Leseprobe

— 99 — 1 Herzog Ernst II. von Sachsen-GothaAltenburg Friedrich Wilhelm Doell 1788 · Gips 74 × 61 × 43 cm SSFG, Inv.-Nr. P230 Provenienz: Herzogliche Kunstsammlungen. 1745 als zweiter Sohn Herzog Friedrichs III. und seiner Gemahlin Luise Dorothea geboren, wurde Ernst Ludwig nach dem Tod seines älteren Bruders Friedrich 1756 Thronfolger. 1772 trat er als Herzog Ernst II. die Regierung des Herzogtums SachsenGotha-Altenburg an. Seit 1769 mit Charlotte Amalie von Sachsen-­ Meiningen vermählt, wurde er Vater von vier Söhnen, von denen allerdings zwei bereits im Kindesalter starben. Seit 1779 wurde daher sein zweitältester Sohn August auf die Regierungsnachfolge vorbereitet. Ernst II. zeichnete sich durch strenges Pflichtbewusstsein, Disziplin und äußerste Sparsamkeit aus. Er stand früh auf und widmete sich zeitig den Regierungsgeschäften; er pflegte einen geregelten Tagesablauf und achtete auf körperliche Abhärtung sowie regelmäßige Bewegung. Persönlich eher bedürfnislos, lagen ihm der Aufbau der herzoglichen Sammlungen sowie die Pflege der Naturwissenschaften besonders am Herzen. In vielerlei Hinsicht war er das genaue Gegenteil seines Sohns August, der sich weniger durch einen nüchternen Verstand als durch eine überbordende Phantasie leiten ließ. Der langjährig für den Gothaer Hof tätige Bildhauer Friedrich Wilhelm Doell schuf 1788 eine Porträtbüste Ernsts II. aus Gips, die den Herzog in Uniform und mit natürlichem Haar statt einer Perücke zeigte. Leider hat sich dieses Werk in Gotha nicht erhalten. Bei der vorliegenden Büste dürfte es sich jedoch um eine Variante davon handeln. FF Quellen und Literatur Thümmel 1818, v. a. S. 70–92; Beck [2012] 1868, S. 436; Rau 2003, S. 105 f., 288, Nr. 117; Greiling 2005. 2 Erbprinz August von Sachsen-GothaAltenburg Friedrich Wilhelm Doell um 1788/1792 · Gips gefirnist 59 × 43 × 27 cm SSFG, Inv.-Nr. P280 Provenienz: Herzogliche Kunstsammlungen. Herzog Augusts Vater Ernst II. baute Gotha in seiner Regierungszeit zu einem Zentrum der Naturwissenschaften und Künste aus. Er berief Künstler wie den französischen Bildhauer Jean-Antoine Houdon an seinen Hof und erweiterte die herzoglichen Kunstsammlungen. So könnten auch August und sein jüngerer Bruder Friedrich in Kontakt mit den am Hof wirkenden Künstlern gekommen sein, etwa mit Friedrich Wilhelm Doell. Der aus der Nähe von Hildburghausen stammende Bildhauer und Stuckateur hatte sich 1771 im Auftrag des damaligen Erbprinzen Ernst beim französischen Bildhauer Jean-Antoine Houdon in die Lehre begeben, nachdem dieser sein viel gerühmtes Talent auch am Gothaer Hof bewiesen hatte. Doell wurde nach seiner Rückkehr im Jahr 1781 zum Hofbildhauer in Gotha ernannt. Im Auftrag Herzog Ernsts II. richtete er eine Zeichenakademie und ein damit verbundenes Antikenkabinett ein. Künstlerisch wurde er beispielsweise für die Fürstenhäuser in Gotha, Anhalt-Dessau und Meiningen tätig. Während der Regierungszeit Ernsts II. fertigte er im Zeitraum von 1788 bis 1792 unter anderem einige Porträtbüsten an, darunter die der Herzogssöhne August und Friedrich, die als idealisiertes Paar vermutlich für einen repräsentativen Zweck konzipiert waren. Da die Prinzen sich von 1788 bis 1791 zu Studienzwecken 1 2

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