigartiges anatomisches Modell Franziska Gerloff

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