Leseprobe

79 Die Kunst der Improvisation »Wir haben ein ganz besonderes Talent: Nämlich Notstände durch Improvisation in den Griff zu bekommen«, ist Max Korf überzeugt. »Denn man muss sich vor Augen führen: Arbeitsmittel und Werkzeuge sind knapp, die Betriebshöfe zerstört oder im besten Fall ohne Dach, sodass wir unter freiem Himmel die wenigen verbliebenen Straßenbahnwagen reparieren. Und trotzdem geht es irgendwie.« Dieses »Irgendwie« zeigt sich unter anderem darin, dass alles, was Achse und Räder hat und noch einigermaßen betriebsbereit ist, auf der Schiene zum Einsatz kommt. Werkzeug, Kräne, Bagger, Stahl, Glas – alles Mangelware Weil die Stahlproduktion für große Schienenelemente größtenteils in der westlichen Besatzungszone Deutschlands ansässig ist, hat die Dresdner Straßenbahn auch bei der Versorgung mit Schienen und Maschinen spürbare Probleme. Das Unternehmen behilft sich oftmals, indem es die Gleise nicht mehr befahrbarer Strecken ausbaut und die Schienen kurzerhand für Reparaturen an anderer Stelle benutzt. Die Wiederinbetriebnahme der wichtigsten Straßenbahnverbindungen hat dabei Vorrang, sodass nicht nur Die zerstörten Hallendächer des Betriebshofs Tolkewitz im Juli 1946. Eine folgenschwere Entscheidung Beim letzten Luftangriff auf Dresden am 17. April 1945 wird auch der Betriebshof Waltherstraße getroffen, in dem kurz zuvor zahlreiche schadhafte Straßenbahnwagen aus dem Stadtzentrum abgestellt wurden. Viele davon sind nun total zerstört.

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