Leseprobe

q 192 Anke Wunderwald aus dem 18. Jahrhundert auf dem südöstlichen Plateau und demwestlich davon gelegenen städtischen Friedhof, gab es nur wenig Bebauung. Einzelne kleinere Parks (Polvorín im Nordwesten, Laribal und Municipal im Nordosten) waren schwer zugängliche Naherholungsgebiete. Das Potenzial des Areals war schon im 19. Jahrhundert erkannt worden. Im Jahr 1894 beauftragte die Stadtregierung Josep Amargós mit einer Erschließungsstudie für umfangreiche Grünanlagen. Der Vorschlag des Architekten musste in der Folgezeit aufgrund von Protesten des Militärs sowie anderer Grundstücksbesitzer überarbeitet werden und floss ab 1912 in die Ausstellungsplanungen ein.31 Auch sein Konzept für denUmbau der Plaça d’Espanya stellte eine wichtige Vorarbeit für die urbanistische Planung der Ausstellung von Puig i Cadafalch und Guillem Busquets dar.32 Der französische Gartenarchitekt Jean Claude Nicolas Forestier, der sowohl in Sevilla als auch in Barcelona auf den Ausstellungsgeländen tätig wurde,33 baute den Park Laribal um und erweiterte ihn bis zum Teatre Grec (ehemals Steinbruch, heute: La Rosaleda Amargós). Im Anschluss gestaltete er unter der Mitarbeit von Nicolau Maria Rubió i Tudurí das Miramar-Gelände mit Aussicht aufs Meer.34 Die städtebauliche Einbindung des Montjuïc erfolgte über die bereits vorhandenen Straßen und neu angelegte Infrastruktur, beispielsweise die Verlängerung der ost-westlichen Hauptstraße Gran Via de les Corts Catalans nach Westen über die Plaça d’Espanya hinaus.35 Große Bedeutung erlangte die Eröffnung der dortigen U-Bahn-Station, die direkt zur AvingudaMaria Cristina, der Hauptachse des Weltausstellungsgeländes, führte. Die Station war Teil der 1926 eingeweihten U-BahnlinieMetro Transversal,36 die von der nördlichen Altstadt mit der Station Catalunya bis zur Bordeta, einem westlichen Randgebiet führte, das sich seit dem 19. Jahrhundert zum Industriegebiet entwickelte. Die wichtigste Straßenbahnverbindung (Tramvia 61) kamebenfalls von der östlichen Gran Via de les Corts Catalans auf den Platz und führte von dort aus am östlichen Außenbereich des Ausstellungsgeländes über die Straße Marqués del Duero (heute Paral.lel) und die Straße Lleida bis zum Platz des Magischen Brunnens. Von dort gelangte man über Treppenanlagen, sowie Rolltreppen und eine kurze Bergbahn bei der Promenade der Kaskaden zumNationalpalast (Palau Nacional) hinauf. Als weiteres Verkehrsmittel kam im oberen Bereich des Bergs eine touristische Schmalspurbahn (»trenet«) mit kleiner Dampflok zum Einsatz, die in einer etwa zwei Kilometer langen Schleife vom Palau Nacional um den Vergnügungspark herum fuhr.37 Um die höher gelegenen Zonen und insbesondere das Sportstadion des Montjuïc zu erreichen, wurde 1928 auch eine viel genutzte Bergbahn (»funicular«) fertiggestellt. Der Ausgangspunkt lag im Süden der Straße Marqués del Duero (Paral.lel) im Viertel Poble Sec und untertunnelte die Straße Conde del Asalto (Nou de la Rambla) bis hoch zur StraßeMiramar (etwa beimDantePlatz), wo ebenfalls eine vomArchitekten Ramón Reventós erbaute Station lag. Ein zweites Teilstück in Richtung Burg wurde im Juli 1929 eröffnet. Außerdem war eine Seilbahn (»teleférico«) vom Hafen auf den etwa 173 m hohen Stadtberg geplant, die aber aus verschiedenen Gründen erst nach der Weltausstellung im Jahr 1931 ihren Betrieb aufnahm. Das gesamteWeltausstellungsgeländemit einer Gesamtfläche von etwa 200 Hektar erstreckte sich von der Nordseite des Montjuïc bis auf die Bergkuppe (Abb. 1). Paläste und Pavillons spanischer Institutionen, wie der Palau de les Diputacions, verteilten sich über das gesamte Areal. Entlang der Hauptachse von der Plaça d’Espanya zum Palau Nacional, dem zentralen Gebäude der Ausstellung, befanden sich vor allem die offiziellen Paläste und wenige internationale Pavillons. Zu ihnen zählte beispielsweise der von LudwigMies van der Rohe entworfene Deutsche Pavillon an zentraler Stelle neben dem Magischen Brunnen (Font Màgica), der mit farbig beleuchteten undmusikalisch unterlegtenWasserspielen auch heute noch zu den größten Attraktionen des Weltausstellungsgeländes zählt. Im fast flachen Ausstellungsareal der Avinguda Maria Cristina lagen an der Plaça d’Espanya der Palau del Vestit und der Palau de Comunicacions i Transports. Es folgten um die Plaça de l’Univers gruppiert der Palau d’Art Texil und der Palau de Projeccions, sowie gegenüber davon der Palau de Metal.lúrgia, l’Electricitat i la Força Motriu mit mehreren Annexgebäuden. Die Energiewirtschaft war seit Beginn der Ausstellungsplanungen der bestimmende Motor gewesen und drückte der Weltausstellung 1929 nicht nur mit den aufwändigen Beleuchtungssystemen entlang der Hauptachse ihren Stempel auf. Auf dem ab der Querstraße Rius i Taulet ansteigendenmittleren Ausstellungsgelände staffelten sich repräsentative Gebäude und Plätze bis zum Palau Nacional. Die meisten ausländischen Beiträge gruppierten sich in eigenen Pavillons oder mit Ausstellungsflächen

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