Leseprobe

elch ein Fest! Anlässlich der Filmpremiere von Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens – Regie Friedrich Wilhelm Murnau, Drehbuch Henrik Galeen (nach Motiven des Romans Dracula von Bram Stoker) – laden die Produzenten am 4. März 1922 zu einem »Fest des Nosferatu« im Marmorsaal am Berliner Zoologischen Garten ein. Die Gäste werden gebeten, im Biedermeierkostüm zu erscheinen. Bereits Monate zuvor hatte die 1921 von Enrico Dieckmann und Albin Grau gegründete Produktionsfirma Prana mit einer großen Werbekampagne die Neugier des Publikums zu wecken gesucht und dabei einiges riskiert: Erstmals überstieg das Budget für die Werbung das für den Dreh eines Films. Albin Grau, zugleich Ausstatter von Nosferatu, schrieb Zeitungsartikel, illustrierte sie, entwarf Anzeigen und schuf Plakate für die einzelnen Stadtteile Berlins. Als gelernter Maler und Werbezeichner interessierte sich Grau für die Welt des Scheins – und für das, was sich in oder hinter ihm verbirgt. Werbewelt – Filmwelt – Okkultismus (als Logenbruder firmierte Grau später unter dem Namen »Peregrinus«) sind die drei Bereiche, die im Werk von Grau ineinandergreifen, sei es in seinen Entwürfen für ein persönliches Logo, in denen er astrologische Zeichen verarbeitete, sei es für den Film Nosferatu, in dem Graf Orlok und der Häusermakler Knock Briefe in Geheimschrift austauschen. Auch der Name der Produktionsfirma geht auf Graus okkulte Interessen zurück: »Prana« bedeutet »Lebenshauch«; kurz nach dem Erscheinen von Nosferatu ging die Firma bankrott, da der Film nicht den erhofften Erfolg feiern konnte. W 99

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