Das Eigene im Bau 81 q trug auch die Denkmalpolitik der ungarischen Regierungselite zur Steigerung der allgemeinen Wahrnehmung der Millenniumsfeier überall imKönigtumbei. So wurden auf Anregung des Historikers Kálmán Thaly in sieben Örtlichkeiten fern der Hauptstadt, denen zum Teil in Bezug auf die Landnahme und die anschließende Staatsgründung als Erinnerungsorte eine Schlüsselrolle zugeschrieben worden war, programmatisch Millenniumsdenkmäler errichtet. Die Tatsache, dass fünf davon das Millenniumsnarrativ in Gebieten vermittelten, die mehrheitlich von nichtungarischen Nationalitäten bevölkert waren, indiziert die Durchsetzung eines politisch-symbolischen Programms. Dieses zielte, wie Bálint Varga in seiner Monografie herausstellt, auf die visuelle Suggestion des politischen Führungsanspruchs und des kulturellen Primats der Magyaren (ethnisch Ungarn) gegenüber den restlichen ethnischen Gruppen des Vielvölkerstaats ab.32 Obwohl im gesamten Land Millenniumsfeierlichkeiten abgehaltenwurden, nahmdie ungarische Hauptstadt dabei eine Sonderstellung ein: Das politische, wirtschaftliche, industrielle und kulturelle Zentrum Ungarns galt, insbesondere aufgrund des amRande der Stadt situierten Ausstellungsareals, als Epizentrumder Feier. Der als Stadtwäldchen bezeichnete Landschaftspark33 beziehungsweise das dort mit mehr als 200 Pavillons sowie Ausstellungshallen und Vergnügungsstätten angelegte Gelände dienten als Austragungsort für die Zeremonien zur Landesausstellung und als Raum zur Exposition der Erzeugnisse ungarischer Wirtschaft, Industrie und Kultur. Gleichzeitig fungierte Budapest selbst als Ausstellungsort, an dem in- wie ausländischen Besuchern der Millenniumsausstellung die Ergebnisse der in den vorangegangenen Jahrzehnten auf die Spitze getriebenen urbanen Entwicklung präsentiert werden sollten.34 Dies attestiert der offizielle Führer zur Millenniumsausstellung (»Az Ezredéves Országos Kiállítás kalauza«), der über die Exponate hinaus, die auf dem Ausstellungsgelände zu entdecken waren, auf Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadt hinwies, auf Museen, Monumentalbauten, Badestätten und Restaurants.35 Abb. 5 Artúr Heyer, »Panorama der Millenniumsausstellung«, undatiert [ca. 1896] (Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár, Budapest Gyűjtemény, Nr. 010776).
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