Leseprobe

Renaissance wichtige Bezugspunkte für ihn sind, sieht man seinen Arbeiten sofort an. Seine Aufenthalte in Rom und Florenz spielen innerhalb seiner Biografie eine existenzielle Rolle und können als Ausgangspunkt seines Œuvres gesehen werden. Nach diesen ersten Zusammentreffen riss der Kontakt zu Ben Willikens und seiner Frau Sandy nicht mehr ab, und es entwickelte sich eine freundschaftliche Verbindung mit Atelierbesuchen in Stuttgart und Wallhausen. Ich hatte manches Mal die Einführungsrede von Renate Wiehager imOhr, die sie 2014 anlässlich eines Empfangs im Kunstmuseum Stuttgart hielt, und in der sie Ben Willikens im positivsten Sinne als »Menschenfänger« bezeichnete. Nur einige Monate später konnte ich die feierliche Einweihung des Leipziger Firmaments imMuseumder bildenden Künste Leipzigmiterleben. Mit fast 500 qmBildfläche ist es eines der größten modernen Deckengemälde Europas und stellt einen vorläufigenHöhepunkt in seinemWerk dar. Im Leipziger Firmament zitiert BenWillikens seine früheren Schaffensphasen, rekurriert aber auch auf die Zerstörung Leipzigs im Winter 1943. Der gewählte Eröffnungstag, der 4. Dezember 2014, erinnerte an die schwerste Bombardierung im Zweiten Weltkrieg, die Leipzig in den frühen Morgenstunden fast komplett zerstörte und einen Feuersturm entfachte: ein traumatisches Erlebnis für den 1939 in Leipzig Geborenen, der das Inferno als Vierjähriger miterlebte. Im Oktober 2018 gab es erneut einen konkreten Anlass für Ben Willikens zum Besuch des SCHAUWERK. In der Ausstellung HEIMVORTEIL, einer Auswahl deutscher Künstlerinnen und Künstler der Sammlung Schaufler, war Raum 348 wieder präsent. Beimgemeinsamen Essen imAnschluss an den offiziellen Teil der Eröffnungwar es Christiane Schaufler-Münch, die den ausdrücklichen Wunsch äußerte, eine monografische Ausstellungmit seinenWerken imSCHAUWERK auszurichten. BenWillikens griff diese Idee erfreut auf, und so starteten Svenja Frank und ich sehr schnell mit der Planung einer Einzelausstellung. Bald wurde klar, dass es eine große Retrospektive in fast allen Räumen des Museums werden sollte. Als Eröffnungstermin war das Frühjahr 2021 imGespräch, allerdings zwangen uns die 2020 und 2021 immer wiederkehrenden Pandemie-Phasen, den Ausstellungsbeginn ins Jahr 2022 zu verschieben. Mit je einem Raummodell ausgestattet, begannen wir parallel sowohl in Sindelfingen als auch inWallhausen, erste Ideen zu entwickeln. Bei den Arbeitstreffen inWallhausen konnten wir tiefer in das Werk einsteigen. Die Zusammenkünfte waren stets anregend und produktiv. AuchChristiane Schaufler-Münch begleitete uns gelegentlich. Bei jedemBesuch gab es neue Bilder zu sehen, denn auch hier schlugen sich die Lockvorherige Seite: Ausstellungsansicht Incontri. Zeitgenössische italienische Kunst – 20. 10. 2013–21. 9. 2014 – SCHAUWERK Sindelfingen – v. l. n. r.: Michelangelo Pistoletto / Ben Willikens / Pier Paolo Calzolari / Giulio Paolini

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