Leseprobe

16 Den Mittelpunkt der Sammlung bildet das druckgrafische Schaffen des wichtigsten spanischen Malers, Grafikers und Bildhauers seiner Generation: Antoni Tàpies. Die hohe Zahl von insgesamt 820 übernommenen Blättern, Einzel- wie Mappenblättern, stellt etwa die Hälfte dessen grafischen Gesamtschaffens dar.1 Über 50 Jahre lang wurde die Sammlung Tàpies’scher Arbeiten beharrlich aufgebaut; erste Blätter stammen aus den späten 1940er Jahren, das letzte aus dem Jahr 1998. Allein in den 1970er Jahren verdeutlicht der Erwerb von 446 Blättern die Begeisterung des Sammlerpaares. Unberechenbar muss da noch die Schaffensausdauer des Künstlers gewesen sein. Neben der persönlichen Bekanntschaft übten wohl vor allem dessen konsequentes Experimentieren mit sämtlichen druckgrafischen Techniken, aber auch die Verrätselung der Welt in Gestalt wiederkehrender geheimnisvoller Zeichen, Symbole und Gegenstände des Alltags große Faszination aus. Tàpies brachte Material und Technik auf immer wieder neue, kreative Art und Weise zusammen und erreicht häufig Oberflächen auf dem Papier, die bei den Betrachtenden den Wunsch auslösen, die Arbeit nicht nur mit den Augen, sondern auch durch Berühren zu erforschen (Abb.9). Künstler und Sammlerpaar verband zudem die Zuneigung zu bibliophilen Bücher- und Mappenwerken. Die große Anzahl der übernommenen Blätter sowie der diesjährige 100.Geburtstag des katalanischen Künstlers sind für uns Anlass, Tàpies sowohl in der Ausstellung als auch im vorliegenden Katalog angemessen Platz einzuräumen und damit einhergehend weitere wichtige spanische Künstler wie Joan Miró und Eduardo Chillida zu berücksichtigen.

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