Leseprobe

— 82 — Während das erste Vorzimmer durch die Gipsreliefs von Doell und durch Marmorierung als einer etwas älteren Technik der Wandgestaltung bestimmt wird,8 wurde der Besucher im Audienzzimmer der Erbprinzessin mit auf glänzendem Atlas gemalten zarten Arabesken empfangen.9 Die abwechselnd gelbe und blaue Atlasseide erzeugte an der Wand einen feinen Schimmer und unterstrich charmant den besonderen Rang des Raums (Abb. 2).10 Die auf den seidenen Wandbespannungen ungemein leicht wirkenden floralen Arabesken verliehen dem Raum einen femininen Charakter. Die Arabeske – aus der Rocaille entwickelt – trat nach der Mitte des 18. Jahrhunderts einen Siegeszug durch die europäische Innenausstattung an und zählte zu den stilprägenden Elementen, die durch zahlreiche Stichwerke verbreitet wurden.11 Sie gehörte zu den verspielten, feinen Formen der Innenausstattung – im Audienzzimmer der Erbprinzessin prägte sie den gesamten Raum, dessen Wände rhythmisch in blaue und gelbe Kompartimente unterteilt waren, die ihrerseits wieder durch weiße Holzprofile bildmäßig eingefasst waren.12 Abb. 2 Unbekannter Künstler, bemalter Atlas, Rest der originalen Ausstattung des Audienzzimmers, um 1800. Stiftung Schloss Friedenstein Gotha Abb. 3 Unbekannter Künstler, Rückwand des Ersten Zimmers des Erbprinzen, Aquarell, Feder, zwischen 1801 und 1804. Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen MV, Schwerin

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