Leseprobe

77 Gemeinsamer Kraftakt nach dem Inferno »Um uns herum nur Trümmer, Schutt und Krater – die komplette Zerstörung«, sagt Max Korf kopfschüttelnd, die Sorgenfalten im verstaubten Gesicht fast so tief wie die Krater, die die Bomben auf den Straßen gezeichnet haben. Im größten Chaos packt der Straßenbahnfahrer und Sohn von Paul Korf unmittelbar nach den Angriffen mit seinen Kolleginnen und Kollegen bei den Reparaturen mit an. »Straßen und Gleise instand setzen, Fahrdrähte reparieren, Leitungen ertüchtigen und dann auch noch all die Bahnen wieder zum Laufen zu bringen, die den Angriff irgendwie überlebt haben …« Mario Schatz erinnert sich noch deutlich an den provisorischen Pragmatismus, der in jenen Tagen herrscht. »Die Oberleitungen in der Stadt wurden an den Ruinen aufgehängt. Manchmal passierte es, dass so eine Ruine der Zugkraft nicht gewachsen war, dann fiel das Haus ein.« Mit einem selbst zusammengezimmerten Turmwagen werden auf der Pfotenhauerstraße 1946 Arbeiten an der Oberleitung durchgeführt. ­ Elegantes Relikt Dieser hübsch verzierte Fahrdrahtausleger, der heute an der historischen Wand in der Waltherstraße hängt, befindet sich bis 1983 an der Münchner Straße. Auch diese Strecke ist nach den Angriffen 1945 zerstört worden. 1953 wird die Linie 15 bis zur Nöthnitzer Straße wieder feierlich eröffnet.

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