Leseprobe

Regionale Typologien ausstellen 141 q lichtmuseums ein. Das Museumsareal ist im nordöstlichen Teil der Insel situiert, wobei sich dieses infolge des stetigen Hinzukommens von translozierten Gebäuden im Verlauf der Zeit weiter ausgedehnt hat; heute nimmt es etwa ein Drittel der 43 Hektar großen Insel ein. Ausstellungspläne der Jahre 1913 bis 1919 zeigen, dass das Museum anfänglich durch einen Zaun vom Park abgetrennt war und mit einem Nord- und Südtor zwei ausgewiesene Zugänge besessen hat. Der nördliche Eingang wurde später ebensowie sein südseitiges Pendant (Abb. 5: Nr. 1, 2) an dieWestflanke des Ausstellungsgeländes verlegt.6 Da auf den Plänen seit den späten 1920er Jahren weder Tore noch äußere Begrenzungszäune verzeichnet sind, kann vermutet werden, dass die anfängliche Trennung zwischen musealem und nicht-musealem Inselbereich in dieser Zeit zugunsten einer stärkeren Integration der Ausstellung in den Volkspark aufgegebenwurde (Abb. 6). Dieser Zustand entspricht auch dem heutigen Verhältnis zwischen Museums- und Parkareal.7 Eine Binnengliederung erfährt das Ausstellungsgelände durch das bereits angesprochene Wegesystem des Volksparks, das auch in denmuseal vereinnahmten Bereichen der Insel beibehalten wurde. Die durch die Wege ausgebildeten »Landschaftsinseln« fungieren als Ausstellungsflächen für die translozierten Architekturen (Abb. 7). Sie schaffen einen landschaftsbaulichen Rahmen für die vernakulären Gebäude und stellen somit ein konstitutives Element in derenmusealer Präsentation dar. Im gleichen Maße trägt auch die Topografie der Insel, die Höhenunterschiede im Gelände, das Ufer als natürliche Außengrenze sowie der Baumbestand, zur Gliederung des Ausstellungsgeländes und zur landschaftlichen Inszenierung der ausgestellten Architekturen bei.8 1.2 Die Gebäude im Museum Die vernakulären Bauten sind variationsreich in der Insellandschaft platziert. Konzentrieren sich die meisten Gebäude zu einem zentralen Museumsbereich und erlauben somit Sichtbeziehungen untereinander, befinden sich einige verhältnismäßig isoliert, inmitten des Waldes. Die Bauten liegen teils direkt an den Wegen, teils von diesen zurückgesetzt, an einemHang, auf einer Anhöhe, einemFelsvorsprung (Abb. 8), in einer Talsenke oder in unmittelbarer Ufernähe. Dabei gibt es grundsätzlich drei Anordnungsstrategien: die Einzelbaupräsentation, das Nebeneinander- oder Gegenüberstellen von Bauten derselben Baugattung (Abb. 9) sowie die Gruppierungmehrerer Einzelgebäude zu einemgemeinsamen Ensemble (Abb. 1). Der Ensemblecharakter entstand dabei vielfach erst nach und nach, da die zusammen gruppierten Bauten nicht zwingend zeitgleich nach Seurasaari transloziert wurden.9 Infolge der sukzessiven Vergrößerung des Ausstellungsareals kam es auch nachträglich noch zu einzelnen Verlegungen innerhalb des Museums; dies betraf vor allem Gebäude, die einzeln platziert sind.10 Insgesamt folgt die Anordnung wie Positionierung der Bauten keiner Chronologie als Sammlungs- oder Ordnungsprinzip. Gemäß dem musealen Konzept, regionaltypische Bauweisen aus den verschiedenen finnischen Landesteilen zu präsentieren, tritt die entstehungszeitliche Dimension der Architekturen – sie stammen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert – Abb. 9 Speicher aus Häme und Uusimaa im Freilichtmuseum Seurasaari. Abb. 8 Bauernhaus Pertinotša im Freilichtmuseum Seurasaari, Ansicht vom Weg.

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