Leseprobe

91 1 Inventar von 1726, Bl. 24, Nr 199: »Eine Figur aus weißen Marmorstein, eine liegende Venus, ein Kißen untern Kopf, 1½ Elle lang«. Als Lokation wird die Bilder-Galerie angegeben. 2 Inventar von 1728, Bl. 71, Nr. 199: »Eine Figur aus weißen Marmor-Stein, die Venus auf einen Küssen, mit den Kopfe liegend, die rechte Hand lieget über ihr, mit der rechten Hand hält sie das Gewand vor die Scham, 1 1/2. Ell. lang, auf einer grauen marmorsteinern Taffel von 1. Ell. 15. Zoll lang, auf einen geschickt glantzvergoldten Fuße, oder Tischgestelle.« 3 Inventar von 1765, Bl. 30, Nr. 199: »Eine liegende nackende Frauens-­ Person, der Kopf auf einem Küssen; mit der Rechten deckt sie mit dem Gewand die Scham; moderne von Hermann auf einer grau marmornen Tafel. Aus der Kunstkammer.« 4 Schmidt 2005, 29. Für das Hagedorn-Zitat siehe Asche 1961, 199. Abb. 63 Gian Lorenzo Bernini, Seelige Ludovoca Albertoni, 1674, Cappella Altieri, San Francesco a Ripa, Rom übernommen sein könnten wie die so betont faltenreiche Behandlung des Lakens. Die Modellierung dieses Tuches bei dem Dresdner Stück ist so bewegt und ornamental, wie man es eigentlich nur von Heermanns Elfenbeinarbeiten kennt. Betrachtet man etwa das Köpfchen der Minerva des Goldenen Kaffeeservice im Grünen Gewölbe (Abb. 6), so könnte man meinen, Schwestern vor sich zu haben. Vielleicht ist das Werk also deutlich vor 1726 entstanden – dafür würden auch die offenbar so frischen Erinnerungen an Heermanns Romreise sprechen. Schmidt wies jedenfalls zu Recht daraufhin, dass die lobenden Worte, die Christian Ludwig von Hagedorn, Generaldirektor der Sächsischen Kunstsammlungen und der Dresdner Kunstakademie, 1771 in einem Vortrag fand, perfekt auf die Ruhende Venus passen: »[…] In der Zärte weiblicher Statuen hatte er [Paul Heermann] Vorzüge vor Balthasarn [Permoser] […].«4

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