Leseprobe

128 Stabiles Angebot trotz Mangel »Als ich 1994 bei den DVB anfing, waren nur zwei Drittel der Fahrzeuge einsatzfähig. Die Kostendeckung lag bei 16,8 Prozent«, erinnert sich der damalige Vorstand Frank Müller-Eberstein. »Damals hatten wir bis zu 4 200 Mitarbeitende auf diverse Betriebshöfe verteilt. Die sahen teils abenteuerlich aus. Ich habe eine große Hochachtung vor denen bekommen, die unverzagt versuchten, trotz einer erheblichen Mangelwirtschaft insbesondere in den technischen Bereichen ein weitgehend stabiles Angebot zu erstellen.« Der damalige Vorstand macht deutlich, wie hoch der Modernisierungsbedarf nach der Wende ist. Vorstand und Betriebsrat müssen in jener Phase eng zusammenarbeiten, um die Strukturen umkrempeln zu können. Geld ist zwar da, doch das muss effizient eingesetzt werden. Voraussetzungen dafür sind eine gute Kommunikation und Organisation. Dazu gehört für Frank Müller-Eberstein auch, sich permanent in allen Verantwortungsbereichen einen Überblick über die tatsächliche Situation zu schaffen und zu erreichen, dass nur stimmige Informationen sowohl nach oben als auch nach unten vermittelt werden. »Insbesondere an der Art, Dinge nach oben geschönt und nicht wahrheitsgemäß weiterzugeben, ist bereits ein ganzer Staat kollabiert.« Als technischer Vorstand und Vorstandssprecher der DVB prägt Frank Müller-­ Eberstein die Entwicklung des Dresdner Nahverkehrs nach der Wende entscheidend mit. Großer Personalabbau der 1990er Jahre Dennoch: Die DVB müssen kürzertreten, ein Personalabbau ist nicht zu vermeiden. Von über 4 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern halbiert sich deren Zahl in den nächsten sechs Jahren um etwa die Hälfte. Die Kürzungen treffen vor allem diejenigen, die nicht im Alltagsgeschäft der Personenbeförderung integriert sind: Küchenkräfte, Kindergärtnerinnen und Kindergärtner, Personal von Ferienheimen. »Hinzu kamen die politisch belasteten Kräfte, die sich zuerst erneut bewähren mussten«, sagt Frank Müller-Eberstein. »Der damals notwendige Einstellungsstopp wirkt sich bis heute ungünstig auf die Personalsituation aus, weil praktisch eine ganze Generation der Belegschaft fehlt und nicht nachbesetzt werden konnte.«

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