Leseprobe

25 KUNST IN DRESDEN Das Jahr 1994

1994 3 Freundeskreis der Städtischen Galerie Dresden – Atelierbegegnung e.V., Dresden Lisa Hilbich (Text) | Betty Schöner (Fotos) Sandstein Verlag 25 KUNST IN DRESDEN Das Jahr 1994

Inhalt 6 Vorwort 8 Januar 14 Februar 24 März 30 Im Gespräch mit Sophia Schama 34 April 40 Mai 48 Juni 54 Im Gespräch mit Ralf Lehmann • Angelika und Peter Makolies mit Frank Lehmann in der Ausstellung von Richard Mansfeld/Galerie Gebr. Lehmann (von links). • Klingeln am Künstlerhaus. 58 Juli 66 August 76 September 80 Im Gespräch mit Ulf Göpfert 86 Oktober 92 November 98 Dezember 108 Im Gespräch mit Ulrich Bischoff 116 Ausstellungsorte 118 Personenregister 126 Literaturverzeichnis 130 Biografien 131 Nachwort 132 Impressum

Vorwort Mit coronöser Verspätung setzen wir unseren Blick zurück auf die Kunst in Dresden vor 25 Jahren fort: Das fünfte Jahrbuch zeigt, dass 1994 die großen Verunsicherungen durch die Wende noch nicht vorüber sind, sei es im persönlichen oder wirtschaftlichen Bereich. Es ist nach wie vor eine herausfordernde Zeit für Kunstschaffende. Trotzdem ist das Jahr prallvoll mit Kunst, Ausstellungen, Ereignissen und Darbietungen in jeglicher Form. Mit den Interviews einiger Persönlichkeiten, für die 1994 ein ganz besonders Jahr war, gehen wir neue Wege. Sie begleiteten die Kunst intensiv und wirkten selbst aktiv auf das kulturelle und künstlerische Leben der Stadt ein. Hochinteressante, sehr persönliche Positionen werden sichtbar und manche Entscheidungen und Ereignisse dürften in neuem Licht erscheinen. Die Journalistin Lisa Hilbich hat als Autorin und Interviewerin das Jahrbuch zusammengetragen und verfasst. Sie lebte und arbeitete damals selbst in Dresden; ihre journalistischen Themenschwerpunkte waren Kunst und Kultur. Insgesamt mögen mit »Kunst in Dresden 1994« wieder besondere Erinnerungsmomente entstehen, die zu eigenemWiederentdecken anregen. Wir wünschen viel Vergnügen bei der Lektüre! Christoph Möllers Olaf Holzapfel, Robert Makolies und Thomas Scheibitz (von links).

9 J A N U A R Max Uhlig: Retrospektive im Albertinum Die »Knieende« kehrt zurück Studentenclub Bärenzwinger bleibt erhalten Drei Jahre Französisches Kulturzentrum mit Stefan Plenkers Thüringer Porzellankunst im Zwinger Semesterkehraus der Architekturstudenten im Schumannbau 1994 ist das Jahr, in dem sich die Wende – die friedliche deutsche Revolution – zum 5. Male jährt. Eine gewisse Normalität zieht ein. Gleichzeitig wird ein deutschlandweites »Superwahljahr« eingeläutet, das in dieser Dichte nur unregelmäßig alle paar Jahre so stattfindet. Acht Landtage, Kommunalwahlen in neun Bundesländern, Europawahl, Bundestagswahl und auch der Bundespräsident sind neu zu wählen. Willkommen in der parlamentarischen Demokratie! ▅ Über den Jahreswechsel 1993/94 zeigt die Kunsthandlung Kühl ihre Angebotsausstellung »Grafik Gemälde, Plastik des XX. Jahrhunderts«. Darunter auch das Bild »Scheibe und Gebälk« von Hermann Glöckner. ▅ Nahezu unbeachtet von der Öffentlichkeit bekommt die Gemäldegalerie NeueMeister imAlbertinumzum 1. Januar einen neuen Direktor: Ulrich Bischoff, zuvor Referent für die Kunst des 20. Jahrhunderts an der Staatsgalerie Moderner Kunst der Bayerischen Staatsgemäldesammlung in München. Er löst Horst Zimmermann ab. Ihm gelingt mit einem engagierten Unterstützerkreis in den nächsten Jahren der Anschluss der »NeuenMeister« an die Gegenwartskunst. Dank seiner Expertise und Kreativität sowie der hervorragenden Kontakte in die internationale Kunstszene setzt er wichtige Impulse imDresdner Kunstleben. ▅ Frank Maasdorf in seinem Atelier.

10 1994 Gemälde, Zeichnungen und Grafiken des Dresdner Künstlers Max Uhlig sind im Albertinum zu sehen. Die Werke der Retrospektive wählte der Künstler selbst aus und bestimmte auch die Hängung; den Katalog gestaltete und finanzierte er mit. Als Dresdner Maler war Max Uhlig schon vor 1989 durch Ausstellungsbeteiligungen außerhalb der DDR bekannt geworden. Max Uhlig ist seit 1990 Mitglied des Deutschen Künstlerbundes und Gründungsmitglied der Sächsischen Akademie der Künste. Von 1995 bis 2002 war er Professor für Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. ▅ »Ein Mensch – kein Besserwisser« titeln die Dresdner Neuesten Nachrichten (DNN) am 2. Januar zum Tod von Erwin Strittmatter – der sorbisch-deutsche Schriftsteller, Bäckergeselle, Schutzpolizist, Deserteur, Amtsvorsteher, Redakteur, Informeller Mitarbeiter der Staatssicherheit, 1. Sekretär des Deutschen Schriftstellerverbandes. Mit seiner Roman-Triologie »Der Laden« skizziert er das Leben auf dem Lande von den 1920iger Jahren bis in die Nachkriegszeit und thematisiert die alltäglichen Ressentiments, denen die Sorben in der Niederlausitz begegnen. ▅ Dresdens Kneipen und Lokale mausern sich zu Ausstellungsräumen. Die »Crepes-Galerie« in den Gewölben des Terrassenufers präsentiert nicht nur gekonnt die beliebten französische Eierkuchen, sondern auch kleine Skulpturen der polnisch-deutschen Künstlerin Malgorzata Chodakowska. In der »Planwirtschaft« hängen Werke von Heike Herzog. Die Galerie Sillack nützt das »Café Piccolo« am Albertplatz als erweitere Ausstellungsfläche und zeigt farbenfrohe Kreide-Landschaften von Ilona Schindler (Steinmüller). In Mickten zeigt »Dali – Die Kellerkneipe« Bilder des DDR-Revoluzzers Gerd Sommer und auf der Königstraße lädt die gleichnamige Galerie von Manfred Heirler ins »Café Refugium« ein. ▅ Eine Odysee geht zu Ende: Am 14. Januar kehrt die »Kniende« von Wilhelm Lehmbruck zurück nach Dresden. Bereits 1920 erkennt Paul Hermann, damaliger Direktor der Dresdner Kunstsammlungen, die Bedeutung der Skulptur. Bei der Witwe des Bildhauers –Wilhelm Lehmbruck hatte seinem Leben bereits 1919 ein Ende gesetzt – bestellt Paul Hermann einen Steinguss der 1911 entstandenen Figur. Der Preis beträgt 20000 Reichsmark. Doch nur bis 1937 steht die Figur imAlbertinum; die Nationalsozialisten verkaufen sie als »entartet« in die USA. Dort gelangt sie in die Chrysler Sammlung nach New York und wird schließlich über 50 Jahre später bei einer Auktion in New York für Dresden zurückgewonnen. Von dort aus kehrte sie als einzig in Europa erhaltener Steinguss nun zurück. Sie bildet heute wie damals den Höhepunkt der Skulpturensammlung der Moderne in Dresden. Ersteigert wird die Figur unter anderem von der Bertha undWilhelm von Baensch-Stiftung. Diese Stiftung geht zurück auf den Dresdner Buchdrucker und Verleger Wilhelm von Baensch, der 1899 in Dresden verstorben ist. ▅ In der Äußeren Neustadt bahnt sich ein Strukturwandel an: »... Baufahrzeuge durchbrechen die zernarbten Kulissen, beräumen die zum Teil zur Mülldeponie erniedrigten Hinterhöfe, und aus den Hausfluren weht ein

Januar 11 Das 100-jährige Bestehen sowie die umfangreiche Sanierung der Hochschule für Bildende Künste wird 1994 gefeiert.

12 1994 Geruch von frischem Wandkalk auf die Straße, die Dunstwolken buddhistischen Räucherwerks, gekochten Weißkohls und uringetränkter Holztreppen verdrängend ...« beschreibt Hartmut Landgraf in der DNN den Zustand des Dresdner Szeneviertels. Er schreibt aber auch, dass »... rund 70 Prozent der Einwohner teils bis vollkommen unzufrieden mit der Bausubstanz der Häuser und der Sauberkeit im Viertel sind ...« Unabhängig davon ist das Interesse von Bildungsurlaubern und Architekturbüros an den geführten Spaziergängen groß, die das Neustädter Reisebüro »Igel-Tours« durch das Viertel anbietet. ▅ In der Kulturetage Prohlis zeigt Gudrun Nützenadel bis Ende Februar über 30 ihrer Landschaftsbilder. Manche ihrer Werke seien »Tageblätter«, so die Künstlerin. Sie geben Auskunft über das alltägliche Leben der Künstlerin und ihre inneren, seelischen Vorgänge. ▅ Ziemlichen Ärger gibt es um den Studentenclub Bärenzwinger in den Gewölben an der Brühlschen Terrasse. Der Freistaat Sachsen und die evangelisch-reformierte Gemeinde diskutieren über einen neuen Mietvertrag. Dieser ist notwendig geworden, nachdem der Freistaat Restitutionsansprüche geltend macht. Es wird augenscheinlich eine gute Lösung gefunden – 25 Jahre später existiert der »Bärenzwinger« noch immer. Für Generationen von jungen Dresdnerinnen und Dresdnern geht es seit der Eröffnung 1967 zumAbtanzen in den beliebten Studentenclub. ▅ Als Bereicherung der Dresdner Kunst- und Kulturszene sowie als Treffpunkt für Frankophile hat Direktor Marc Signol das Französische Kulturzentrumetabliert. Ende Januar wird das dreijährige Bestehen gefeiert. Aus diesemAnlass sind Arbeiten von Stefan Plenkers zu sehen. Das Französische Kulturzentrum steht für Verlässlichkeit: Auch 25 Jahre später ist es noch unter der gleichen Adresse zu finden. ▅ Die Galerie Concorde auf der Königsbrücker Landstraße zeigt eine repräsentative Werkschau des in Großenhain geborenen Künstlers Heinz Ferbert. Extra für die Ausstellung hat er mit seinen speziellen Mischtechniken vier »Objektstühle« als collagenartigen Kunstwerken geformt. ▅ Unter dem sperrigen Titel »Die Schwarzenburger Werkstätten für Porzellankunst Unterweißbach« zeigt die Porzellansammlung des Zwingers bis 6. April einen aus 14 Einzelfiguren bestehenden Jagdtafelschmuck. Geschaffen hat ihn Otto Thiem, ein an der Dresdner Kunstakademie ausgebildeter Bildhauer. Die Figuren und Gruppen stellen detailgenau den Jagdzug des Fürsten Günther Victor zu Schwarzburg-Rudolstadt und Sondershausen, dessen Verwandte und Jagdfreunde dar. Von den Figuren sind jeweils nur wenige Stücke ausgeformt. Sie gelten als Jahrhundertwerk des Thüringer Porzellans und wurden 1912 auf der Großen Kunstausstellung in Dresden gezeigt. ▅ Unter dem Titel »Stoff« zeigt die Galerie AutogenWerke von Stefan Nestler. Seine Installationen haben die

UND S ONS T S O . . . Januar 13 enorme Menge täglich anfallenden Plastikschrotts sowie dessen Kurzlebigkeit zum Thema – brandaktuell auch noch nach Jahrzehnten ... ▅ 33 Jahre nach der Uraufführung in New York erreicht die Rockoper »Jesus Christ Superstar« Sachsen. Ende Januar ist Premiere in den Landesbühnen Sachsen in Radebeul. ▅ Als vorgezogenes Wahlkampfspektakel entpuppt sich die von der SPD-Faktion im Dresdner Stadtrat initiierte Abwahl des Kulturdezernenten Ulf Göpfert. Mit deutlicher Mehrheit stimmen die Stadtverordneten für den Verbleib Göpferts im Amt. Seiner weitsichtigen Amtsführung hat Dresden den Erhalt und die Fortführung vieler kultureller Einrichtungen während der Nachwendezeit zu verdanken. ▅ »Mit ihrem Semesterkehraus haben die Architekturstudenten nachdrücklich erinnert, dass ihre Profession einst und mit Recht zu den Künsten gezählt wurde«, schreibt die DNN über ein Event im Schumannbau. Weiter heißt es »... Studenten des 3. Semesters Gestaltungslehre erprobten sich an über 30 einzelnen Aktionen, Installationen und Dokumentationen imUmgang mit verschiedenen Materialien ...« Erlebbar in Gebäuden und auf Freiflächen des Campus mit seiner beeindruckenden Architektur: DemTreppenhaus des Schumannbaus sowie der Hochspannungsprüf- undMeßhalle. Gesang, Synthesizerklänge sowie »Zarathustra« von Richard Strauss machen diese 15 Meter hohe Halle als Industrie-Kathedrale erlebbar. Deutsche Bundesbahn und Deutsche Reichsbahn werden zur Deutschen Bahn AG vereinigt. Bärbel Bohley unterliegt vor Gericht und darf Gregor Gysi nicht mehr »Stasispitzel« nennen. Vor laufender Kamera stürzt Ulrike Meier, zweifache Weltmeisterin im Super-G, bei der Kandahar-Abfahrt in Garmisch und stirbt an ihren Verletzungen.

67 A U G U S T Drei Künstlerinnen im Leonhardi-Museum Besucherrekord bei den Filmnächten am Elbufer Zum 110. Geburtstag: Josef Hegenbarths »Arche Noah« erscheint als Buch – das Kupferstich-Kabinett zeigt Zeichnungen »Leben in geschlossenen Räumen« – 15 Tage internationales Straßentheater mit freie Theatergruppen Ein Künstler kehrt zurück: Steffen Wriecz stellt im Pavillon an der Frauenkirche aus und verkauft Farblithografien zugunsten des Wiederaufbaus der Frauenkirche Vor dem Abbruch: Industrie-Installationen in der Bramsch-Produktionshalle Arbeiten aus den vergangenen sechs Jahren zeigen die drei Dresdner Künstlerinnen Bärbel Kuntsche, Christine Heitmannn, Gabriele Reinemer im Leonhardi-Museum. Es sind Arbeiten, die auch die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen der vergangenen Jahre widerspiegeln. Sind die Vorwende-Portraits von Bärbel Kuntsche noch düster und schwer, so zeigen die Nachwende-Landschaften eine neue Leichtigkeit. Eigentlich ist Christine Heitmann als Plastikerin bekannt, doch bei dieser Ausstellung sind stimmungsvolle Collagen zu sehen. Die Künstlerin gehörte 1989 mit zu den Gründerinnen der Dresdner Sezession 89 und ist mit dem evangelischen Theologen, Kirchenjuristen und sächsischen Justizminister Steffen Heitmann verheiratet. Gabriele Reinemer steuert zu der Schau Terrakotten und Statuetten aus Bronze sowie zarte Bleistiftzeichnungen mit italienischen Landschaften bei. Die Ausstellung der drei Künstlerinnen gilt als ein Höhepunkt im diesjährigen Ausstellungsplan des Museums. ▅ Freie Theatergruppen aus England, Frankeich, Russland, Polen und Deutschland machen die Straßen und Plätze Dresdens 15 Tage lang zu Spielorten für Straßentheater. Da werden Autos kurz angehalten, ein Sarg in der Straßenbahn und auf demWagen einer Briefträgerin transportiert und eine Oma im Rollstuhl durch die Stadt bugsiert. Zuschauer sind eingeladen, spontan mitzuspielen und eine Rolle zu übernehmen – nicht alle Heimat für viele Künstlergenerationen: Das Künstlerhaus in Loschwitz.

68 1994 finden es lustig; sogar die Polizei wird einmal gerufen. Letzte Phase des Projekts »Leben in geschlossenen Räumen« ist die »Stadtchoreografie« von Johannes Bönig und Jörg Sonntag. Dabei versuchen 80 Akteure mit einer Inszenierung ganz aktiv die Wege der Passanten auf der Prager Straße zu beeinflussen. Einer der Initiatoren des provokanten Projekts ist Jörg Stüdemann vom Büro für Kulturarbeit Dresden e.V.; ab September wirkt er als Kulturdezernent der Landeshauptstadt Dresden. ▅ Mit dem Künstler Steffen Wriecz kehrt ein Dresdner in seine Heimat zurück, zumindest für eine Ausstellung im neuen Pavillon auf dem Gelände der Dresdner Frauenkirche. Mit imGepäck hat er Bilder mit Dresdner Motiven sowie 50 handsignierte und 500 drucksignierte Farblithographien der Dresdner Frauenkirche. Der Reinerlös kommt dem Wiederaufbau der Frauenkirche zugute. Steffen Wriecz ist in Wilsdruff geboren und in Dresden aufgewachsen. Er fährt bei der Handelsmarine sieben Jahre zur See und flieht 1982 in den Westen. Seiner Heimatstadt fühlt sich der Maler ambivalent verbunden. Er hat hier Familie, Freunde, mag die Architektur. Gleichwohl sieht er besorgt die Radikalisierung einzelner Gruppen. Heute lebt und arbeitet Steffen Wriecz in Paris und in der Nähe von Heidelberg. Seine Arbeiten sind vom Expressionismus inspiriert. Er malt gegenständlich und mit kräftigen Farben. ▅ In der DNN-Serie »Aus Dresdner Ateliers« interviewt Hans Kromer Christiane Just. Die Dresdnerin studiert bei Professor Günter Horlbeck an der HfBK Dresden und macht sich einen Namen als Malerin, Grafikerin und Buchkünstlerin. Christiane Just ist eng mit den Grafikwerkstätten »Riesa efau« verbunden. 2003 gründet sie gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Andreas Hegewald die Edition BUCHENpresse. ▅ Expressionistische Arbeiten des gebürtigen Berliners und in Frankfurt amMain lebenden Malers Jörg von Kitta-Kittel zeigt die Galerie Finckenstein. ▅ Als der Grafiker, Zeichner, Maler und Illustrator Josef Hegenbarth in den Jahren 1947 und 1948 mit Leimfarben eine Folge von 17 Blatt zur »Arche Noah« in Dresden zeichnet, hat er bereits die Idee, diese als Buch erscheinen zu lassen. Das scheitert jedoch in den 50er Jahren am Desinteresse namhafter Verlage wie Piper in München und Alfred Holz in Ostberlin. Nun hat der Verleger Jens Henkel in seiner burgart-presse in Rudolstadt die farbigen Pinselzeichnungen unter dem Titel »Arche Noah« als Buch veröffentlicht – zum stolzen Preis von 165 DM. Er begeistert die Schriftstellerin und evangelische Theologieprofessorin Dorothee Sölle für sein Projekt, so dass sie Texte beisteuert. Darin spannt sie einen Bogen von biblischen Geschichten hin zu Themen unserer Zeit. Die originalgetreuen Reproduktionen Hegenbarths entstehen in der Dresdner Lichtdruckwerkstatt. Parallel dazu sind im Kupferstich-Kabinett anlässlich des 110. Geburtstags von Josef Hegenbarth

August 69 Kunst im Kunstministerium: Eine vierteilige räumliche Komposition des Metallgestalters Alexander Mock.

70 1994 erstmals zwei Blattfolgen zu sehen: Die 17 farbigen Pinselzeichnungen »Arche Noah« und 27 Federzeichnungen »Noah und die Tiere«. Die Arbeiten stammen aus dem Josef-Hegenbarth-Archiv des Dresdner Kupferstich-Kabinetts. ▅ Mit einemRekord von 50000 Besuchern schließen die Filmnächte am Elbufer. Vier Wochen lang erweist sich der Mix aus Open-Air-Kino, Konzerten und Techno-­ Happening erneut als Zuschauermagnet und damit auch als Wirtschaftsfaktor für die Landeshauptstadt. Im Jahr zuvor besuchten noch 29000 Besucher Filmnächte. ▅ Kunst und Ökologie: Das Element Wasser als Inspirationsquelle greifen die Künstlerinnen der Dresdner Sezession 89 auch in diesem Jahr wieder auf. Unter dem Titel »Mnemosyne-Memory« finden bis Mitte September Installationen rund um den Palaisteich im Großen Garten, am Gustav-Adolph-Platz und amWasaplatz sowie am Mittelsteg zwischen Mockritz und Kaitz statt. Die Künstlerinnen weisen mit ihren Open-Air-Aktionen auf die ökologischen Probleme der Gegenwart hin. »Mnemosyne« entstammt der griechischen Mythologie. Sie ist die Mutter der neun Musen sowie Namensgeberin für einen Fluss in der Unterwelt, dessen Wasser die Erinnerung herbeiführt. ▅ Eine Ausstellung der besonderen Art gestaltet Eike M. Eilmes im Oktogon unter der Zitronenpresse mit angrenzendem Bibliotheksraum. Anlass ist das Jubiläum »100 Jahre Kunstakademie im Lipsiusbau«. Mit »leib ein ikon – leiber.photographien.ikons« erobert die HfBK-Studentin im Fachbereich Freie Kunst die Räume mit großformatigen Installationen, bei denen das Ei mit seiner perfekten Form eine zentrale Rolle spielt – ebenso wie der menschliche, vor allemweibliche Körper. Eike M. Eilmes hatte bereits an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule ein Designstudium absolviert und will im nächsten Jahr ihr Diplom an der HfBK Dresden ablegen. ▅ Frühe Arbeiten von Angela Hampel sind anlässlich des Stücks »Fräulein Julie« von August Strindberg im Kleinen Haus des Staatstheaters zu sehen. Waren ihre Arbeiten zunächst von grellen Farben gekennzeichnet, so weisen aktuellen Werke zarte Brauntöne auf. Die Künstlerin führt das auf die Veränderungen ihres Umfelds in der Nachwendezeit zurück. Ergänzend dazu führt Hans Kromer für die DNN-Serie »Aus Dresdner Ateliers« ein ausführliches Interview mit der engagierten Künstlerin. Die Themen ihrer Kunst beschreibt sie mit »Frau. Frau und Tier. Frau und Mann. Im Grunde wohl ›ich‹«. ▅

UND S ONS T S O . . . August 71 Im Kunstministerium zieht Kunst ein: Eine vierteilige räumliche Komposition des Dresdner Metallgestalters Alexander Mock ziert den Eingangsbereich und den Treppenaufgang im Gebäude Wigardstraße 17. Nach dem Abschluss der Rekonstruktion ist hier jetzt das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst untergebracht. ▅ Eine letzte stille Größe und ein letztes Sichzeigen vor dem Vergehen, will Peer Alexander von Martens mit seiner Industrie-Installation »Bramsch.Zeit.Raum.Installation« erreichen. In der ehemaligen Bramsch-Produktionshalle auf der Friedrichstraße 56 machen Klanginstallationen das Vergehen der Zeit hörbar, sichtbar und fühlbar. Die Töne zweier Orgelpfeifen sind durch die Säulen, Winkel, Podeste an jeder Position in neuen Variationen zu hören. Der Künstler hat auch eine überdimensionale Sanduhr aufgebaut. Durch sie rieselt sieben Tage lang Sand – sieben Tage lang Arbeit und sieben Tage lang Ruhe. Danach beginnt für den Künstler eine neue Schöpfungsperiode. Er interessiert sich vor allem die Arbeit, die in der Fabrikhalle geleistet und die vielen Geschichten, die damit verbunden sind. Auf sie will Peer Alexander von Martens aufmerksammachen, bevor das Fabrikgebäude endgültig abgerissen wird und der Vergangenheit angehört. Seit 1959 ist Fidel Castro in Kuba an der Macht. In der Hauptstadt Havanna kommt es zu den schwersten Straßenschlachten zwischen Regierungsgegnern und der Polizei seit seiner Machtübernahme. Die Landes- und Fraktionsvorsitzenden der SPD in Ostdeutschland sprechen sich gegen eine Zusammenarbeit mit der PDS aus. Gemeinsam verabschieden der russische Präsident Boris Jelzin und der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl die Westgruppe der russischen Truppen aus Berlin. Am gleichen Tag verlassen auch die letzten russischen Truppen Estland.

I M G E S P R Ä C H M I T D E M K Ü N S T L E R U L F G Ö P F E R T Wie wird aus einem Restaurator und Künstler ein Politiker? 1989 war ich mit meiner Frau Anne zur 200-Jahr-Feier der Französische Revolution in Frankreich. Dazu hatte uns der französische Kulturattaché eingeladen. Als wir Anfang August zurückkamen, ging es hier mit dem Neuen Forum los. Nachdem wir immer über den Staat gemeckert haben, wollten wir die Chance nützen und etwas verändern. Ich war in Chemnitz bei der Gründung des Neuen Forum als Partei mit dabei. Mir war damals klar, wir haben nur ein politisches Gewicht, wenn wir organisiert sind und das geht nun mal nur als Partei. Als es dann darum ging, die Posten im zu wählenden Dresdner Stadtrat zu besetzten haben sich alle auf die Schlüsselämter gestürzt. Die SPD wollte Soziales, die CDU die Wirtschaft. Nur die Kultur hat keinen interessiert. Und das in Dresden! Im Neuen Forum gab es den Dr. Axel Schintlmeister, der war ein ganz Ausgeschlafener und ziemlich clever. Der hat gesagt, Ulf mach Du doch den Stadtrat für Kultur. Einen Dezernenten oder so gab es noch nicht. Ich habe daraufhin meine Familie gefragt und die haben gesagt, na klar mach das. Sie wurden dann für die CDU in den Stadtrat gewählt … Zur DDR-Zeiten war ich mal in der CDU gewesen und wieder ausgetreten. Nach der Spaltung des Neuen Forum bin ich dann wieder zur CDU gegangen, obwohl mir die SPD näherlag. Ich wollte nicht so quer durch die Parteienlandschaft gehen. »Die Kunstszene hier hatte immer ein Fundament, eine Basis«

Im Gespräch 81 Bei der CDU haben die mir dann das hinterste Mickten, wo mich kein Mensch kannte, als Wahlbezirk zugeteilt. Da habe ich mir gedacht: Jetzt musst du Zähne zeigen! Ich ließ Flyer drucken, bin von Tür zu Tür gegangen und habe mit den Leuten gesprochen. Dadurch bin ich vom Listenplatz 17 oder 20 auf Platz 6 vorgewählt worden. Das war im Mai 1990 und hat dann auch dem späteren Oberbürgermeister Herbert Wagner Achtung abgerungen. Im Juni 1990 war die konstituierende Sitzung des Stadtrats. Da wurde ich zum Kulturdezernenten gewählt, das wollte ja sonst keiner machen. Wie ging es dann los? Zu DDR-Zeiten war ich als Restaurator und Maler freischaffend tätig; ich war ein Ein-Mann-Betrieb. Ich habe immer gesagt, ich bin einer der Wenigen, die schon in der DDR unter kapitalistischen Bedingungen gearbeitet haben und wussten, wie das ist. Nach der Wende kamen die anderen alle aus VEB-Betrieben, Hochschulen oder sonst was. Vom Einzelkämpfer-Dasein kommend war ich plötzlich verantwortlich und hatte Institutionen unter mir. Es musste alles umstrukturiert werden; das war eine irre Aufgabe. Bis Oktober 1990 unterstanden mir ja auch sämtliche Landeseinrichtungen, denn das Land Sachsen hat sich erst im Oktober 1990 konstituiert. Bis dato war ich für die Semperoper, das Großes Haus, die Kunstsammlungen zuständig. Ich dachte mir, das ist neue Zeit, jetzt machen wir mal richtig los. Mein großer Vorteil war, dass ich nirgendwo verbandelt war. Ich bin keine Parteileiter hoch, ich kannte niemanden; Beziehungen oder sonst was hatte ich nicht. Mit Peter Graf und Peter Makolies hatten wir persönlichen Kontakt, aber das war nicht relevant. Womit hat Ihre Zeit als Kulturdezernent begonnen? Als erstes ging es los mit Personalbesetzungen, das war nicht einfach. Ich musste gestandenen Leuten sagen »Tschüss, Sie haben zu gehen«, weil Sie partei- und zeitmäßig nicht mehr reinpassten. Dann musste ich alles entzerren, dafür habe ich viel Dresche bekommen. Zu der Zeit gehörte auch die Kindereisenbahn, die Konzert- und Gastspieldirektion und das Blockhaus zu meinemBereich. Da war ich Dienstherr von Köchen und Kellnern. Dazu gab es Spartipps von meinen lieben Brüdern und Schwestern aus dem Westen. Da hörte ich: Wozu braucht ihr denn zwei Orchester in dieser Stadt? Die hatten keine Ahnung von unserer Geschichte und Kultur. Für die Stadtbibliotheken habe ich einen Ingenieur eingestellt, der PC-Experte war. Er hat die Dresdner Stadtbibliothek zu der führenden Stadtbibliotheken Deutschlands gemacht. Das Stadtmuseum habe ich mit Matz Griebel besetzt. Der hatte Landwirtschaft studiert, war also kein Kunsthistoriker, aber der beste Kenner der Dresdner Stadtgeschichte und der Geschichte Sachsens. Im Stadtmuseum war auch der Städtische Kunstbesitz integriert. (Anmerkung der Redaktion: Daraus ging im Jahr 2000 die Städtische Galerie Dresden hervor.) Ich wusste damals auch, dass die Mitglieder des Stadtrats noch alle mit sich zu tun hatten. Da musste ich Pflöcke einschlagen. Mir war klar, wenn die erwachen, hat die Kultur keine Chance mehr. Für mich war die Erhaltung dieser ganzen Institutionen wichtig. Da ist auch nichts weggebrochen, im Gegenteil, es ist dazugekommen. Ich habe privatisiert, was zu privatisieren war.

82 1994 Kunst in Dresden 1994 – wie war das? Die Dresdner haben immer irgendwo ihr eigenes gemacht. Hier war eine gemäßigte Zone. Sachsen wurde vom ZK (Zentralkomitee der SED) immer scheel angesehen, selbst im Politbüro, weil die Sachsen ihr eigenes Ding machten. Der Sachse hatte immer ein Alleinstellungsmerkmal. Wir hatten keine Dummies, keine Apparatschiks hier. Letztendlich ging die Wende auch von Sachsen aus, von Leipzig. Hinzu kommt, dass die Kunstszene hier immer ein Fundament, eine Basis hatte. Dias ließ einen nicht so schnell erschüttern. Es war hier nicht so progressiv wie Chemnitz, dafür waren wir in Dresden in einem ruhigen Fahrwasser, da gab es nicht nur die mit den hochgestreckten Fäusten. In der Bibliothek der Kunsthochschule konnte man sich alle westlichen Kunstzeitschriften ausleihen. Das hat sich auch in der Kunstszene fortgesetzt. Wer wollte, der konnte sich informieren. Aus meiner Sicht gab es hier in der Kunst keine Brüche, man konnte immer substanziell auf etwas aufbauen. Dresden hat auch immer seine Identität behalten. Wir hatten die Staatliche Kunstsammlungen, die Staatskapelle, den Kreuzchor, die Philharmonie und vieles andere. Wenn man uns das genommen hätte, dann hätte man auch unsere Identität genommen und vieles wäre anders gewesen. Ich habe mal in Potsdam gelebt und gesehen, was da passiert ist. Friedrich der Große durfte nur noch Friedrich der II. heißen, die Kanäle habe sie denen zugeschüttet und so weiter. Den Potsdamern hatte man die Identität genommen. Was wollten Sie für die Kultur der Stadt erreichen? Ich hatte hervorragende Mitarbeiter. Ich war der Dienstherr, aber meine Mitarbeiter kannten die Details, die Einrichtungen. Da sind dann so Sachen zustande gekommen wie die Technischen Sammlungen und wie das Kulturrathaus auf der Königstraße. Das wurde 1994 eröffnet. Was gab es da für Aufstände! Wozu braucht der ein Kulturrathaus? Als das Rathaus zu klein wurde für alle Dezernate, wurde gefragt, wer will denn hier raus? Da habe ich sofort »hier« gerufen, weg vomOB. In dem renovierungsbedürftigen Gebäude waren die Technischen Sammlungen untergebracht, die kamen dann ins Pentacon. Wir haben das Kulturrathaus daraus gemacht. Ich habe auch das Amt für Tourismus und Denkmalschutz gleich an Land gezogen. Durch meinen Vater, der Architekt war, hatte ich eine Beziehung dazu. Das sind Dinge, die sich ergeben haben. Das Gute war zu der Zeit, dass man die Dinge nur ordnen musste. Man musste nur wissen, was man wollte. In diese Zeit und in diese Konstellation passte ich auch mit meinen Qualifikationen oder Mängeln haargenau rein. Im März 1994 kam das endgültige Aus für die Stella-Kunsthalle ... Ich habe das Stella-Projekt abgelehnt, weil das aus meiner Sicht eine Blase war. Rolf Hoffmann hat sich ein Areal ausgeguckt, das der Stadt gar nicht gehörte. Hätten wir den Stella gewollt, dann hätten wir das Grundstück vom Land erwerben müssen. Dafür hätten wir Filetgrundstücke hergeben müssen.

Im Gespräch 83 Ich bin gewarnt worden von Werner Schmidt, dem Generaldirektor der Kunstsammlungen. Der hatte zumir gesagt, Leihgaben könne er bis unter die Decke haben. Die Leute hätten mal angefangen zu sammeln, dann sind die Künstler berühmt geworden und aus dem kleinen Vermögen ist ein riesengroßes Vermögen geworden. Dann stellt sich die Versicherungsfrage. Die Sammler sind heilfroh, wenn sie was im Museum unterbringen können. Da habe ich gesagt, Nachtigall ich höre dir trapsen. Ich habe keinen Nutzen für die Stadt gesehen. Man muss Dresden auch einschätzen, wozu Dresden fähig ist und wie es tickt. Das ist auch wieder das Dresdnerische, das Verhaftetsein, diese Identifikation. Das beste Beispiel dafür ist der Wiederaufbau die Frauenkirche. Das war eine reine Bürgerinitiative, anfangs war nicht mal die Kirche dafür. Ich habe mit meinem Vater gesprochen. Der war Architekturprofessor gewesen und hat mir gesagt, wer die Frauenkirche nicht erlebt und gesehen hat, der kann darüber nicht urteilen. Daraufhin habe ich mich für den Wiederaufbau engagiert und im Stadtrat den Beschluss zur finanziellen Unterstützung durchgesetzt. Wenn wir Sponsoren haben wollen aus aller Welt, dann schauen die zuallererst, was macht denn die Stadt dafür? Die wollen doch wissen, bekennt die sich zu dem Bau oder nicht? Im Oktober 1994 wurden Sie als Kulturdezernent abgewählt. Wie sehen Sie das heute? Das war eine schwere Zeit. Das kann jeder nachvollziehen, der sich mit Herzblut in eine Sache reingehangen hat. Ein weiser Mann hat mal gesagt, man sollte im Leben nicht auf die Erfolge zurückschauen, sondern vielmehr schauen, was einem nicht gelungen ist. Das bringt einen näher an den eigenen Weg heran. Ich habe ja nicht das große Geld verdient. Wir bekamen noch lange Zeit DDR-Geld, bis meine Frau Anne wütend wurde und gesagt hat, jetzt möchten wir aber auch mal Westgeld haben. Da hatten andere schon lange die D-Mark. Dass ich für die Zeit als Kulturdezernent keine Rente bekomme, ist auch dresdnerisch. Das ist die andere Seite von Dresden. Meinen Freund Bernd Seite, der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern war, habe ich gefragt, wie sie das machen. Dort wurden gleich alle verbeamtet und bekamen dann auch eine Rente für die Zeit ihrer Tätigkeit. Dafür hat sich übrigens Bundeskanzler Helmut Kohl auch eingesetzt. Durch die Wirrnisse der Zeit waren manche Leute nur kurze Zeit auf einem Posten. Die sind aus ihrem Beruf herausgerissen worden und dann sollten die dafür nichts bekommen? Aber in Dresden unterlag das der Genehmigung des Stadtrates, und die wollten nicht, dass der Göpfert pensionsberechtigt ist. Ich hätte dann eine kleine Rente für meine Zeit als Kulturdezernent bekommen. Aber der Dresdner hat es ja drauf zu sagen, Ihr bekommt das nicht. Alle in den neuen Bundesländern haben es bekommen, nur in Dresden nicht.

84 1994 Das Jahr 1994 brachte für Sie harte politische Auseinandersetzungen, die teilweise auch sehr persönlich waren ... Damit musste ich mich lange auseinandersetzen und ich habe mich gefragt, warum wurde so auf mir herumgehackt? Meine Erklärung dafür ist, dass ich ein ausgesprochener Individualist bin. Das war ich immer, auch zu DDR-Zeiten. In der DDR wurde jedoch Individualität nicht geduldet. Dieses Denken der DDR-Bürger hatten die Leute, die nach der Wende hier rangekommen sind, weiterhin. So haben sie weiter auf die Individualität draufgehauen; voll auf die 12. Für diese Mentalität unter neuem Namen, war ich wie rotes Tuch. Ich bin ja auch mit meinen Cowboystiefeln und mit meinen Schals herumgelaufen. Der Schlips hing immer hier unten. Als sich die Parteistrukturen verfestigt hatten, wollten die keine Individualität mehr. Man sollte sich einordnen und unterordnen, aber das funktioniert eben bei Künstlern und Individualisten nicht. Wie ging es dann für Sie weiter? Ich war 54 Jahre alt und habe Arbeitslosengeld bekommen. Dann fing ich an, wieder zu malen. Das habe ich schon in den 80er Jahren gemacht. Mein DDR-Plan war sowieso, sukzessive raus aus der Restaurierung zu gehen und immer mehr Malerei zu machen. Ich kann meiner Familie und meiner Frau Anne nur danken, dass sie das unterstützt haben. Anne ging wieder als Krankenschwester arbeiten und hat die ganze Familie getragen. Meine Frau hatte eine bedingungslose Art, so war ich nicht. Aber durch sie habe ich das kennengelernt und mir zu eigen gemacht. Diese Haltung und diese Stärke im Hintergrund, das hat mein Handeln geprägt. Und jetzt in die Gegenwart – wie schätzen Sie heute das Kunstleben in Dresden ein? Soweit ich es sehen kann, ist alles in gutem Fahrwasser. Ich war ja selber Künstler und Handwerker, deshalb konnte ich auch mit den Kulturschaffenden auch anders reden. Die haben auch gewusst, dass ich kein Beamter bin. Doch man muss auch sehen, wenn man sich früher als Künstler gegen das Regime gestellt hat, dann war es egal, ob die Kunst gut oder schlecht ist. Man hatte etwas, wogegen man sein konnte. Später hatten dann manche nichts mehr, wogegen sie sich stellen konnten. Plötzlich war keine Nachfrage mehr, es ging nur noch um die reine Kunst. Da ist doch machen die Bedeutung genommen worden.

Im Gespräch 85 Ulf Göpfert ist nach der Wende erster Dezernent für Kultur und Tourismus Dresdens. In seine Amtszeit bis 1994 fallen wichtige Entscheidungen zum Erhalt und zur Umstrukturierung der städtischen Kultureinrichtungen. Geboren ist der Restaurator und Maler 1943 in Freiberg; sein Vater war der Architekturprofessor Rolf Göpfert. Von 1960 bis 1963 absolviert er eine Tischlerlehre mit Abitur; nimmt nebenbei Privatunterricht in Malerei und Komposition. Zwischen 1963 und 1972 ist Ulf Göpfert als Möbelrestaurator in den Schlössern und Kunstsammlungen von Weimar, Dresden und Potsdam-­ Sanssouci tätig. Nach der Begegnung mit der Pop Art in den 80er Jahren beginnt er wieder zu malen. Von 1973 bis 1990 arbeitet er als selbständiger Möbelrestaurator in Dresden; seit 1994 als freischaffender Künstler.

93 N O V E M B E R Christian Friedrich Gille und Asger John im Albertinum Philipp Morris-Stipendiatin Katrin Kunert in der Galerie Mitte Nachfahren übergeben bislang unbekannte Zeichnungen von Julius Schnorr von Carolsfeld ans Kupferstich-Kabinett Galeristin Wanda provoziert mit dem Ausstellungstitel »Ist Kunst recyclebar?« Gesamtschau von Inge Thiess-Böttner im Ernemannbau der Technischen Sammlungen Der Neue Sächsische Kunstverein feiert Überlassung der Ausstellungsräume vor 100 Jahren Jury des Neuen Sächsichen Kunstvereins bei der Auswahl der Preisträger für den Architekturpreis. IhremRuf, sich besonders für die konkrete Kunst einzusetzen, wird die Blasewitzer Galerie Teufel-Holze mit der Ausstellung von Andreas Brandt und Jan Meyer-Rogge erneut gerecht. Beide Künstler betreut die Galerie schon seit vielen Jahren. Die systematisch durchdachten Ölbilder und Zeichnungen des gebürtigen Hallenser und im nordfriesischen Niebüll lebenden Andreas Brandt sind zunächst mit farbigen Bändern durchzogen, später ergänzt durch waagerechte Linien. Still, unaufdringlich und doch kraftvoll gesellen sich die Skulpturen des Hamburgers Jan Meyer-Rogge dazu. Das sind große, spannungsvolle Stahlreifen, die der Plastiker gießen lässt. Ihnen liegen Studien in der Natur zu Grunde. Die beobachteten Naturphänomene überträgt er dann in das Material Stahl. Dabei sucht er immer nach dem Punkt in der Bewegung, wo das Gleichgewicht eintritt und Spannung entsteht. ▅ Bäume, Büsche und Geäst faszinieren die Dresdner Künstlerin Gudrun Nützenadel. Unter dem Titel »Arbeiten auf Papier« zeigt sie im Leonhardi-Museum ihre in den neunziger Jahren entstandenen Arbeiten. Die Künstlerin hält ihre wohltuenden Naturbetrachtungen von Blattwerk und Landschaften mit der Feder fest oder aquarelliert in erdigen Tönen. Ältere Werke sind im zur Ausstellung erschienen Katalog zu sehen. Mit ihren Verästelungen ähneln die Werke auch den Schaffenswegen

94 1994 der Künstlerin: Ausbildung in der Sächsischen Porzellanmanufaktur Freital, Abendstudium an der HfBK Dresden, Studium der Lebensmitteltechnologie an der TU Dresden, Promotion auf dem Gebiet der Verfahrenstechnik, 1985 Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR. ▅ Anlässlich der Wiederkehr des 80. Geburtstags von Asger Jorn widmet das Kupferstichkabinett dem 1973 verstorbenen dänischen Künstler eine Ausstellung im Albertinum. Er gilt als größter Maler des nordischen Expressionismus seit Edvard Munch. Zu sehen ist eine Auswahl von Arbeiten aus der Schenkung des Münchners Otto van den Loo, einem langjährigen Freund und Galeristen des Künstlers. Otto van den Loo trennt sich von seiner Grafik-Sammlung und bereichert damit den europäischen Schwerpunkt der Sammlung des Kupferstich-Kabinetts. Die Arbeiten des faszinierenden Künstlers sind erstmals für das Dresdner Publikum zugänglich, anschließend werden sie auch in Prag gezeigt. Asger Jorns Werke haben einen ausgeprägtem Sinn für skurrilen Humor und hintergründigemWitz. »Seiner unbändigen Lust an Formen und Farben, dem Drang nach Expressivität und der Freunde am Experimentellen kann sich auch der Betrachter seiner groß- und kleinformatigen, monochromen oder vielfarbigen Blätter nicht entziehen«, heißt es in einer Rezension. ▅ Unter dem Motto »Vier in Dresden« stellt die Philipp Morris-Stipendiatin Katrin Kunert in der Galerie Mitte aus. »Milch – Ziffer – Gang« nennt sie ihre Schau mit Gemälden und Terrakotten. Entstanden sind diese während des halbjährigen Atelieraufenthalts im Schloss Moritzburg. Die Arbeiten der Künstlerin strahlen Freundlichkeit und unaufdringliche Weiblichkeit aus. Einige der Werke tragen aussagekräftige Titel wie »Ich deck Dich zu« und »Genesung«; sie spiegeln die Freuden, Wünsche und Hoffnungen der jungen Mutter. Wenn Farben und Formen nicht mehr ausreichen, ergänzt Katrin Kunert mit Worten und Wortschöpfungen. Das ist folgerichtig, denn die Künstlerin hat von 1982 bis 1989 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig studiert, wo sie auch lebt. ▅ Die »Dresdner Gesellschaft für Lichtdruckkunst e.V.« schreibt einen internationalen Plakatwettbewerb zum 50. Jahrestag der Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945 aus. Angesprochen sind Künstler, Graphiker und auch Schulklassen. Man wolle damit bewusst zur Provokation und gegen Lethargie und Ignoranz aufrufen. Also eine Anstiftung zur Zivilcourage gegen Hass und Gewalt, betont Karl Nolle, Vorstandsmitglied der Gesellschaft und Leiter des Druckhauses Dresden. ▅ Fast vierzig Jahre seines 94-jährigen Lebens lebte und arbeitete der Maler Christian Friedrich Gille in Dresden und Umgebung. Die Anerkennung seiner impressionistisch anmutenden Kunst blieb ihm jedoch zeitlebens verwehrt. Die Romantik ist noch nicht reif für seine

November 95 Landschaftsmalerei und Freilichtstudien. Nun zeigt das Albertinum erstmals 93 Ölstudien und Gemälde sowie 40 Zeichnungen des gebürtigen Norwegers. Zusammengetragen hat sie Gerd Spitzer, Oberkonservator an der Galerie Neue Meister. Die Werke stellen jedoch nur einen Bruchteil der einst vorhandenen Arbeiten dar. Heute gilt Christian Friedrich Gille als »ein begnadeter Maler, wie es damals nur wenige in Deutschland gibt«, ist der Dresdner Kunsthistoriker Hans Joachim Neidhart überzeugt. Christian Friedrich Gille lebte vom Reproduktionsstechen, Vedutenradieren und Lithographieren. Seine große Leidenschaft, die Landschaftsmalerei, konnte er nur nebenberuflich ausführen. Gelernt hatte Gille den Umgang mit Farbe und die Technik der Ölstudien von dem großen Landschaftsmaler Johan Christian Clausen Dahl. ▅ Aus dem privaten Besitz seiner Nachfahren erhält das Kupferstich-Kabinett eine Reihe von Arbeiten des Künstlers Julius Schnorr von Carolsfeld. Zu der Mappe mit 17 bisher unbekannten Zeichnungen gehören auch 14 Blätter zur Bilderbibel des Künstlers. Die Schenkung ist eine bedeutende Bereicherung des bereits vorhandenen Bestandes. Julius Schnorr von Carolsfeld zählt zu den bekanntesten Vertretern der deutschen Romantik; hochgeachtet und europaweit berühmt, lebte er von 1846 bis zu seinem Tod 1872 in Dresden. Der Geburtstag des Malers der Nazarenischen Kunst jährt sich in diesem Jahr zum 200. Mal. Seine letzte Ruhe findet er auf dem alten Annen-Friedhof. »Die 100 besten Plakate des Jahres 1993« gibt es in diesem Jahr in der Kunstakademie auf der Brühlschen Terrasse zu sehen. 1965 rief ihn Klaus Wittkugel, bedeutendster Gebrauchsgrafiker und Plakatkünstler der DDR und langjährige Professor an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, ins Leben. Seit 1990 findet der Wettbewerb gesamtdeutsch statt. Eingereicht wurden diesmal 742 Plakate. Dabei fallen besonders die Plakate für kulturelle Themen wegen ihres zahlenmäßigen Übergewichts und mit der gewohnt guten, vorrangig grafischen Gestaltung auf. ▅ Mit dem provokanten Ausstellungstitel »Ist Kunst recycelbar?« lenkt die Galeristin Wanda (Claudia Reichardt) den Blick auf eine spannende Frage des Kunstbetriebs und der Kunstgeschichte. Was tun angesichts des ständig wachsenden Kunstbergs? Wie geht eine Gesellschaft mit ihrer Kunst um? Es gibt private Sammler, Galerien, Museen, doch auch sie können nur einen Bruchteil des Entstandenen bewahren. »Das vorhandene Volumen an Kunst ist eigentlich nicht mehr rezipierbar. Damit verliert die Kunst eine ihrer wesentlichsten Funktionen, nämlich Öffentlichkeit herzustellen«, meint die Galeristin. Sie plant imMai 1995 ein Symposium zu dieser Thematik. Ein Aspekt dabei wird auch der Umgangmit der DDR-­ Kunst sein, die derzeit äußerst kritisch gesehen und häufig gar übersehen wird. Auf den vorgegebenen Ausstellungstitel findet die aus den USA stammende und in Berlin lebende Künstlerin Laura Leigh Bruce für sich eine Antwort: Sie zeigt in der galerie autogen Zeichnungen, die sie zerrissen und neu zusammengefügt hat. ▅

96 1994 Das originale »Hygiene-Auge« kehrt nach Dresden zurück: Auf der Auktion »Internationale Plakate« in Hannover erwirbt das Dresdner Hygiene-Museum für 5000 D-Mark das berühmte Plakat der »1. Internationalen Hygiene-­ Ausstellung« aus dem Jahr 1911. Den Plakatentwurf hatte der Münchner Jugendstil-Maler Franz von Stuck im Auftrag von Karl August Lingner angefertigt. Das Plakat ergänzt die Sammlung des Museums zur Gründungsgeschichte, da im Februar 1945 vieles vernichtet wurde. ▅ Auch für die Skulpturensammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden wird ersteigert: »Die Liegende«, eine Holzskulptur, die als Hauptwerk Ernst Ludwig Kirchners gilt, wird in London aus Privatbesitz aufgerufen. Die Arbeit stammt aus dem Jahr 1910/1911 und ergänzt das Werk des Mitbegründers der Künstlergemeinschaft »Die Brücke« in Dresden. Die Kulturstiftung der Länder, der Ernst-von-Siemens-Kulturfonds, das Bundesinnenministerium sowie das Land Sachsen beteiligen sich finanziell am Erwerb. ▅ Malerei mit dem Titel »Kreise« stellt Matthias Bolz in der Jugendbibliothek aus. Bekannt geworden ist der Dresdner Künstler durch seine Bühnenbilder zu experimentellen Arbeiten von Jazzmusikern und Grafikern. ▅ Aus Anlass des 70. Geburtstags von Inge Thiess-Böttner wird im Ernemannbau der Technischen Sammlungen eine Gesamtschau ihrer Arbeiten seit 1982 gezeigt. Ihre Bilder gleichen beseelten Konstruktionen, die Kalkül, Dialog und Spiel verbinden. »Inge Thiess-Böttner hat in den vergangenen Jahren wohlverdient mit ihrem Spätwerk große, öffentliche Anerkennung erfahren. Sie gehört heute zu den wichtigsten geometrisch-konstruktivistisch arbeitenden Künstlerinnen im sächsischen Raum. »Beeindruckend ist ihre Experimentierfreudigkeit, die sie in den Medien der Laser- und Computergrafik, der Fotografie und Keramik vordringen lässt und die immer wieder zu überzeugenden und herausragenden bildkünstlerischen Ergebnissen führt«, schreibt die Galeristin und Kuratorin Karin Weber dazu auf der Website ihrer »Galerie Mitte«. Die gebürtige Dresdnerin Inge Thiess-Böttner hat in Dresden an der HfBK studiert, später unter anderem in der Abgußwerkstatt der Staatlichen Kunstsammlungen sowie als Restauratorin an der Puppentheatersammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gearbeitet. ▅ Neun Künstler aus Kalifornien zeigen in der Galerie Adlergasse Ihre Arbeiten. Die Werke von Deborah Kennedy, Carlos Perez, Katherine Levin-Lau, Barbara Gunther, Long Nguyen, Susan Hoisington, Sharon Boysel, Terry Acebo Davis, Geoffrey Bowmanns entstehen in Dresden bei einemAustausch zwischen dem San José Institute of Contemporary Art und der Galerie Adlergasse des Kulturvereins riesa efau. Die Themen der Künstlerinnen und Künstler ähneln sich – trotz der unterschiedlichen Sozialisation – den Fragestellungen der deutschen Gegenwart: Grenzbefestigungen, Aufdecken kindheitlicher Ereignisse, Selbstsuche, die Architektur von Fabrikhallen, das Verhältnis von Emotionen und Organen, Fotomontagen mit sich liebenden Paaren,

UND S ONS T S O . . . November 97 Lithografien mit der Dualität von Ost und West, abstrakte Farbradierungen. Die Erwiderung auf die Ausstellung findet im nächsten Jahr mit Dresdner Kunstschaffenden in San José statt. ▅ Eine besondere Bedeutung hat der 26. November 1994 für den Neuen Sächsischen Kunstverein: An diesem Tag vor 100 Jahren wird zwischen der Königlichen Kunstakademie und dem Sächsischen Kunstverein (dem historischen Vorläufer des Neuen Sächsischen Kunstvereins) ein Vertrag geschlossen. Damit bekommt der Sächsische Kunstverein das Vestibül mit dem angrenzenden Ausstellungsraum des Ausstellungsgebäudes der Akademie bis auf Widerruf überlassen. Entgegen anderslautenden Meinungen war der Kunstverein nie selbst Eigentümer eines Gebäudes. Anlässlich dieses geschichtsträchtigen Jubiläums und dem 100-jährigen Bestehen des Lipsiusbaus an der Brühlschen Terrasse lädt der Neue Sächsische Kunstverein zu einem Konzert von Thomas Meining (Violine) und Arkadi Zensiper (Piano) ins Oktogon ein. In demOktogon selbst ist eine Installation des Leipziger Künstlers Olaf Nicolai zu sehen. Sie trägt den Titel »Kuppel/Glas – Ein Raum«. Dazu hat Olaf Nicolai größere und kleinere Glasscheiben auf dem Boden verteilt. Sie fangen Bilder der sich spiegelnden Glaskuppel auf. Die »Zitronenpresse« ist nicht wie sonst hell erleuchtet, sondern nur ein schmaler Lichtstrahl findet seinen Weg hinauf in die dämmrige Kuppel. Vor Olaf Nicolai haben sich auch schon Trebor und die österreichische Künstler Performance- und Medienkünstlerin VALIE EXPORT von der einmaligen räumlichen Situation im Oktogon zu Installationen inspirieren lassen. Michael Schumacher ist erstmals deutscher Formel-1-Weltmeister. Jutta Limbach wird als erste Frau Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe. Das Strafverfahren wegen der Erschießung von DDR-Flüchtlingen gegen den Ex-Stasi-Chef Erich Mielke wird eingestellt.

Ein Blick zurück auf die Kunst in Dresden im Jahr 1994: Das Ausstellungsangebot ist rege; die Werke mancher Künstler sind erstmals nach dem Ende der DDR wieder zu sehen, auch »Vergessene Künstlerinnen und Künstler« der Vorkriegszeit. Es wird viel diskutiert: Welche Rolle hat Dresden als Kunststadt? Die Gemäldegalerie Neue Meister bekommt einen Direktor, der Gegenwartskunst ins Albertinum bringt. Das futuristische Stella-Projekt gegenüber dem Zwinger kommt nicht zustande; mit Modernität tun sich ohnehin manche schwer. Mehr Konsens findet die Steinsetzung für den Wiederaufbau der Frauenkirche. Mit dem Abstand von mehr als 25 Jahren erscheinen im 5. Band der Jahrbücher »Kunst in Dresden« die Zusammenhänge in neuem Licht – vor allem in Interviews mit denjenigen, die damals das Kunstleben der Stadt beobachten und gestalten. www.kunst-in-dresden.com 9 783954 987429 SAND ST E I N

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