Leseprobe

MUSEUM FÜR HAMBURGISCHE GESCHICHTE II. BIENNALE ANGEWANDTER KUNST DER ADK &GEDOK

KÜNSTLER*INNEN Heike Ahrens Valentin Alscher Michaela Paula Alt Anne Andersson Andreas Baur Susanne Behrens Carla Binter Asét Bogaty Silja Böhm Katharina Böttcher Renata Brink Silvia Bunke Claudia Christl Claudia Craemer Ula Dahm Silke Decker Ludger Deddens Peter de Vries Hendrike Farenholtz Ariane Forkel Anke Gralfs Samira Heidari Nami Kathrin Heinicke Nina Helms Kathleen Hennemann Anna Husemann Svea Imholze Ulrike Isensee Constanze Janssen Silke Janssen Anja Kaninck Karen Knickrehm Gunter König Kira Kotliar Uwe Krause Marina Krog Annette Kutz Sabine Lang Caroline C. Matthaei Anja Matzke Ulli Meins Gerda Moll Andreas Möller Katharina Ortleb Frank Pressentin Annette Reher Marjon Reinsberger Friederike Rohse Caroline Saltzwedel Wilhelm Schmidt Katrin Schober Susanne Schwarz Christine Sieber Hubert Steffe Eva Sörensen Susan Sting Daniel Vogler Sigrid Vollmer Jan Wege Andreas Wencke Claudia Westhaus Hildburg Wittke Cornelia Woitun 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 122 124 126 128 130 132 134 136 138 140 142 144 146 148 150 152 154

GRUSSWORT Dr. Carsten Brosda Senator für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg ZUM GELEIT Prof. Bettina Probst Direktorin des Museums für Hamburgische Geschichte VORWORT Isabelle Hofmann Vorstandsvorsitzende der AdK Hamburg und Kuratorin der Ausstellung 100 POSITIONEN – INTERVENTION ALS METHODE IN KULTURHISTORISCHEN AUSSTELLUNGEN Dr. Claudia Horbas Wissenschaftliche Leitung Kunst- und Kulturgeschichte am Museum für Hamburgische Geschichte Leitung Fachbereich Ausstellungen FÖRDERN OHNE WENN UND ABER PORTRÄT DER STIFTERIN CAROLINA D’AMICO Isabelle Hofmann Vorstandsvorsitzende der AdK Hamburg und Kuratorin der Ausstellung DANKSAGUNGEN ADK UND GEDOK IMPRESSUM INHALT 6 8 11 17 25 156 159 160

6 Sehr geehrte Damen und Herren, wie kann Geschichte erzählt werden? Kann sie selbst zum Quell der Inspiration für unsere Gegenwart werden? Sie kann! Wer sich auf die Ausstellung »Inspiration Geschichte« im Museum für Hamburgische Geschichte einlässt, der wird sich davon schnell ein beeindruckendes Bild machen können. Bereits während der ersten Biennale und Ausstellung »Inspiration Hamburg« wurde deutlich, wie lebendig, aktuell und vielfältig das Kunsthandwerk in Hamburg ist. Nun gehen die vielen Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker, die sich in der AdK, der Arbeitsgemeinschaft des Kunsthandwerks, organisiert haben, noch einen Schritt weiter. Sie beziehen sich in der Ausstellung »Inspiration Geschichte« mit ihren Werken auf 100 ausgewählte Objekte der Sammlung des Museums für Hamburgische Geschichte – passend zum 100. Jubiläum des Museums. Dieser Brückenschlag zwischen zeitgenössischem Kunsthandwerk und Sammlungsbeständen ist kongenial: Aus verschiedenen Perspektiven auf eine sich stetig verändernde Welt zu schauen, in einen Dialog zu treten und gemeinsam das Spannungsfeld aus Ver- gangenheit und Zukunft auszuloten – daraus ergeben sich zwangsläufig ungemein faszinierende Positionen! Dem Kunsthandwerk kommt hierbei eine tragende Rolle zu. Die Ausstellungsobjekte erzählen Geschichten aus über 100 Jahren und verbinden sie mit der Vielstimmigkeit der Gegenwart. GRUSSWORT

7 Es ist zu einem erheblichen Anteil der engagierten Arbeit der »Arbeitsgemeinschaft des Kunsthandwerks Hamburg e. V.« zu verdanken, dass das Kunsthandwerk in Hamburg seit einigen Jahren in der Öffentlichkeit immer prominenter wahrgenommen wird. Insofern geht mein herzlicher Dank an Isabelle Hofmann und ihr Team für den unermüdlichen Einsatz sowie an alle Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker, die sich auf dieses wunder- bare Projekt eingelassen haben! Außerdem möchte ich mich bei der Carolina D’Amico Stiftung bedanken, die mit ihrem neuen »Carolina D’Amico-Preis für zeitgenössisches Kunsthandwerk« ein weiteres wichtiges Zeichen für die Bedeutung der angewandten Kunst setzt. Mein großer Dank gilt schließlich dem Museum für Hamburgische Geschichte für den Mut und die Offenheit, sich auf immer wieder neue Blickwinkel einzulassen. Ich freue mich auf die nächsten 100 Jahre voller neuer inspirierender Perspektiven! Dr. Carsten Brosda Senator für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg

17 100 Jahre nach Eröffnung des Museums für Hamburgische Geschichte, also nach 100 Jahren Geschichte von Dauerausstellungen in diesem Haus, waren die Künstlerinnen und Künstler der AdK und GEDOK eingeladen, die II. Biennale angewandter Kunst als Reflex oder als Kommentar zur aktuellen Dauerausstellung des Museums zu formulieren und ihre Positionen in einen direkten räumlichen Bezug zu den jeweiligen Exponaten, Installationen oder Themenbereichen zu stellen – also als »Intervention«. Intervention als Methode Der Begriff »Intervention«, abgeleitet aus dem lateinischen intervenire (dazwischen- oder hineinkommen), bedeutet so viel wie »Eingriff« oder »Einmischung« und beschreibt eine aktive Vorgehensweise gegenüber etwas Bestehendem. Im Museum bedeutet künstlerische Intervention in der Regel das aktive Sich-Einmischen einer Künstlerin oder eines Künstlers in eine bestehende Ausstellung. Allgemein und weit über den Einsatzort Museum hinaus gilt die künstlerische Intervention als ein bewusst gewähltes Format für Analyse und Impulsgebung in Bezug auf etwas Verfasstes. Sie ist in ihrer Methodik offenbar sogar zertifikatsfähig, denn Kursangebote im Fach »künstlerische Intervention« gehören heute zum Repertoire von Weiterbildungen. In verschiedenen Projekten sind inzwischen im Rahmen eines kuratorischen Konzepts der jeweiligen Ausstellungsmacher künstlerische Interventionen in ständige Ausstellungen integriert worden. Diese künstlerische Inter100 POSITIONEN – INTERVENTION ALS METHODE IN KULTURHISTORISCHEN AUSSTELLUNGEN

18 vention ist methodisch häufig als Kommentar zum Erzählten und als ein weiterführender Gedanke zum Thema angelegt, indem Inhalte und Methoden hinterfragt werden. Seit der Wende zum 21. Jahrhundert begegnet man innerhalb kulturhistorischer Ausstellungen deshalb auch vermehrt Werken zeitgenössischer Kunst. Die hinzugefügten Exponate ge- hören im Sinne eines chronologischen und inhaltlichen Zusammenhangs jedoch eigentlich nicht in die Reihe des jeweiligen Ausstellungsabschnitts. Auch das MHG hat seit 2019 verschiedene Varianten solcher Interventionen erprobt und führt diese nun weiter fort. Die Zusammen- arbeit und die gemeinsame Reflexion mit den Intervenierenden sind dabei zentrale Anliegen. Jüngste Projektewaren etwa »Reflect – historische Textilien im Prozess« (2020), in dem junge Designerinnen ihre Neu-Interpretation textiler Objekte verschiedener Epochen in einen direkten Dialog mit den Exponaten der Abteilung zu Mode und Kleidung in Hamburg brachten. In »Erinnerungsmosaik« (2021) wurde das Werk der Künstlerin Dagmar Nettelmann-Schuldt in Form von Interventionen in den chronologischen Rundgang der 1. Etage eingebracht – dabei kommentierte sie sowohl die erzählten Inhalte als auch die Methode des Erzählens, also die Arbeit des Museums in seiner Funktion als Erzählort von Geschichte und die für die Vermittlung der Erzählung gewählte Form.

19 Das Projekt »Inspiration Geschichte« Das Projekt »Inspiration Geschichte« nimmt nun die Gelegenheit wahr, kurz vor der Sanierung und der dafür notwendigen Schließung des Hauses und vor der danach stattfindenden Neueinrichtung die Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern in umfangreicher Form zu suchen. Am Anfang standen Führungen durch das Haus, in denen die Teilnehmenden Ausstellung und Konzept des Hauses und teilweise auch schon Ideen zum Konzept der zukünftigen Dauerausstellung kennen lernen konnten. Anschließend folgten die jeweiligen Überlegungen zu korrespondierenden Werken oder solchen, die Reflexe oder Kommentare zum Teil autark, zum Teil im Dialog und in der Diskussion mit den Kuratoren einbrachten. Die Ergebnisse sind dabei schon von der Herangehensweise so unterschiedlich und individuell wie ihre Verfasserinnen und Verfasser. Und diese Vielfältigkeit ist eines der erstaunlichsten Ergebnisse des Projekts. Zum einen war das Gebäude selbst, das seit 1908 vom damaligen Oberbaudirektor Fritz Schumacher – Architekt zahlreicher öffentlicher Hamburger Bauten – in enger Zusammen- arbeit mit dem Gründungsdirektor des Hauses Otto Lauffer intensiv geplant und 1922 eröffnet werden konnte, Anknüpfungspunkt für formale Reflexionen. Dazu zählen die Elemente der Architektur, die Ornamente der Gitter, die Pfeilerstellungen der »Ehrenhalle«, das Pflaster des Innenhofs und schließlich auch das 1989 eingezogene Glasdach über dem Innenhof. Diese Impulse wurden in umgehend nutzbare Objekte wie Hüte oder Decken

20 (Anja Kaninck, Andreas Möller), aber auch in künstlerische Installationen (Annette Reher) umgesetzt. Wie immer sind allerdings die Grenzen in Bezug auf die Frage »Was ist funktional?« je nach Betrachtungsweise fließend. Eine direkte formale Verarbeitung fanden auch viele Exponate der Sammlung selbst, sowohl in gleicher Funktion als auch in gleichem Material. Gefäße aus Edelmetall, die die bis heute aktuelle Tradition sehr qualitätvoller Handwerkskunst in diesem Zweig in der Hansestadt demonstrieren, wurden in zeitgemäße Formen übersetzt (Claudia Christl, Kathrin Heinicke, Jan Wege), manchmal auch ironisch gebrochen oder in anderem Material wie Keramik, Plastik und Papiermaché gespiegelt (Michaela Alt, Uwe Krause, Susanne Schwarz). Rüstungen wurden zu Kleidern (Marina Krog) und Helme zu Hüten (Asét Bogaty) umgedeutet. Möbel wurden in moderne Varianten gebracht (Hendrike Farenholtz, Gunter König), insbesondere der Nachbau eines barocken Tisches, der Vorlagen aus dem 17. Jahrhundert folgt, war mehrfach Anknüpfungspunkt. Ein Reisesekretär mit seinen zahlreichen Fächern inspirierte zu Schatullen aus Pappe und Papier (Sigrid Vollmer). Bisweilen sind Form- und Farbeindrücke historischer Exponate noch freier reflektiert – eine Grabplatte diente als Vorlage für einen Teppich (Samira Heidari Nami), indem die Gravuren und Spuren der Zeitläufe im Stein zu Ornamenten werden. Während des großen Hamburger Stadtbrandes von 1842 zerschmolzene Gefäße aus Glas und Porzellan wurden in Metall nachgebildet Zusammenklappbarer Reisesekretär, Mahagoni und Messing, 1. Hälfte 19. Jahrhundert. Schatullen-Objekt von Sigrid Vollmer (2022), Graupappe, Gewebe, Unikatpapier.

21 Zusammengeschmolzene Untertassen, Relikte des Großen Hamburger Brandes 1842 (Claudia Westhaus). Braunschwarze Musketen und Büchsen der Frühen Neuzeit wurden mit handbemalten Seidenbändern in bunten Farben in wunderbarer Weise ergänzt (Ula Dahm). Auch in Bildwerken dargestellte »Dinge« aus historischer Zeit wurden reflektiert, zum Beispiel durch die Umsetzung von Kopfbedeckungen zweier Skulpturen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit in reale Hüte und Mützen (Ulli Meins) oder aber auch durch die Umdeutung historischer Objekte wie Glocken oder Lampenschirme in ebensolche (Peter de Vries, Ulli Meins). Andere Exponate aus der Sammlung fanden eine Übersetzung in moderne Keramik oder in Papier (Katharina Böttcher, Kira Kotliar). Dies gilt ebenso für Figuren in Porträtgemälden (Katrin Schober). Die Porträts anderer Bildwerke veranlassten zum Entwurf von Schmuck (Anke Gralfs, Karen Knickrehm). Schmuck entstand auch als Reflex auf formale Details historischer Exponate wie Taue und Baumaterialien (Heike Ahrens, Andreas Baur, Sabine Lang), insbesondere die traditionellen Flechtarbeiten aus dem maritimen Bereich wurden gedanklich aufgenommen. Ein Halsschmuck wurde genial in Farbe und Form einem Kostüm zugefügt (Ulrike Isensee) – dasselbe Kostüm, eine Korsage, aber auch in Keramik und Textil verarbeitet (Susan Sting, Marina Krog). Bisweilen wurde ein atmosphärischer Bild- Eindruck umgesetzt, wie in einer großen Schale, die die Farben der zum großen Ham- »Verschmolzen«, Anhänger von Claudia Westhaus aus Bleikristallglas, Kupfer und Silber

30 AdK Hütten 112 20355 Hamburg 0172 4543440 schmuck@heikeahrens.de www.ahrensahrens.com facebook.com/heike_ahrens_gold instagram.com/ahrens.ahrens HEIKE AHRENS HEIKE AHRENS « »Die Zuckersiederei war früher ein Luxusgewerbe. Die Zuckerhüte hatten die Bezeichnung ›weißes Gold‹. Eine Kette aus Zuckerperlen wäre damals wohl ähnlich wertvoll gewesen wie heute mein Collier aus Gold und Silber, das der bei Kindern so beliebten Zuckerperlenkette nachempfunden ist. Der Schmuck besteht aus 80 von Hand montierten Elementen, die sich auf einer flexiblen goldenen Schnur befinden. MHG 2014-2037-2

»Zuckerperlen« (2022) Collier, 925er Silber, 585er Gold, 750er Gold, 900er Gold Foto: Anne-Katrin Ahrens

32 AdK Bernstorffstraße 133 22767 Hamburg 0178 4149717 mail@tovaa.de www.tovaa.de instagram.com/tovaa.keramik Der Kaminsims mit seinem dekorativ umspielten Raum erinnert an ein prächtiges Feuer und an einen anderen Ort zu einer anderen Zeit. Eine mit Asche gefüllte große Schale aus gebranntem Ton verweist auf Vergangenes. » « VALENTIN ALSCHER VALENTIN ALSCHER MHG ABV100

Schale (2022) Steinzeug, Asche Foto: Grisella Kreiterling

Das St. Nikolai-Regiment der Bürgerwache zeigt beispielhaft, wie wehrhaft Hamburg seine Freiheit im 17. Jahrhundert verteidigte. In meiner Arbeit möchte ich den Wandel der Zeit aufzeigen. Nicht Krieg und Kampf stehen heute für Hamburgs Werte, sondern Dialog, Weltoffenheit und Toleranz. Sie sind das liberale Fundament, das es gilt, auch in Zukunft zu verteidigen. Meine Helmmütze wärmt, bedeckt und schützt und symbolisiert durch die Farbwahl zugleich Frieden und Ruhe. Es sind die zeitlosen Werte einer Stadt, die mir als gebürtige Inguschin zur Heimat wurde.« » ASÉT BOGATY AdK Rothenburgstraße 15 20539 Hamburg 0176 48283499 info@asetbogaty.com www.asetbogaty.com instagram.com/asetbogaty ASÉT BOGATY MHG ABII 121 44

»Helmmütze« (2022) Kaschmirgarne, Perlenmuster hangstrickt Foto: A. Orlov

52 AdK und GEDOK An der Acht 4 23669 Niendorf 04503 7870841 post@silvia-bunke.de www.schmuckundtexte.de Schützend wie die alten Stadtmauern legen sich die einzelnen Kettenglieder um den Hals. Am Herzen liegt die Hammaburg. Ein Schwan erinnert an die Unabhängigkeit und Freiheit einer weltoffenen und toleranten Stadt, der ganze Stolz der Freien und Hansestadt Hamburg. » « SILVIA BUNKE SILVIA BUNKE MHG 1923,230

»Hamburgkette« (2022) 925er Silber, weißer Onyx, Karneol Foto: Dietmar Baum

CLAUDIA CRAEMER Das Bild ›Der Brand der Nikolaikirche 1842‹ stand Pate für diese Arbeit. Die Farben des Feuers auf diesem Teller sind durch den gezielten Umgang mit dem Feuer beim Rakubrand entstanden. » « GEDOK Im Krummen Ort 4 28870 Fischerhude 04293 1460 claudia-craemer@web.de CLAUDIA CRAEMER MHG 1924,171 56

»Abend« (2021) Wandteller, Keramik, Rakubrand Foto: Claudia Craemer

58 Die verrosteten, zum Teil zerbrochenen Musketenläufe stammen aus einem Schiffswrack, das in der Elbe bei Wittenbergen gefunden wurde. Ihnen stelle ich meine handbemalten, aus Seidensatin genähten Bänder gegenüber, die den Musketenläufen in Länge und Durchmesser nachempfunden sind. Leicht, glänzend und farbig stehen diese Bänder für Frieden und Gewaltlosigkeit – für mich der denkbar größte Kontrast zu dem historischen Kriegsgerät. » « ULA DAHM AdK und GEDOK Suerhoper Brunnenweg 9b 21244 Buchholz 0171 3825732 ula.dabo@web.de facebook.com/uladahm.seidenunikate instagram.com/uladahm ULA DAHM MHG 2017-1020-1 bis -17

»Make peace not war« (2022) Seidenbänder, handbemalt Foto: Ula Dahm

76 Zur Kette ›Efeu‹ haben mich die Ranken inspiriert, die wie Schmuckstücke die Figuren der ›törichten Jungfrauen‹ umrahmen. Die Ranken befanden sich Ende des 13. Jahrhunderts im Hamburger Dom und verzierten die Arkaden an der Lettnerbrüstung. Die Blätter sind abstrakt, ihre Konturen durch die Erosion des Kalksteins weich und unbestimmbar geworden. Daher ist auch meine Kette nicht naturgetreu. ›Efeu‹ ist meine persönliche Interpretation. » « NINA HELMS AdK Behnstraße 59 22767 Hamburg 040 3800183 helms.nina@gmail.com www.ninahelms.de NINA HELMS MHG AB551

»Efeu« (2022) Kette, 925er Silber Foto: Hannes Cunze

78 Opferstein und Taufstein – alles wiederholt sich in Form und Anliegen, in Religion und Weltanschauung zum Vor- oder Nachteil eines jeden Einzelnen. Aber in allen Objekten offenbart sich die Erkenntnis: Wir sind nur Menschen, fehlbar und auf der Suche nach Zugehörigkeit.« KATHLEEN HENNEMANN AdK khxx.kathleen.hennemann@mail.de instagram.com/khxx.kathleen.hennemann KATHLEEN HENNEMANN » MHG 1908,122

»Opferstein« (2022) Beton, Elbsand, Elbfeuersteine, Hundeschädel, Hundezähne, menschlicher Weisheitszahn, sehr alte Feuersteinspeerspitze, Läuseblut Foto: Kathleen Hennemann

80 Bei Marie Woermanns ›Porträt von Frau Zimmermann in ihrer Wohnung im 2. Amalienstift‹ (um 1895) ist mir sofort die gedeckte Farbgebung und die Lichtstimmung aufgefallen. Das Gemälde zeigt Frau Zimmermann beim Stricken. Ich habe das Gemälde abstrakt wiedergegeben mit 24 leuchtenden Farbnuancen aus feiner Alpakawolle: 12 Farbtöne sind handgefärbt, weitere 12 daraus gemischt. Das Schachbrettmuster aus linken und rechten Maschen erinnert an eine Leinwandbindung.« » ANNA HUSEMANN AdK 0151 59249291 anna@plysh.de www.plysh.de instagram.com/anna_husemann ANNA HUSEMANN MHG 1942,160

»Frau Zimmermann 4 mal 6« (2022) Gemälde, Bio-Alpakawolle, gebürstet Foto: Anna Huseman

110 » « Die schöne Madonna aus der St. Petri-Kirche hat mich fasziniert. Hat Maria eine Krone getragen? Sie ist Mittlerin zwischen den Hilfesuchenden und Gott und wird für ihre Großherzigkeit verehrt. Sie hält Jesus in den Armen, der später einmal König der Juden genannt wird. Bis dahin hat sie viel mitgemacht, ihm bis zum bitteren Ende beigestanden. Meines Erachtens wäre sie jedoch mit einer alltagstauglichen Krone besser beraten gewesen. ULLI MEINS AdK Eckerkoppel 202 22047 Hamburg 0151 40029585 ulli@m1-hamburg.de www.m1-hamburg.de ULLI MEINS MHG 1927,496

»Softcrown« (2022) Organza, Filz Foto: Sönke Meins

112 Die Hummelfigur gehört wie kaum eine andere Persönlichkeit zu Hamburgs Stadtgeschichte. Ich habe meiner antiken Hummelfigur statt der Eimer zwei silberne Schnapsbecher angehängt. Die Veränderung schafft einen wundervollen Kontrast. GERDA MOLL AdK Bantschowstraße 22 22391 Hamburg 040 5361283 gerdareginamoll@gmx.de GERDA MOLL » MHG 1927,496 «

»Hummelfigur mit Schnapsbechern« (2017) 925er Silber, Holz Foto: Gerda Moll

134 »Das Chronometer hat mich dazu inspiriert, ein Buch über mittelalterliche Seefahrtgeschichten aus der niederländischen Stadt Hoorn einzubinden. Ich wählte eine bewusst abstrakte Gestaltung mit außergewöhnlichen Materialien, um Altes und Neues miteinander zu verbinden. Noch heute wird das Chronometer für die Navigation auf See genutzt. CHRISTINE SIEBER AdK Hufnerstraße 20 22083 Hamburg 01520 6326530 CHRISTINE SIEBER « MHG 1985,81

»Jonge Helden« (2022) Bucheinband, Wasserschlangenleder, Polycarbonat, lackiert mit Autolack Foto: Samira Heidari Nami

136 Ich befasse mich seit Langem mit dem Thema Tischkultur. Deshalb fasziniert mich der Löffelständer aus dem 18. Jahrhundert. Die Tischgewohnheiten haben sich seitdem längst gewandelt. Die Leute trinken heute bevorzugt aus Bechern, sodass eine Untertasse fehlt, die als Ablage für den Löffel dient. Ich halte daher einen Löffelständer mit integriertem Zuckergefäß für sehr zeitgemäß. EVA SÖRENSEN AdK Gerichtstraße 12–13 13347 Berlin 030 46065546 info@eva-soerensen.de www.eva-soerensen.de instagram.com/soerenseneva EVA SÖRENSEN » « MHG 1939,82

Löffelständer mit Zuckergefäß (2022) 925er Silber, Emaille Foto: Eva Sörensen

Die II. Biennale angewandter Kunst im Museum für Hamburgische Geschichte fällt mit dem 100.Geburtstag des Museums zusammen, das Hamburgs erster Oberbaudirektor Fritz Schumacher unter Einfügung zahlreicher kunsthandwerklicher Relikte aus verschiedenen Jahrhunderten der Stadtgeschichte selbst als ein Gesamtkunstwerk angewandter Kunst entworfen hat. Grund genug für Hamburgs Kunst- handwerker*innen, dem Haus am Holstenwall ihre Reverenz zu erweisen und den unglaublich reichen Sammlungsbestand in aktuellen Arbeiten zu reflektieren, zu kommentieren oder kritisch zu hinterfragen. Wohl noch nie haben sich zeitgenössische Künstler*innen so umfassend und facettenreich mit diesem Museum und seinen zahlreichen Zeugnissen zur bewegten Vergangenheit der Stadt auseinandergesetzt. Die Ausstellung »Inspiration Geschichte« steht in unmittelbarem Bezug zu den Sammlungsobjekten und führt durch alle Abteilungen des Museums. So treffen Geschichte und Gegenwart immer wieder aufeinander und entwickeln überraschende Dialoge.

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