Leseprobe

Johannes Kühl HOMMAGE 1922– 1994

Johannes Kühl HOMMAGE 1922 –1994 Herausgegeben von der KUNSTAUSSTELLUNG KÜHL Sandstein Verlag

4 Der Maler Johannes Kühl Erinnerung an meinen Vater aus Anlass seines 100. Geburtstags Sophia-Therese Schmidt-Kühl Galeristin der KUNSTAUSSTELLUNG KÜHL In den Augen eines Kindes ist der Beruf der Eltern untrennbar mit deren Persönlichkeit verbunden und stellt einen mehr oder minder wichtigen Teil der geliebten Person dar. Die vielfältigen Anforderungen meines Vaters als Galerist durchzogen und prägten zugleich das familiäre Miteinander. Selbst im Sommer- undWinterurlaub an der Ostsee erlebten wir neben ursprünglicher Natur reichlich bildende Kunst und Konzerte. Nachgesandte Geschäftspost von Kunden und Künstlern beantwortete er am Strand handschriftlich auf besonderen Postkarten. So manches Mal durften wir Kinder an seiner Seite auch die Rostocker Kunsthalle durch den Diensteingang betreten, wo uns Direktor Dr. Horst Zimmermann durch das Museum begleitete. Noch in den 1950er Jahren vor einer unbebauten Wiese stehend, hatte er vorausschauend Johannes Kühl um Unterstützung einer guten Sammlung gebeten. Durch direkte Vermittlung realisierte er dies uneigennützig über etliche Jahre. Dass die Berufung zum Maler die erste Lebenshälfte bestimmte, trat erst schrittweise in mein Bewusstsein. Dafür sorgte auch seine Neigung, um persönliche Dinge und Geschehnisse ein Geheimnis auszubreiten, welches er nur in seltenen Augenblicken offenbarte. Eine leise Ahnung bekam ich mit vier Jahren, als ich in einem winzigen Eckhaus in der Dresdner Dammstraße 8, direkt am Blauen Wunder gelegen, die Stufen einer hölzernen Treppe erklommund plötzlich vor Malpaletten voller Farbe stand. Ich befand mich in seinem Atelier – er hatte es in den Jahren von 1947 bis etwa 1965 gemietet. Viele Jahre später schenkte mir mein Vater zum 20. Geburtstag ein kleines Ölbild mit dem Interieur seines Ateliers aus der Vorkriegszeit. Es war mir Freude und Ansporn zugleich, hatte er doch meine damalig begonnene Ausbildung an der Abendschule der Kunsthochschule wohlwollend begleitet. Während ich meine Mutter Anneliese Kühl, die auch an der Kunsthochschule studiert hatte, zeichnend und malend, applizierend und Schmuck fertigend erlebte, konzentrierte sich Johannes Kühl nach Übernahme der väterlichen Galerie im Jahr 1965 ausschließlich auf die Unternehmungsführung. Für die ursprüngliche Passion war keine Zeit mehr. Die Fülle seines Schaffens blieb über Jahrzehnte im Verborgenen. Selbst an den Wänden der elterlichen Wohnung befanden sich nur wenige Arbeiten. Ein Bild muss ihm jedoch besonders am Herzen gelegen haben, es war im Büro der Galerie zu sehen und zeigte die von ihm hochverehrte Mutter Johanna Margarethe, lesend auf dem Canapé. Gut denkbar, dass die stille feine Dame auf der Leinwand dem Sohn Kraftquelle seiner Existenz war. Einer umfassenden Präsentation des öffentlich weitgehend unbekannten Schaffens stimmte Johannes Kühl erst 1992, im Jahr seines 70. Geburtstags zu. Das Dresdner Kupferstich-Kabinett ehrte den Jubilar mit einer Personalausstellung. Im selben Jahr richtete der Bruder Christoph Kühl, ebenfalls Galerist, eine opulente Schau mit über 60 Gemälden und Arbeiten auf Papier in Hannover aus. Beide Ausstellungen gaben mir erstmals die Gelegenheit, einen wirklichen Einblick in das künstlerische Werk meines Vaters zu erhalten. Fasziniert stand ich vor den lichtdurchfluteten Dresdner Motiven wie dem Liebespaar an der Elbe, Müttern mit ihren Kindern im Großen Garten und auf der Brühlschen Terrasse, Frauen beim Wäschetrocknen auf den Elbwiesen, belebten Straßen, Dresdner Schlössern und vielen anderen städtischen Szenerien, die das Leben der Vorkriegsjahre zwischen 1940 und 1943 schilderten. Doch diese Gemälde waren fast vollständig verkauft. Christoph Kühl strahlte: Die Werkvorstellung des

5 Dresdner Bruders aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der hannoverischen Galerie war ein voller Erfolg. Für Johannes Kühl bedeutete es die glückliche Erfüllung eines Lebenstraums und zugleich ein trauriges Abschiednehmen von seinen Bildern. Zwei Jahre später verstarb mein Vater unerwartet. 1997 organisierte Ulrike Haßler-Schobbert eine Gedächtnisausstellung im Dresdner Leonhardi-­ Museum mit Leihgaben der Hannoveraner Kühls. Das Vorwort im begleitenden Katalog verfasste der Kunsthistoriker Dr. Diether Schmidt. Das Leben von Johannes Kühl war ein Leben für die Kunst – mit der Entscheidung für eine Ausbildung zum Maler und später im Engagement für andere Künstler. Nach einer kurzen Zeit an der privaten Dresdner Kunstschule Richter begann 1938 das Studium für den 16-Jährigen, dem Jüngsten an der Akademie der Bildenden Künste Dresden, welches er als Meisterschüler bei dem Spätimpressionisten Rudolph Schramm-Zittau abschloss. 22-jährig als Soldat eingezogen, dann in amerikanischer und französischer Kriegsgefangenschaft interniert, folgte im April 1946 die Rückkehr nach Dresden. Glücklicherweise lebten die Eltern noch. Die Familie stand vor einem zerbombtenWohnhaus in der Zittauer Straße 15 und demSchuttberg des väterlichen Geschäfts im Stadtzentrum, in der Kleinen Brüdergasse 21, in Nähe der gotischen Sophienkirche. Von den Geschwistern war Maria schwer kriegstraumatisiert, Christoph wurde in Hannover ansässig. Unter großen Mühen und mit viel Unterstützung begann Heinrich Kühl mit dem Wiederaufbau seiner Kunsthandlung an einer neuen Adresse. Von großer Sensibilität und einemungebrochenen Idealismus Johannes Kühls zeugt die künstlerische Dokumentation der in Trümmern liegenden Heimatstadt. Bereits 1946 erfolgten erste Ankäufe durch die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden undweitereMuseen, vor allemaber über den Verband Bildender Künstler, der beim Kulturfonds DDR-Künstlerförderungen beantragte. Als sich sein Stil ab 1947 von realistischen Sujets, dem Malerischen, Klassischen, Expressiven, Abstrakten bis hin zum Informel wandelte und er sich dem freien Fluss seiner Empfindungswelt hingab, wurden diese Arbeiten vor dem Hintergrund der Formalismus-Debatte heftig kritisiert. In der »Sächsischen Zeitung« war von einem »Maler der Gosse« zu lesen und 1957 formulierte Artur Dänhardt: Seine Kunst habe »weder hier noch anderswo in unserer Republik eine Berechtigung«, da ihr »Nihilismus« nicht Auffassung der SED sei. Heinrich Kühl war ihm in dieser schwierigen Phase eine große Stütze, er begleitete ihn als Künstler, stellte dieWerke aus, vermittelte sie und machte sie einem großen Publikum bekannt. Außerdem gehörte Johannes Kühl 1953 zu den Gründungsmitgliedern der Genossenschaft 1, 2 Johannes und Anneliese Kühl mit ihren Töchtern am Ostseestrand, 1965

6 Bildender Künstler mit der dazugehörigen Galerie »Kunst der Zeit«, die sich zu einer wichtigen Ausstellungs- und Verkaufsplattform entwickelte. Charakteristisch für das experimentelle Agieren von Johannes Kühl ist das bewusste Eingreifen: Durch feine Linien und Punkte oder kräftig-breite Pinselschwünge, mitunter auch durch ungewöhnliche Arbeitsmittel wie Schallplatten, entstehen flächig angelegte Bewegungen, die spannungsgeladen den Bildraum durchqueren. Detailreiche Formen und Strukturen in kostbarem Farbklang, z.T. auch monochrom, im feinnervigen Gespinst eingebunden, sind nie verlorene Dinge; alles steht miteinander im Zusammenhang wie Ursache und Wirkung. In Themen wie Theater und Zirkus variiert der Balanceakt des Lebens. Titel wie »Reifendes Leben«, »Versuch neuer Ordnung«, »Erstarrtes Gefangenes lebt«, »Schwebend im Unbekannten«, »Brücke über Treibendes«, »Strahlenkranz der Pflanzen« verweisen auf die seelische Verarbeitung der Kriegserlebnisse und auf die Hoffnung auf eine besseren Zukunft. Nachdem er 32-jährig die Mutter verloren hatte, erlitt acht Jahre später der Vater Heinrich einen schweren Schlaganfall. Der ursprüngliche Plan, dieWeiterführung der Galerie durch den Sohn Christoph, den gelernten Buch- und Kunsthändler, oder durch die von ihm ausgebildete Tochter Maria zu sichern, war angesichts der Teilung Deutschlands undMarias Gesundheitszustands nicht umsetzbar. Bereits seit 1962 unterstützte Johannes Kühl seinen Vater, nach drei Jahren gemeinsamer Zeit und seinem Versprechen, auf die eigene künstlerische Laufbahn zu verzichten, führte er nach dessen Tod das Unternehmen allein weiter. Gleichwohl hat ihn die Hoffnung, sich eines fernen Tages nachWeitergabe der Verantwortung wieder seiner ersten Intention zu widmen, nie verlassen. Offenbar sollte im ländlichen Raum ein Rückzugsort entstehen. In Sohland/Lausitz bezog er gegen Ende der 80er Jahre ein altes ruinöses Gebäude als Wochenenddomizil. Unter demDach, zwischen Holzbalken und auf einer Staffelei standen seine Ölbilder scheinbar zufällig arrangiert. Sicher sollten sie zur Fortsetzung seiner Arbeit ermutigen, doch es kam nicht mehr dazu, sein Leben endete am 21. September 1994. Im Juni 2022 jährt sich der Geburtstag von Johannes Kühl zum 100. Mal. Grund genug, den Künstler mit einer Auswahl seiner Arbeiten zu würdigen. Seine eigenständige Handschrift in der Tradition der Dresdner Malschule kann als bereichernder Beitrag zur Kunstgeschichte gesehen werden. Als seine Tochter und Nachfolgerin der KUNSTAUSSTELLUNG KÜHL bin ich froh und dankbar, den Freunden unserer Galerie einen vielschichtigen Einblick in das wenig bekannte Œuvre meines Vaters Johannes Kühl ermöglichen zu können. 3 Ausstellungseröffnung »Johannes Kühl zum 70. Geburtstag« im Dresdner Kupferstich-Kabinett, Redner Prof. Wolfgang Holler, Johannes Kühl sitzend 1. Reihe li., 1992

7 Die Balance als Berufung Der Dresdner Maler Johannes Kühl zwischen Spätimpressionismus und Informel Paul Kaiser Direktor des Dresdner Instituts für Kulturstudien Eine Biografie kann man in Phasen teilen – die Facetten einer außergewöhnlichen Persönlichkeit lassen sich hingegen nur im Ganzen fassen. Aus diesem Dilemma hat die Galeristin Sophia-Therese SchmidtKühl (*1961) – Tochter desMalers, Galeristen und Kunstvermittlers Johannes Kühl (1922–1994) und seit 1994 seine Nachfolgerin als Inhaberin der KUNSTAUSSTELLUNG KÜHL – eine Tugend gemacht, indem sie das künstlerische Werk ihres Vaters chronologisch in zwei Ausstellungen sowie im vorliegenden Katalog vor Augen führt. Passend zur Vielfalt der Biografie von Johannes Kühl stellt sie in der ersten Exposition, welche die Schaffensjahre des Künstlers bis 1945 umfasst, imSchauraum der Galerie Arbeiten von denjenigen Akteuren vor, mit denen er nach Aufgabe seiner künstlerischen Tätigkeit und der durch den Tod seines Vaters Heinrich Kühl (1886–1965) notwendig gewordenen Übernahme der Galerieleitung eine besondere Bindung eingegangen war. Die Liste der in der Folge dort von ihm vertretenen Namen liest sich wie ein Who’s who prominenter Positionen und sie vereint gleichermaßenMaler, Grafiker und Bildhauer, welche die enorme Bedeutung der Dresdner Kunst der Nachkriegsjahrzehnte verkörpern. Unter denWeggefährten von Johannes Kühl, die im Freundeskreis um die Galerie verkehrten und die dort ihre lange von der SED-Kulturpolitik inkriminierten Positionen in Ausstellungen teils erstmals öffentlich machen konnten, befinden sich unter anderen Carl Lohse (1885–1965), Hermann Glöckner (1889–1987), Bernhard Kretzschmar (1889–1972), Johannes Beutner (1890–1960), AlbertWigand (1890–1978), Pol Cassel (1892–1945), Hans Jüchser (1894–1977), Erna Lincke (1899–1986), Hans Kinder (1900–1986), die Gebrüder Max (1900–1972) undWilhelmLachnit (1899–1962), Hans Christoph (1901 –1992), Ernst Hassebrauk (1905–1974), Dottore (Wolfgang G. Lehmann, 1935–2009), Max Uhlig (*1937), Gerda Lepke (*1939) und Klaus Dennhardt (*1941). Jene feine Auswahl verdeutlicht, dass es sich bei Johannes Kühl und demvon ihmprotegierten Künstlermilieu keineswegs um sogenannte DDR-Künstler handelt, sondern um deutsche Künstler mit sächsischer Prägung und nationaler Geltung. Also Künstler, die trotz der harten Brüche des 20. Jahrhunderts souveräneWege zur Entfaltung ihrer höchst unterschiedlichenŒuvres fanden. Die in der zweigeteilten Ausstellung vollzogene konzeptionelle Korrespondenz zwischen denWerken von Johannes Kühl und den Arbeiten seiner teils in langer Freundschaft verbundenen Kollegen stellt sein Werk in den Kontext der Dresdner Kunst. Aus gutem Grund, denn er war als Maler deren Hauptlinien selbst verpflichtet – angefangen vom retardierenden Spätimpressionismus sächsischer Prägung bis hin zu seinem immer noch weithin unbekannten Beitrag zum deutschen Informel in den 1950er und 1960er Jahren. Im Zwei-Diktaturen-Land Wer war aber Johannes Kühl als Künstler? Diese Frage stellte in einer Zeit des geglückten Erinnerns fast eine unbotmäßige Formulierung dar, muss aber angesichts der nach 1990 einsetzendenMarginalisierung ostdeutscher Kunst imwiedervereinten Deutschland gestellt werden. Kühls Tochter, die nunmehr bereits fast drei Jahrzehnte die Galerie mitunter durch ungeheure Turbulenzen und Wagnisse steuerte, hat der Darstellung der künstlerischen Entwicklungsgeschichte ihres Vaters in pointierter Weise Platz eingeräumt. Sie tat dies, indem sie die frühe Chronik des Schaffens mit der langen und durchaus mit Brüchen

12 Selbstbildnis mit rosa Kissen Ende der 30er Jahre · Öl auf Leinwand 50,5 × 65 cm · unsingniert

13 Selbst · Ende 1930er Jahre Pastell auf braunem Papier 50 × 39,5 cm · unsigniert

14 Die Heilige Familie (Brühlsche Terrasse) vor 1945 · Öl und Gouache auf Leinwand 59 × 48 cm · unsigniert

15 Blasewitzer Villa im Frühling 1943 · Öl auf Leinwand 60 × 80 cm · li.u. signiert

24 Schneeschmelze vor 1945 · Öl auf Leinwand 66 × 50,5 cm · unsigniert

25 Birken am Teich (bei Moritzburg) vor 1945 · Öl auf Leinwand 55 × 80 cm · unsigniert Teichmorgen (wohl Großteich in Moritzburg) 1945 · Öl auf Leinwand 50 × 80,5 cm · re.u. signiert und datiert

26 Johanna Margarethe Kühl, Mutter des Künstlers vor 1945 · Öl auf Leinwand 90 × 125 cm · unsigniert

27 Dame auf dem Spaziergang vor 1945 · Öl auf Leinwand 40 × 55 cm · unsigniert

46 Ostseestrand in Prerow nach 1945 · Aquarell 25 × 31 cm · li.u. signiert

47 Ostseestrand in Prerow nach 1945 · Tusche, Aquarell 42 × 51,5 cm · li.u. signiert

48 Der Weststrand in Prerow nach 1945 · Bleistift 21,4 × 13,7 cm · unsigniert

49 Sächsische Schweiz 1957 · Aquarell 47,5 × 61,5 cm · re.u. signiert

66 Trost der Natur 1957 · Gouache 44,5 × 50,5 cm · re.u. signiert

67 Entwürfe zu Figurinen aus farbigem Plexiglas für Fritz Gays Schattentheater »Das blaue Licht« 1959/60 · Gouache links: Schwarzes Männchen 60 × 42 cm · unsigniert rechts: Kuse 65 × 50 cm · unsigniert

68 Schwebend im Unbekannten 1957/58 · Gouache 42,8 × 60,6 cm · re.u. signiert

69 ohne Titel II 1963 · Gouache 42,7 × 61,7 cm · li.u. signiert

80 28.6.1922 geboren in Dresden als Sohn des Buch- und Kunsthändlers Heinrich August Kühl und der Kunstgewerblerin Johanna Margarethe Kühl, geb. Zimmermann (über die Mutter Nachfahre von Robert Schumann) Geschwister: Maria Anna Sophie (*1921), Heinrich Christoph (*1924) 1938 Besuch der Kunstschule Richter, Dresden 1938–1943 mit 16 Jahren Beginn des Studiums an der Akademie der Bildenden Künste Dresden, zugleich Studium der Kunstgeschichte an der TH Dresden und Studium der Malmaterialkunde bei Restaurator Knauer, Amt für Denkmalpflege 1940 Meisterschüler-Abschluss bei dem Spätimpressionisten Prof. Rudolph Schramm-Zittau; in den Semesterferien Arbeit als Reklame- und Dekorationsmaler 1942 Ehrenpreis der Stadt Dresden ab 1944 Soldat in Dänemark und am Niederrhein ab 1945 Gefangenschaft am Niederrhein – amerikanisch (Rheinsberg), französisch (Chartres) Februar 1945 Wohnhaus der Eltern auf der Zittauer Straße 15 durch Angriff auf Dresden zerstört 1946 Entlassung nach Hannover, da in Dresden ausgebombt April 1946 freischaffender Maler, Wohnung bei den Eltern in der Galerie-Etage Zittauer Str. 12 Seit 1946 Mitglied des Verbands Bildender Künstler Deutschlands (VBKD) 1946–1960 als freischaffender Maler beteiligt an Organisation und Aufbau vieler Ausstellungen des Verbands Bildender Künstler im Bezirk Dresden 1946 zahlreiche Ankäufe von Museen und öffentlichen Sammlungen 1947– etwa 1965 Atelier in Dresden-Loschwitz, am Körnerplatz, Dammstraße 8, 2. OG 1947 erste Beschäftigung mit gegenstandsloser Malerei; Gründungsmitglied der Künstlergruppe »Das Ufer« (Auflösung 1952), zahlreiche Gemeinschaftsausstellungen Biografie Johannes Karl Otto Kühl 8 Heinrich und Margarethe Kühl mit ihren Kindern: Christoph auf dem Arm, vorn li. Johannes, re. Maria, etwa 1925

81 1948 erste Ehe mit der Malerin Irmingard Liselotte Grünwald (geb. 1912 Bisamberg bei Wien, gest. 1986 in München), kinderlos; jährlicher Sommer- und Winterurlaub in Prerow/Ostsee auf dem Darß 1950–1960 Gastmitglied des VBK Berlin 1953 Mitbegründer und stellvertretender Vorsitzender der Genossenschaft Bildender Künstler Dresden mit der Verkaufsgalerie »Kunst der Zeit«; Mitglied der Jury, Leiter der Geschäftsführung (u.a. für Einkauf und Messe), verantwortlicher Leiter vieler Ausstellungen der Verkaufsgenossenschaften im Bezirk Dresden, auch in den Museen der Städte Bautzen, Zittau, Freiberg, Glauchau, Zwickau 1955/56 Auftrag Kunst am Bau 1956 Scheidung der Ehe mit Irmingard Grünwald 1957 in einer Kritik der »Sächsischen Zeitung« werden ihm »Nihilismus« seiner Werke vorgeworfen und er selbst als »Gossenmaler« bezeichnet 1958 zweite Ehe mit der Malerin und Grafikerin Anneliese Schneider, Geburt der Tochter Johanna-Maria seit 1960 gewählter Vertreter aller elf Verkaufsgenossenschaften der DDR in der Zentralleitung vom VBKD; Mitarbeit für »die schatten bühne fritz gay« durch Bühnenbild und Figuren zu »Das blaue Licht« (Es war Mitglied der UNIMA und die einzige Schattenbühne Europas, die mit modernen farbigen Schatten an die alte javanische Tradition anknüpfte.) 1961 Geburt der Tochter Sophia-Therese 1962 Gewerbeerlaubnis, im Oktober Übernahme des Unternehmens aufgrund des schwer kranken Vaters (Galerie auf 6 Räumen von 180 qm, weitere Räume der Etage wurden als Wohnung der Familie genutzt) 1962/63 Auftrag Kunst am Bau ca. 1964 Aufgabe der eigenen künstlerischen Karriere 1965 Tod des Vaters Heinrich Kühl 1979 Scheidung der zweiten Ehe mit Anneliese Kühl 1984–1989 Honorarvertrag mit Institut und Museum für Geschichte der Stadt Dresden über fachwissenschaftliche Gutachten 1990–1992 Erster Vorsitzender des Neuen Sächsischen Kunstvereins e.V.; stellvertretender Vorsitzender des Verbands der Kunst- und Antiquitätenhändler der DDR e.V. 1994 Tod in Bautzen, gemeinsames Grab mit den Eltern auf dem Urnenhain Dresden-Tolkewitz (Kühl/Zimmermann) AUSSTELLUNGEN (AUSWAHL) Beteiligungen an den Ausstellungen des Vereins Berliner Künstler und der Großen Berliner Kunstausstellung 1947–1952 zahlreiche Gemeinschaftsausstellungen der Künstlergruppe »Das Ufer« (Auflösung 1952), 1948 »Schau der Jüngsten« (ausgestellt: Gemälde »Fensterausblick« und »Elbufer«), Städtisches Museum Zwickau 1952 Staatliche Kunstsammlungen Dresden, September-Ausstellung Dresdner Künstler 1953 III. Deutsche Kunstausstellung (ausgestellt: »Der Dresdner Zwinger wird aufgebaut«, 1951/52, Aquarell, 60 × 80 cm, Slub, Fotothek Dresden 211 321/9) 1955 Johannes Kühl, »Aquarelle + chinesische Farbholzschnitte«, Kunsthandlung Liebig 1955/56 »Künstler aus Dresden«, Agentur des Rauhen Hauses Hamburg

82 1957 II. Bezirksausstellung Dresden, Albertinum, Brühlsche Terrasse 1958 und 1959 Verein Berliner Künstler, Lützowplatz 9 (Ausstellungskommission und Jury: u.a. Edmund Kesting, Paul Kuhfuss) 1961 Technische Hochschule Dresden, »Das Bauwerk in Malerei und Graphik« 1979 »Besinnung und Erneuerung, 25 Jahre KUNST DER ZEIT« (und Ausstellungen in weiteren Jahren in der Dresdner Galerie KUNST DER ZEIT) 1985 »Dresden mahnt«, Albertinum 1986 Galerie Rähnitzgasse, Dresden 1992 Personalausstellung zum 70. Geburtstag im Kupferstich-Kabinett Dresden und in der Galerie Christoph Kühl Hannover 1997 Gedächtnisausstellung zum 75. Geburtstag, Leonhardi-Museum Dresden 1997 »Dresdner Stadtansichten 1900–1945«, Stadtmuseum Dresden 2007 »Gegenwelten – Informelle Malerei aus der DDR am Beispiel Dresden«, Optisches Museum Jena 2010 »Sachsen amMeer«, Kunstsammlung Gera – Orangerie AUSSTELLUNGEN IN DER KUNSTAUSSTELLUNG KÜHL Im ständigen Angebot bei seinem Vater Heinrich Kühl und seiner Tochter Sophia-Therese Schmidt-Kühl ab 1947 fast jährlich mit Einzelwerken bei Heinrich Kühl, Beteiligungen bei Sophia-Therese Schmidt-Kühl 2007 »Informel. Spielarten und Grenzbereiche« 2009 »85 Jahre Kunstausstellung Kühl« 2010 »Ehrung für Prof. Dr. Diether Schmidt zum 80. Geburtstag, Künstlerfreunde stellen aus« (darunter Einzelwerke von Johannes Kühl) Erna Lincke (1899–1986), Hans Kinder (1900–1986), Johannes Kühl (1922–1994), im Kabinett: »Christine Schlegel zum 60. Geburtstag« 2011 »unverblümt und fein gestimmt – erfüllter Kosmos im gebannten Licht«, Künstler der Galerie 2012 »Wilhelm Lachnit – Umkreis und Schüler«, im Kabinett: »Johannes Kühl zum 90. Geburtstag« 2014 »Karl Otto Götz zum 100. Geburtstag – Surreale Werkgruppe der 40er Jahre«, zeitgleich: »Monotypien von Künstlern der Galerie«, darunter Werkgruppe von Johannes Kühl 2014 »90. Jubiläumsausstellung« 2017 »Gerda Lepke und Künstler der Galerie« 2020 »Focus und Sphäre. Gleichnisse des Daseins im Stillleben« 2022 »Der Maler Johannes Kühl. Hommage zum 100. Geburtstag« 9 Johannes Kühl mit seiner Mutter vor demWohnhaus Zittauer Straße 15, 1943

83 KUNST AM BAU 1955 neben anderen Künstlern Mitarbeit bei der Ausmalung des Altmarkt-Kellers Dresden 1956 Für »Café Prag« Dresden, Altmarkt West II, Hinterglasmalerei »Stadtbild Prag« (Prospekt), ca. 60 × 360 cm, Entwurf und Ausführung, Auftraggeber für beide Projekte: Rat der Stadt Dresden; Aufgrund mehrfacher Umgestaltungen vor 1989 sind beide Ausführungen nicht mehr vorhanden (Hinweis: Antje Kirsch, Projektleiterin, Verein Freie Akademie Kunst + Bau e.V.). 1962/63 großes Glasfenster (8 m Höhe) für Verwaltungsgebäude des FDGB Großenhain, Auftrag vom VEB Hochbauprojektierung Meißen. Heute ist das umgebaute Gebäude Sitz der AOK Großenhain, die Fenster sind nicht mehr sichtbar (Hinweis: Petra Ploschenz, Kreisbauamt Meißen, Heidrun Klöber, Stadtverwaltung Großenhain). PROJEKT 1960 Bühnenbild und Figuren von Johannes Kühl für farbiges Schattenspiel »Das blaue Licht«, Text + Regie Fritz Gay (1907–1969), Leiter des Figurentheaters »Die Schatten«; Fritz Gays zweite Inszenierung erlangte bereits internationale Anerkennung ANKÄUFE Ministerium für Kultur der DDR • Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR • Ministerium für Verkehr der DDR • Kunstfonds der DDR • Kulturfonds der DDR • Rat des Bezirkes Dresden • Rat der Stadt Dresden • TH Dresden • Verkehrshochschule Dresden • Baufachschule Zittau • Krankenhaus Johannstadt Dresden • Medizinische Akademie Dresden • Kliniksanatorium Gottleuba u.w. ARBEITEN IM BESITZ VON Staatliche Kunstsammlungen Dresden: Kupferstich-­ Kabinett Dresden, Puppentheatersammlung • Städtische Galerie Dresden • Städtische Kunstsammlungen Chemnitz • Museum der bildenden Künste Leipzig • Graphisches Kabinett Lindenau-Museum Altenburg • Münchner Stadtmuseum, Sammlung Puppentheater/Schaustellerei 10 Johannes Kühl als Freilichtmaler in Moritzburg bei Dresden (Motiv des Gemäldes: Schloss am Teich), etwa 1944 11 Sehnsuchtsort Atelier, Dachboden des Wochenenddomizils in Sohland/Lausitz, Aufnahme postum im Oktober 1994

9 783954 987054

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