Leseprobe

141 SCHLANGENSTERN (GORGONOCEPHALUS CAPUTMEDUSAE) Weißmeer, um 1700; Trockenpräparat (Kalk); Linck-Sammlung, belegt in De Stellis Marinis (1733), unter Asterias s. stella astrophyton scutatum scuto rotato ramis similaribus ex mari albo, Abb. XXI/ n.48t, XX/ n.4; Durchmesser: 31 cm; Inv.-Nr. NAT 252 Schlangensterne sind die nächsten Verwandten der Seesterne. Die stark verzweigten, filigranen Arme der Schlangensterne sind mit vielen kleinen Stacheln besetzt und auf Planktonfang spezialisiert. Das zerbrechliche Kalkskelett ist äußerst anfällig für Beschädigungen, da die Kalkstrukturen bisweilen sehr dünn sind. Die jahrelange Präsentation dieses Exemplars aus der barocken LinckSammlung in einer Vitrine – aufgeklebt und aufgestellt – hinterließ erhebliche Schäden. Dank aufwendiger konservatorischer Arbeiten ab dem Jahr 2007 erstrahlt dieses Objekt nun wieder und bereichert auch in Zukunft die außergewöhnlich reiche barocke SeesternSammlung. Linnés Systema Naturae in der zehnten Auflage In der Erstauflage seiner Systema Naturae hatte Linné mehr als 400 Tier-, Pflanzen- und Mineraliennamen aufgelistet. Mit jeder Neuauflage des Werkes wuchs diese Anzahl, bis 1758 mit der zehnten Auflage allein 4 378 Tierarten nach der Linnéschen Nomenklatur benannt waren, darunter auch das Gorgonenhaupt, Asterias caputmedusae (heute: Gorgonocephalus caputmedusae). Die Veröffentlichung dieser Auflage ist eine Zäsur in den biologischen Wissenschaften. Sie gilt als die Geburtsstunde der Taxonomie, der Wissenschaft von der Beschreibung der Arten. Alle darin enthaltenen Artnamen haben bis heute Gültigkeit, alle Publikationen vor der zehnten Auflage, auch die vorherigen Auflagen der Systema Naturae selbst, sind für die Taxonomie irrelevant. In seiner Beschreibung des Gorgonenhauptes gibt Linné in lediglich einem Satz die Verzweigung der Arme als artbestimmendes Merkmal an.4 Da Systema Naturae keine Abbildungen enthält, wird auf bereits bestehende Darstellungen der beschriebenen Tiere und Pflanzen in den reich bebilderten Monografien anderer Autoren verwiesen, unter anderem auf Lincks De stellis marinis und im speziellen Fall auf eben jene Tafeln 29 und 30, auf denen das heute in Waldenburg gezeigte Gorgonenhaupt abgebildet ist.5 Sind Lincks „Seesterne“ Typusexemplare von Linné? Der Verweis auf die Linckschen Seesterne in Linnés Werk birgt nicht nur für das Gorgonenhaupt, sondern auch für eine Reihe anderer Arten der Sammlung eine ungewöhnliche Perspektive: Allein durch die Tatsache, dass die bis zu 300 Jahre alten Objekte bis heute mehr oder weniger im Originalzustand erhalten sind, kommt ihnen nach 1

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