Leseprobe

43 Wer ist die Spinne im Verkehrsnetz? Auf Seiten der Stadt setzt sich immer stärker eine Einsicht durch: Die Planung von Verkehrswegen und der Personennahverkehr prägen und formen den Städtebau. Sie gehören also eigentlich unter ein Dach und werden nun von kommunaler Hand koordiniert. Was so einfach klingt, besitzt eine längere Vorgeschichte, denn die Stadtverwaltung wollte aktiv an der Entwicklung des Verkehrsnetzes mitwirken, mehr Einfluss darauf besitzen und zugleich verhindern, dass die Bahn als Unternehmen mehr den Profit als das öffentliche Interesse an einer funktionierenden Mobilität im Auge hat. Mit der Kommunalisierung des Straßenbahnbetriebs gelingt es daher, die Interessen einer wachsenden Stadt auch verkehrsseitig abzubilden – und dass damit zugleich eine neue Einnahmequelle für Dresden entsteht, macht auch niemanden in der Verwaltung traurig. Dieser Schritt ist der Startpunkt des ÖPNV, wie wir ihn heute kennen: ein Mobilitätsangebot für alle, die in der Stadt zu einem bezahlbaren Preis von A über B nach C kommen möchten. 1906 – die große Vereinigung zu einer kommunalen Straßenbahn Endlich: Nach langen Verhandlungen und einem zermürbenden vertraglichen Hin und Her gelingt es der Stadt Dresden, die beiden Straßenbahngesellschaften und ihre gesamten Betriebsmittel den beiden Aktiengesellschaften abzukaufen. Für den Kaufpreis von rund 46 Millionen Mark nimmt die Stadt eine Schuldenanleihe von 40 Millionen Mark auf. Eine Mark entspricht der heutigen Kaufkraft von ungefähr 6,50 Euro. Willkommen bei der Städtischen Straßenbahn zu Dresden. Am 30. Dezember 1905 ist der Kauf der beiden Aktiengesellschaften abgeschlossen. Pünktlich zum Jahresanfang 1906 beginnt für Dresden eine neue Ära. Die Stadt hat jetzt einen einheitlichen und rein kommunal verantworteten Betrieb für die Personenbeförderung.

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