Leseprobe

40 Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist das Basisnetz der Dresdner Straßenbahnen in Betrieb und die Elektrifizierung abgeschlossen. Die Neubaustrecken und Netzerweiterungen, die zwischen 1906 und 1929 dazukommen, schaffen ein Streckennetz, das im Wesentlichen bis 1945 Bestand haben wird. Ein solch umfangreiches Nahverkehrssystem zu errichten, bedeutete einen riesigen Umgestaltungsprozess. Dieser sollte das Gesicht der Stadt verändern und damit auch das Leben aller Dresdnerinnen und Dresdner. Wachstum und noch kein Ende in Sicht Die Zahl der kleinen Fabriken und Unternehmen im Maschinenbau in Dresdens typischen Industrien Optik, Feinmechanik, Schokoladen und Genussmittel hat sich in den letzten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts noch einmal vervierfacht. Mit dem Wandel kommt der Handel. Die Bevölkerung wächst. 1905 leben über eine halbe Million Menschen in der Stadt. Die wollen mobil sein. Tradition trifft Moderne – Verkehrsplanung und Architektur In der Gründerzeit bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs wird in Dresden gebaut wie nie zuvor. Es schlägt die Stunde von Hans Erlwein. Unter der Führung des selbstbewussten Architekten und Stadtbaurats entstehen etwa 150 neue Industrie- und Zweckbauten. Bei Gebäuden wie dem Erlweinspeicher, dem Gaswerk Reick, den Neubauten der Gaststätte »Italienisches Dörfchen« und der Löwenapotheke am Altmarkt interpretiert er die Barocktraditionen architektonisch neu – sachlich, klar und dennoch ansprechend. Auch bei den Besprechungen in den einzelnen Geschäftsstellen der Verkehrsbetriebe ist Hans Erlwein beteiligt. Schließlich geht es dort darum, dass sich Hochbauamt, Tiefbauamt, Straßenbahn und einige weitere Verantwortliche immer auf dem Laufenden halten, gezielt miteinander absprechen und Baumaßnahmen miteinander koordinieren. Entsprechend eng hängen zu jener Zeit bereits die Planung von Straßenbahn und Stadtentwicklung zusammen. EINE STADT ALS BAUSTELLE AUF DEN GLEISEN DER MODERNE Das Flügelrad mit Stromblitzen für die Kragenspiegel der Straßenbahneruniformen versinnbildlichen den Stolz des Personals auf ihre elektrische Dresdner Straßenbahn.

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